Keimzelle des Heider-VerlagsGladbachs älteste Druckerei schließt

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Die Geschäftsführer Hans-Martin Heider (2.v.l.) und Roberto Heider (2.v.r.) mit Jörg Jakobs (l.), der einen Teil des Druckgeschäfts und einige wenige Mitarbeiter wie Hans-Peter Westerich (r.) übernimmt.

Bergisch Gladbach – Eine Druckerei an der heutigen Hauptstraße in Bergisch Gladbach war 1889 die Keimzelle des Heider-Verlags. Mehr als 130 Jahre später schließt das Familienunternehmen Ende Juni seinen Druckerei-Bereich. Weggebrochene Druckaufträge hätten am Ende keine andere Wahl gelassen, sagt Hans-Martin Heider, der das Unternehmen in vierter Generation zusammen mit seinem Bruder Roberto führt.

„Wir wollten verantwortlich handeln, haben einen Sozialplan aufgestellt und mit Jörg Jakobs aus Erkelenz zudem einen zu uns passenden Partner gefunden, der einen Teil des Druckgeschäfts in einer neuen Gesellschaft in Köln-Mülheim fortführt“, sagt Geschäftsführer Hans-Martin Heider.

Keimzelle der Bergischen Landeszeitung

Betroffen von der Schließung der Druckerei mit Zeitungsrotation und der erst 2019 neu in Betrieb genommenen modernen Bogendruckmaschine sind nach Unternehmensangaben 65 fest angestellte Mitarbeiter.

Nur 15 Mitarbeitende können bleiben

Lediglich 15 von ihnen sollen in der weiterhin im Hause Heider an der Paffrather Straße verbleibenden Druckvorstufe, dem Digitaldruck und der Verwaltung bleiben können, fünf Kundenbetreuer sollen von Jörg Jakobs in der neu gegründeten Gesellschaft in Köln-Mülheim eingestellt werden. Die beiden Auszubildenden im Druckereibetrieb werden vom Kölner Medienhaus DuMont ins Druckzentrum der DuMont Druck Köln GmbH & Co. KG übernommen. Der Heider-Verlag bleibe mit vier Mitarbeitenden weiterhin am Standort in Bergisch Gladbach bestehen, so Roberto Heider.

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Ende Juni rollt die letzte Papierrolle an der Rotationsdruckmaschinebeim Familienunternehmen Heider an.

Rund 50 Kündigungen seien ausgesprochen worden, so Hans-Martin Heider. „Dieser Schritt fällt uns sehr schwer, auch weil wir zahlreiche langjährige und sehr engagierte Mitarbeiter haben“, sagt der Geschäftsführer. „Aber hätten wir jetzt nicht gehandelt, wären wir in Anbetracht der von Corona ausgelösten Auftragsverluste sowie der bestehenden Pensionszusagen absehbar auf eine Insolvenz zugesteuert. Dies galt es zu vermeiden. Jetzt waren wir noch in der Lage, mit dem Betriebsrat einen Sozialplan zu vereinbaren“, so der Geschäftsführer.

Große Betroffenheit bei der Belegschaft

Die Mitarbeiter seien es auch gewesen, die den Kontakt zu Unternehmer Jörg Jakobs hergestellt hätten, der ein ähnlich großes Druckunternehmen mit mehreren Standorten im Rheinland führt. „Wir haben schon eine Reihe von Druckgeschäften übernommen, aber nie war eins wie das der Familie Heider dabei, das so solide geführt worden ist“, sagt Jörg Jakobs beim Ortstermin in Bergisch Gladbach.

Nach großem Einsatz fürs Unternehmen in einer seit Jahren unter starkem Druck stehenden Branche ist die Betroffenheit bei den Mitarbeitern, die sich eine neue Arbeitsstelle suchen müssen, groß, wie ein Mitglied der Belegschaft berichtet. „Das tut weh“, sagt er. Schließlich seien auch noch eine Reihe Mini- und Midi-Jobber sowie Aushilfen von der Schließung der Druckerei betroffen.

Wehmut und Erinnerung an die Anfangsjahre

Wehmut schwingt mit, wenn der Familienvater von dem familiären Verhältnis im Unternehmen erzählt, das Johann Heider (1856-1941) 1889 an der heutigen Hauptstraße in der Gladbacher Stadtmitte gründete. Ab 1890 erschien in dem Druckhaus mit dem „Volksblatt für Gladbach und Umgegend“ eine der ersten Zeitungen in der Region. Sie war eine der Vorläuferinnen der 1949 erstmals unter dem Titel „Bergische Landeszeitung“ erschienenen Tageszeitung, die seit 1952 im Kölner Heinen-Verlag unter dem Dach der Kölnischen Rundschau herausgegeben wird und seit Jahrzehnten in Köln gedruckt wird.

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Unweit des Bergischen Löwen wurde  noch in den 50er Jahrenvon Hand gesetzt.

„Wir haben mit unseren Mitarbeitern allen Stürmen immer getrotzt, aber was wir jetzt noch einmal an Druckaufträgen verloren haben, zieht uns so weit runter, dass es nicht mehr weiter gegangen wäre.“ Zudem sei eine weitere Skalierung nach unten nicht machbar gewesen, begründet Hans-Martin Heider. Vor drei Jahren noch hatte der Heider-Verlag selbst eine neue Fachzeitung gegründet: die „Bergische Zeitung“ zu den Themen Bauen, Wohnen und Leben. Das Blatt sei unterdessen auch der Corona-Krise zum Opfer gefallen und habe Ende vergangenen Jahres eingestellt werden müssen, so Hans-Martin Heider.

Heider-Verlag soll weiterhin verlegen

Ansonsten aber werde der Heider-Verlag sämtliche Publikationen, darunter auch das erstmals 1926 erschienene Jahrbuch „Rheinisch-Bergischer Kalender“, weiter verlegen – auch wenn die Produkte dann nicht mehr im eigenen Haus gedruckt würden, sichert Hans-Martin Heider zu. Die verbliebenen Zeitungsdruckprodukte wie die Zeitung des Sozialverbands VdK oder die Teilauflage des Sportmagazins „Kicker“ übernehme die Druckerei Weiss in Monschau.

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Alle übrigen Druckkunden würden in gewohnter Qualität künftig von der von Jörg Jakobs in Köln-Mülheim gegründeten Heider Print und Medien GmbH betreut. Die Druckmaschinen sollen bis auf den Digitaldruck verkauft werden. Was mit den Räumlichkeiten auf dem Grundstück an der Paffrather Straße 102-116 geschehe, sei noch offen, sagt Roberto Heider. Zunächst geht dort Ende Juni, wenn man vom Digitaldruck absieht, ein Stück Geschichte der ältesten Druckerei in der Stadt zu Ende.

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