Der Streit um den neuen Skatepark geht in die nächste Runde. Anwohner aus Frankenforst wollen das Projekt aus Umweltgründen stoppen.
Bergisch GladbachAnwohner klagen gegen Skatepark an der Saaler Mühle

Der alte Skatepark an der Saaler Mühle in Bergisch Gladbach ist schon lange sehr verwahrlost und ramponiert.
Copyright: Uta Böker
Der Streit um die geplante Skateanlage in der Naherholungsanlage an der Saaler Mühle in Bergisch Gladbach nimmt Fahrt auf. Die Bürgergemeinschaft Alt-Frankenforst fordert das Aus für die Sportanlage im Naherholungsgebiet und will vor Gericht klagen. Die Stadtverwaltung reagiert prompt und sieht sich im Falle eines Prozesses nach eigenen Angaben gut aufgestellt.
Der Vorstand der Bürgergemeinschaft Frankenforst begründet seine Klage mit dem Umweltschutz und beruft sich dabei auf Paragraf 3 des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes. Dort sind die Voraussetzungen geregelt, die es Vereinigungen ermöglichen, Klagen gegen behördliche Entscheidungen in Umweltangelegenheiten einzulegen.
Die Bürgergemeinschaft interpretiert den Gesetzestext folgendermaßen: „Vom Umweltministerium NRW sind wir dazu berufen worden, mögliche rechtswidrige Eingriffe in die Natur, wenn nötig durch Klage, zu verhindern“, heißt es in einer Presseerklärung. Aus Sicht der Anwohnerinnen und Anwohner in Frankenforst sei „die Versiegelung großer Flächen im Landschaftsschutzgebiet rechtswidrig“.
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Der Stadt Bergisch Gladbach liegt die Baugenehmigung vor
Tonnen von Beton müssten gegossen werden, die Zulieferung erfolge auf „idyllischen Seewegen“, eine „Flutlichtanlage“ ermögliche lautstarke Aktivitäten bis 22 Uhr auf einem direkt am Wald gelegenen Grundstück. Es entstehe ein „Riesenbetonklotz“, mit schlechter Erreichbarkeit im Falle von Unfällen. „Der geplante Multicourt ist winzig und nur für kleine Kinder ernst zu nehmen“, wird außerdem kritisiert.
Die Stadtverwaltung sieht der Klage gelassen entgegen. Die Baugenehmigung liegt vor, damit stünde dem Problem rechtlich nichts mehr im Wege. So lud Bürgermeister Frank Stein, wie berichtet, bereits Ende Oktober als eine seiner letzten Amtshandlungen zum symbolischen Spatenstich für den Bau des Skateparks ein.

Die Animation zeigt, wie die Anlage inklusive Multicourt im Naherholungsgebiet Saaler Mühle aussehen soll.
Copyright: Landskate
Die von der Bürgergemeinschaft Frankenforst angeführten Kritikpunkte stuft die Stadtverwaltung in ihrer „Gegendarstellung“ als „irreführend und inhaltlich falsch“ ein. „Das wird kein Riesenbetonklotz, sondern es werden im Vergleich zum aktuellen Bestand über 500 Quadratmeter Fläche entsiegelt und sechs neue Solitärbäume gepflanzt“, sagt Daniela Fobbe-Klemm, Leiterin des Pressebüros. Beim Multicourt handele es sich um „ein hochdynamisches Kleinspielfeld für alle Altersklassen und Nutzungsweisen.
Der Begriff „Flutlichtanlage“ suggeriere eine intensivere Beleuchtung als tatsächlich geplant sei. Stattdessen sei eine energieeffiziente, präsenzgesteuerte LED-Beleuchtung vorgesehen, erläutert Fobbe-Klemm. Das Argument der schlechten Erreichbarkeit durch Rettungsdienste sei ebenfalls nicht zutreffend.
„Die Stadt steht weiterhin zu dem Projekt“, betont Fobbe-Klemm. Eine Baufirma sei bisher noch nicht vertraglich gebunden, könne jedoch bei klarer Faktenanlage rasch ins Projekt eingebunden werden.
Planungen für Skateanlage laufen schon seit vier Jahren
Die bestehende Halfpipe plus einigen kleineren Sprungelementen sind schon seit vielen Jahren dermaßen ramponiert, dass sie nicht mehr genutzt werden – zu groß ist das Verletzungsrisiko. Gleiches gilt für den zur Anlage gehörenden Bolzplatz.
Vier Jahre laufen die Planungen für die neue 1,2 Millionen Euro teure neue Sportanlage bereits – begleitet von Protesten und Sorgen der Nachbarschaft im benachbarten Wohnviertel Frankenforst. Unterschriftenaktionen und Petitionen wurden auf den Weg gebracht. Trotzdem fasste die Politik im Mai 2023 den Grundsatzbeschluss, den Skatepark als wichtiges Projekt der Jugendarbeit zu realisieren.
Anwohner befürchten, dass der Park zur Feiermeile wird
Die Bürgergemeinschaft Frankenforst begrüße es grundsätzlich ebenfalls, dass Jugendlichen mehr Sportmöglichkeiten im Stadtgebiet geboten werden. Darum habe sich Jutta Löchner als Vorsitzende zusammen mit einem Verein lange bemüht, sei aber bei der Stadt auf Desinteresse gestoßen.
Ein Hauptproblem sieht die Bürgergemeinschaft zudem am abgelegenen Standort. Befürchtet wird, dass Jugendliche den Park nicht als Sportanlage wahrnehmen, sondern er sich stattdessen zu einer nächtlichen Feiermeile ohne soziale Kontrolle entwickeln könnte. Eine schnelle Verwahrlosung der teuren Investition sei absehbar.
„Dieses Betonungetüm wird nie mehr verschwinden“, warnt der Vorstand, „viel besser passen an dieser Stelle Angebote für den Breitensport mit einem geringen Eingriff in die Natur.“ Es sei nicht nachzuvollziehen, warum der Landschaftsschutz zurückstehen sollte.
Zu den Meinungen der Bürgergemeinschaft, etwa bezüglich Bedarf, Erreichbarkeit oder Sinnhaftigkeit will sich die Stadtverwaltung nicht äußern. „Das Für und Wider ist in vielen Gesprächen und Austauschformaten erörtert wurden und besteht lediglich aus unterschiedlichen Standpunkten“, meint Fobbe-Klemm.
Das Konzept der Sportanlage
Der neue Skatepark ist von einem auf Skateanlagen spezialisierten Planungsbüro konzipiert worden – als Treffpunkt im öffentlichen Raum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Anfänger und Profis. Ergänzend wird ein Multifunktionscourt installiert, nutzbar für Fußball, Basketball und weitere Ballsportarten. Die Investitionskosten betragen 1,2 Millionen Euro, die Bauzeit beläuft sich auf drei Monate.
Statt eines Parks mit vielen Fertigbauelementen aus Metall auf Asphalt soll die zusammenhängende, barrierefreie Skateanlage aus sogenanntem Ortbeton vor Ort gegossen und installiert werden. Ortbeton gilt als geräuscharm, die Untersuchungen dazu sind in das Lärmschutzgutachten eingeflossen. Das Multi-Line-Konzept sieht neben linearen auch kreuzende und kreisförmige Fahrwege vor für Skateboard, BMX, Inline, Scooter sowie Rollstuhl-Skating. (ub)

