Doppelausstellung mit Wolfgang HeuwinkelGladbacher Künstler im Dialog mit Tunesier

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Das Foto zeigt den Künstler Wolfgang Heuwinkel

Wolfgang Heuwinkel stellt in der Thomas-Morus-Akademie aus

In der Thomas-Morus-Akademie stellen Wolfgang Heuwinkel und Nja Mahdaoui aus. Teils werden gemeinsam entwickelte Kunstwerke vorgestellt

Zwei unterschiedliche künstlerische Perspektiven sind auf überzeugende Weise vereint – in einer neuen Ausstellung in der Thomas-Morus-Akademie. „Orient und Okzident: Verbindende Zeichen“ ist der Titel. Zu sehen sind Arbeiten, die Wolfgang Heuwinkel aus Bergisch Gladbach und Nja Mahdaoui aus dem tunesischen La Marsa gemeinsam geschaffen haben.

Seit den 1990ern bekannt

Ihre künstlerische Zusammenarbeit entwickelte sich in den 1990er Jahren, die aktuelle Ausstellung zeigt also in dieser Zeit entstandene Werke, doch der Brückenschlag zwischen den Kulturen ist „aktueller denn je“, wie Heuwinkel sagt. Vor über 30 Jahren war der Bergisch Gladbacher Künstler bei einer Ausstellung im Goethe-Institut in Tunis zu Gast und nahm bei dieser Gelegenheit Kontakt auf zu seinem Künstlerkollegen Mahdaoui.

Damit trafen völlig verschiedene Ansätze aufeinander – Heuwinkels Papierkunst und Mahdaouis Kalligraphie. Trotz anfänglicher Vorbehalte gegenüber der Papierkunst schlug der tunesische Künstler schon bei der ersten Begegnung eine Zusammenarbeit vor. „Er ist ein sehr offener Typ“, sagt Heuwinkel dazu. Gemeinsame Arbeit Die beiden Künstler fassten ins Auge, gemeinsame Werke zu schaffen.

So bereitete Heuwinkel zunächst fünf Arbeiten vor, die Mahdaoui auf seine Art weiterbearbeitete. An große Farbflächen in Aquarelltechnik von Heuwinkel knüpfte Mahdaoui mit kalligraphischen Zutaten an – teils mit ebenfalls großflächig aufgetragenen Ornamenten, teils mit winzig kleinen. Wobei Mahdaouis Kalligraphie rein ornamental und also nicht lesbar ist. Das Resultat war durchaus verblüffend: Die beiden künstlerischen Ansätze ergänzten sich, es entstand etwas Gemeinsames, in dem sich beide Künstler wiederfinden konnten. „Alle waren beeindruckt“, sagt Heuwinkel. Die unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven hätten eine Synthese ergeben.

Offener Ausgang

„Ich habe die Arbeiten gemacht und ich wusste nicht, was dabei rauskommt“, sagt Heuwinkel zu dem ersten Versuch. Auch für Mahdaoui sei die gemeinsame Arbeit „ein Risiko“ gewesen: Er habe seine Kalligraphie mit „enormer Sicherheit“ auf die schon vorhandenen Aquarelle auftragen müssen, dabei musste der erste Versuch gelingen, um Heuwinkels Vorarbeit nicht zu zerstören. Angesichts der begeistert aufgenommenen Ergebnisse entwickelte sich eine Zusammenarbeit über Jahre. Nach den Arbeiten, die Heuwinkel vorbereitete und die Mahdaoui weiterbearbeitete, entstanden bei einem Besuch des Tunesiers in Bergisch Gladbach auch großformatige Werke, an denen beide Künstler gleichzeitig arbeiteten.

Dass Mahdaoui beim Weiterarbeiten an einem von Heuwinkel vorbereiteten Werk das richtige Fingerspitzengefühl zeigte, beeindruckt den Betrachter. Da werden in einer Arbeit Heuwinkels nach oben strebende Farbflächen mit kalligraphischen Zutaten fortgeführt, wo sich die feinen Striche Mahdaouis schließlich aufzulösen scheinen.

Ein andermal nimmt Mahdaoui die von Heuwinkel geschaffenen Einkerbungen im Papier auf seine Weise auf. Auch bei einer Arbeit mit zwei aufeinander liegenden Blättern glückt der Brückenschlag: Auf dem oberen Blatt verbindet Heuwinkel Aquarelltechnik und gerissenes Papier, während Mahdaoui mit großem Bogen kalligraphische Strukturen vom unteren zum oberen Blatt führt und damit eine Einheit herstellt. Auch bei großformatigen Arbeiten, bei denen beide Künstler sich großflächig ausbreiten können, zeigt sich eine Abstimmung der jeweiligen Beiträge, die zu einem glücklichen Gesamtergebnis führt.

Das macht Mut für weitere Experimente, die Zutaten aus unterschiedlichen Kulturen verbinden.


Eröffnung der Ausstellung in der Reihe „Kunstbegegnung Bensberg“ am heutigen Montag, 22. Mai, 19 Uhr, in der Thomas-Morus-Akademie, Overather Straße 51-53. Die Ausstellung bleibt bis 10. September geöffnet, täglich 9 bis 18 Uhr.

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