Klassik, Klezmer und Sinti-Jazz erklingt bei einem "Festival alla Zingarese" im Ratssaal Bensberg in Bergisch Gladbach. Das Philomena-Franz-Forum lädt ein.
Programm in Bergisch GladbachFestival blickt auf Musik der Sinti und Roma in Europa
Zu einem „Festival alla Zingarese“ lädt das Philomena-Franz-Forum ein. Der Verein mit Sitz in Rösrath stellt ein groß angelegtes Musikprogramm auf die Beine, er wird dabei von vielen Seiten unterstützt. Am Samstag, 23. November, ab 16 Uhr, sind im Ratssaal Bensberg rund fünf Stunden Konzert und zwei Pausen geplant. In einer Art Rundumschlag wird die Vielfalt der Musik, die von der Musikkultur der Sinti und Roma beeinflusst ist, ausgebreitet.
Der Name des Festivals lehnt sich an die Bezeichnung des Klavierquartetts von Johannes Brahms an. Es ist Musik mit Einflüssen aus Deutschland, Österreich, Russland, Spanien, Italien, Ungarn und Rumänien zu hören – Klassik, Klezmer und Sinti-Jazz. Der erste Teil des Programms bietet eine Auswahl der „Zigeunerlieder “ von Johannes Brahms, eine Arie aus dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß junior, „Zigeunerweisen“ von Pablo de Sarasate, „Tzigane“ von Maurice Ravel, Arien aus der Oper „Aleko“ von Sergej Rachmaninow und die „Ungarische Rhapsodie“ von Franz Liszt.
Klassik, Klezmer und Sinti-Jazz
Der zweite Teil des Programms umfasst „Impressions d'enfance“ von George Enescu und Musik unter der Überschrift „Klezmer Meets Gipsy“, präsentiert von Igor Epstein (Violine) und der Band „Klezmer Tov“ aus Köln. Im dritten Teil des Programms erklingt „Trois morceaux: Rêve, Humoresque, Menuetto“ von Franz von Vecsey, außerdem „La Valse triste“ von György Cziffra und weitere Stücke des zeitgenössischen Komponisten (1921 – 1994). Dann folgt ein „Finale Zingarese“ mit dem Ensemble June Heilig aus Essen und Sinti-und-Roma-Swing.
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Neben der schon genannten Band „Klezmer Tov“ und Geiger Igor Epstein sowie dem Ensemble June Heilig sind eine Reihe weiterer hochkarätiger Musikerinnen und Musiker an dem Festivalprogramm beteiligt: Ruth Theresa Fiedler (Sopran), Alexander Lifland (Violine), Jurate Cickeviciute (Viola), Lev Gordon (Violoncello) und Roman Salyutov (Klavier), im zweiten und dritten Teil des Programms außerdem Judith Stapf (Violine) und Rainer M. Klaas (Klavier). Matthias Buth, Vorsitzender des Philomena-Franz-Forums, und Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein begrüßen das Festival-Publikum, auch wissenschaftliche Beiträge des Leipziger Musikwissenschafts-Professors Helmut Loos und von Pianist Rainer M. Klaas, der den Roma-Pianisten György Cziffra würdigt, gehören zum Programm. Ein Beitrag von Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, ist angefragt.
Einflüsse der "zingaresischen" Musik
Pianist Rainer M. Klaas bringt sich aber nicht nur mit seinem Spiel und seinen Ausführungen zu György Cziffra ein – er hat sich intensiv in das Thema der Einflüsse der Sinti-und-Roma-Musik in der europäischen Musikkultur eingearbeitet und als künstlerischer Leiter das Festival-Programm wesentlich gestaltet. „Interessant zu hören wird es auf jeden Fall sein, das verspreche ich“, sagt der Musiker aus Recklinghausen.
Mit dem Musikprogramm könnten Interessierte „einen neuen Blick werfen auf Europa“, sagt Buth: Die Einflüsse der „zingaresischen“ Musik würden bisher zu wenig wahrgenommen, auch in der Wissenschaft. Das Festival solle einen Anstoß geben, das zu ändern. Das Festival wolle an das Leben von Philomena Franz (1922 – 2022) anknüpfen und damit „neue Horizonte öffnen, den Klangsprachen Europas ein Forum geben in der Erkenntnis, dass unser Kontinent über Musik zu einem inneren Verständnis finden kann“, heißt es in der Ankündigung.
Dass das Philomena-Franz-Forum ein so ambitioniertes Programm gestalten kann, verdankt es der Unterstützung von vielen Seiten – durch den Landschaftsverband Rheinland, die Kulturstiftung der Kreissparkasse, die Stadt Bergisch Gladbach, die den Saal kostenlos bereitstellt und sich so vor ihrer verstorbenen Ehrenbürgerin Philomena Franz verbeugt, und die Bethe-Stiftung, die Spenden bis zu 4000 Euro verdoppelt. „Das Thema ist für die Bethe-Stiftung im Grunde wie gemacht“, sagt Altbürgermeister Lutz Urbach für die Stiftung. Auch Sängerin Ruth Theresa Fiedler sieht das Festival als besondere Gelegenheit – sie will die „etwas erdigeren Farben“ ihrer Stimme zu Gehör bringen. An den Bezug von Philomena Franz zur Musik erinnert Buth: „Sie hat immer gesagt: Ohne Singen hätte ich Auschwitz nicht überlebt.“
Freier Eintritt und Bitte um Spenden im Vorfeld
Interessierte an dem „Festival alla Zingarese“ sind gebeten, sich per E-Mail unter mail@Philomena-Franz-Forum.de anzumelden. Die Vergabe der rund 200 Sitzplätze im Ratssaal erfolgt aus organisatorischen Gründen nach dem 24. Oktober. Der Eintritt zum Festival ist frei. Imbiss und Getränke, die in den Pausen angeboten werden, werden gegen Spende abgegeben.
Zur Finanzierung sind auch im Vorfeld noch Spenden von Privatleuten und Sponsoren gefragt, die von der Bethe-Stiftung verdoppelt werden. Details stehen auf der Webseite des Philomena-Franz-Forums.