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Kein stilles ÖrtchenGladbacher Taxifahrer suchen oft vergebens nach einer Toilette

Lesezeit 3 Minuten

Ismail Kaygusuz ist Taxiunternehmer in Bergisch Gladbach. Im Beschwerdeausschuss schilderte er die Toiletten-Probleme.

Bergisch Gladbach – Die Taxifahrer in der Innenstadt haben ihre Not mit der Notdurft. Tagtäglich stehen sie vor diesem Problem. Vor allem nachts suchen sie oft verzweifelt nach einem Ort, an dem sie ihr Geschäft verrichten können. Ein öffentliches WC, das rund um die Uhr geöffnet hat, gibt es nicht.

Jetzt hat die Zunft ein Fünkchen Hoffnung. Der Ausschuss für Anregungen und Beschwerden dringt auf eine schnelle Lösung, auch wenn die Stadtverwaltung aus finanziellen und personellen Gründen keine Möglichkeit sieht, an diesem Zustand etwas zu ändern.

Am S-Bahnhof gibt es für Taxifahrer kein öffentliches WC

Ismail Kaygusuz, Taxifahrer seit 30 Jahren und Geschäftsführer eines Familienunternehmens, weiß, wie schlimm es sich anfühlt, wenn die Blase drückt. Deshalb hat er sich mit dem dringenden Bedürfnis an den Ausschuss für Anregungen und Beschwerden gewandt: „Wir haben im Stadtzentrum keinen Zugang zu öffentlichen Toiletten.“ Im Umkreis der beiden rund um die Uhr besetzten Taxistände an der S-Bahnhaltestelle und am Rathaus Stadtmitte gibt es weit und breit kein stilles Örtchen.

„Die Fahrer am S-Bahnhof müssen ihr kleines, manchmal auch großes Geschäft im Gebüsch oder hinter dem Marktkauf erledigen.“ Am Standort am Rathaus sei Wildpinkeln ebenfalls die einzige Lösung: „Hinter dem Rathaus und am Charly-Vollmann-Platz“, schildert Kaygusuz die unangenehme und peinliche Situation seiner Kollegen, „wir haben auch Damen, die Taxi fahren.“ Seit alles geschlossen ist, hat sich für die Taxifahrer die Situation noch verschlimmert: „Keine einzige Kneipe hat nachts auf.“

Ein Toilette ist Menschenrecht

Vor Ausbruch der Pandemie habe man sich arrangiert, indem man dort um Einlass gebeten habe. Kaygusuz macht den Vorschlag: „Die Taxifahrer sollen schnell den Schlüssel für die Toilette bekommen, die auch die Busfahrer benutzen.“ Dabei handelt es sich um die öffentliche Behindertentoilette am Bussteig 8 bis 10, die vom städtischen Immobilienbetrieb betreut wird. Sie ist nur mit einem gemieteten Schlüssel für Menschen mit Behinderung sowie für Fahrer der Linienbusse zugänglich.

Hinter Hauswände zu pinkeln, beschädige auch das Stadtbild, argumentiert der Taxiunternehmer: „Auf die Toilette zu gehen, wenn man muss, ist ein Menschenrecht. Wir sind doch hier in Mitteleuropa.“

Keine Abhilfe aus Sicht der Stadtverwaltung

Bei der Stadtverwaltung ist die Toiletten-Situation der Taxifahrer seit Jahren bekannt. Sie gesteht in ihrer Stellungnahme auch ein, dass die Verfügbarkeit von öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet, die rund um die Uhr geöffnet sind, unbefriedigend ist. „Aus finanziellen und personellen Gründen“ sieht sie jedoch „keine Möglichkeit, an diesem Zustand etwas zu ändern“.

Eine durchgängige Öffnung der Toiletten-Anlage am S-Bahnhof wird ohne regelmäßige Aufsicht kritisch gesehen. In der Vergangenheit seien dort Spritzen und Glasflaschen gefunden worden. Das Aufstellen von mobilen Toiletten sei bisher an der Bereitschaft der Taxiunternehmen gescheitert, die Kosten (Installation, Reinigung, Leerung) zu tragen.

Mit seinen Worten trifft der Taxiunternehmer den Nerv der Ausschussmitglieder: Kurzfristig, bis die Cafés wieder aufhaben, sollen Taxifahrer Schlüssel für das Busfahrer-WC am S-Bahnhof zur Verfügung gestellt bekommen, lautet der einstimmige Beschluss vom Dienstagabend.

Langfristig soll die Verwaltung ein Konzept erarbeiten, bei dem auch Taxistände in anderen Stadtteilen berücksichtigt werden, und es im zuständigen Fachausschuss vorstellen. „Der Schlüssel für die Busfahrer-Toilette ist nur ein Pflaster in der momentanen Notsituation“, sagt Walter Paduch (Grüne).

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In Refrath, Bensberg und anderen Stadtteilen sei die Situation nicht besser. „Auf die Gastronomen zu setzen, ist langfristig keine Lösung“, betont Claudia Casper (CDU). Ismail Kaygusuz bedankt sich, bevor er geht, mehrfach für das Verständnis.