Villa ZandersAusstellung in Bergisch Gladbach blickt auf Werke von Otto Freundlich und Martin Noël

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In seinen Arbeiten knüpfte Martin Noёl, hier ein Werk mit dem Titel „Palette“, an Arbeiten von Otto Freundlich an. Das zeigt eine Ausstellung im Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach.

In seinen Arbeiten knüpfte MartinNoёl, hier ein Werk mit dem Titel "Palette", an Arbeiten vonOtto Freundlich an. Das zeigt eine Ausstellung im Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach.

Auf die Beziehung zwischen dem Werk der Künstler Martin Noёl und Otto Freundlich blickt eine Ausstellung im Bergisch Gladbacher Kunstmuseum Villa Zanders.

In unterschiedlichen Epochen aktiv waren die Künstler Otto Freundlich (1878 – 1943) und Martin Noёl (1956 – 2010), doch in ihrem Schaffen finden sich bemerkenswerte Gemeinsamkeiten. Noёl erkannte die Modernität Freundlichs und knüpfte bewusst an dessen Schaffen an. Diese Beziehung zwischen den beiden Künstlern und ihrem Werk beleuchtet nun eine Ausstellung im Kunstmuseum Villa Zanders – unter dem Titel „Martin Noёl – Otto Freundlich. Die Entdeckung der Moderne“.

Otto Freundlich habe „bis heute nicht die Berühmtheit erlangt, die ihm gebührt“, sagt Petra Oelschlägel, die die Ausstellung kuratiert hat und sich mit diesem ambitionierten Projekt als Leiterin des Kunstmuseums verabschiedet (siehe Bericht unten). 1878 in Stolp in Pommern geboren, wuchs er in einer jüdischen, assimiliert lebenden Familie auf, und kam nach seinen Studien 1908 nach Paris, von wo er wichtige künstlerische Anregungen mitbrachte. So entwickelte er sich immer weiter vom Gegenständlichen zur Abstraktion.

Kunst und soziale Utopie

Zudem verband er seine künstlerische Arbeit mit politisch-philosophischen Schriften. „Er wollte, dass die Kunst ein utopischer Spiegel der Gesellschaft ist“, sagt Oelschlägel. Seine Ziele seien Demokratie, Toleranz und friedvolles Miteinander gewesen. Mit seiner Herkunft, seinem Denken und seinem künstlerischen Werk wurde er jedoch ein Hassobjekt des Naziregimes, bei der NS-Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ von 1937 diente Freundlichs Skulptur „Der große Kopf“ als Titelmotiv des Ausstellungsführers. 1943 wurde er von Nachbarn denunziert und starb vermutlich noch auf dem Weg ins KZ Lublin-Majdanek.

Das künstlerische Werk von Freundlich entdeckte Noёl, der 1956 in Berlin geboren wurde und später in Bonn lebte, für sich – ab 2002 beschäftigte er sich intensiv damit. So schuf er bis zu seinem Tod etwa 200 Arbeiten, die sich ausdrücklich auf Freundlich beziehen. „Es ging Martin Noёl nicht darum, Otto Freundlich zu kopieren“, sagt Oelschlägel. Vielmehr habe er das Werk Freundlichs „verinnerlicht“ und in diesem Geist eigene Arbeiten geschaffen.

Um Linien und Konturen geht es Martin Noёl in Arbeiten in Acryl auf Holz, die in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach ausgestellt sind.

Um Linien und Konturen geht es MartinNoёl in Arbeiten in Acryl auf Holz, die in derVilla Zanders in Bergisch Gladbach ausgestellt sind.

Dabei stand auch nicht ein bestimmtes Gemälde von Freundlich im Fokus, sondern es ging darum, seinen Umgang mit Linien aufzugreifen. Das will die Ausstellung in der Villa Zanders anschaulich machen. So sind in den einzelnen Ausstellungsräumen einzelne Arbeiten von Freundlich zu sehen – und dazu mehrere Arbeiten von Noёl, die sich darauf beziehen. Noёl habe „mit immer neuen Formen“ auf Freundlich Bezug genommen, erklärt Oelschlägel.

Dabei sind Konturen und Linien bei Noёl noch weitaus deutlicher als in Arbeiten von Freundlich. So schafft er in Acryl auf Holz Farbfelder in rechteckigen Formen, die äußerst reduziert sind, ohne viele Details – da ist nur die Farbfläche mit ihren Umrissen. Zugleich ist die Farbe in vielen Schichten aufgetragen, sie ist also dick und erhält einen fast objekthaften Charakter.

Linien sind auch in Arbeiten von Otto Freundlich von Bedeutung. Daran knüpfte Martin Noёl an, wie im Bergisch Gladbacher Kunsmuseum Villa Zanders zu sehen ist.

Linien sind auch in Arbeiten von Otto Freundlich von Bedeutung. Daran knüpfte Martin Noёl an, wie im Bergisch Gladbacher Kunsmuseum Villa Zanders zu sehen ist.

ch bei Werken in Postkartenform arbeitet Noёl in Schichten, bemalt sie und setzt darauf eine weitere Schicht mit geometrischen Formen. In weiteren Arbeiten ist der gesamte Untergrund – das kann neben einer Holzfläche auch mal einfach eine Weinkiste sein –mit Farbe bedeckt, allerdings sind unterschiedliche Farbfelder voneinander abgegrenzt, zwischen ihnen sind deutliche Linien zu sehen. Das Spiel mit der Linie geht auch mit wesentlich weniger Aufwand: mit Acrylfarbe auf einer Postkarte, wobei die bei Noёl entscheidenden Linien mit Bleistift aufgetragen werden.

Und dann sind in der Ausstellung noch ganz andere Arbeiten, in denen die Farbe im Vordergrund steht und nicht die Linie. Auch hier knüpft Noёl an Freundlich an, aber eben an seine Farbigkeit. So gibt es in Fine Art Prints nur Farbfelder, ohne Konturen, die verschwimmen. Weitere Arbeiten von Noёl in Acryl auf Metall, in denen es um Farbe geht, sind als „Palette“ betitelt: Da korrespondieren unterschiedliche Farben miteinander – die Farben auf einer solchen „Palette“ ließen sich für weitere Arbeiten verwenden, bei denen dann wieder die Linien dominieren könnten.

Vernissage ist am Sonntag, 24. März, 11.30 Uhr, im Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach. Die Ausstellung bleibt bis 25. August zu sehen und wird mit einem umfangreichen Programm begleitet. Die Öffnungszeiten und Einzelheiten zum Programm stehen online.

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