EhrenamtStadt sucht neue Leitung für Bergisch Gladbacher Schulmuseum

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Jugendliche sitzen auf historischen Schulbänken aus Holz. An der Tafel steht eine als Lehrerin in der früheren Zeit in einem schwarzen langen Kleid verkleidete Mitarbeiterin des Museums.

Herzstück des Schulmuseums in Bergisch Gladbach: Unterricht wie zu Kaisers Zeiten. Ehrenamtliche schlüpfen in die Lehrerrolle, auch Peter Joerißen (r.) gab ab und an den Schulmeister.

Bis Anfang 2024 soll die Nachfolge von Dr. Peter Joerißen (80) geregelt sein, fordert die Politik.

Beim Schulmuseum Katterbach steht eine personelle Änderung an. Der Kunsthistoriker Dr. Peter Joerißen hat die Museumsleitung aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Die Politik beauftragt die Stadtverwaltung, kurzfristig bis Anfang 2024 die Nachfolge zu regeln.

„Wie wir wissen, sucht Dr. Joerißen bereits seit seinem 80. Geburtstag im Mai nach einem Nachfolger“, berichtet Monika Lindberg-Bargstein (SPD), Vorsitzende im Ausschuss für Kultur und Bildung, am Dienstagabend. „Jetzt müssen wir schneller handeln als gedacht“, sagt sie mit Bedauern.

Mehr als 30.000 Exponate lagern im Museumsdepot

15 Jahre lang hat Peter Joerißen mit großem ehrenamtlichen Einsatz das Schulmuseum Katterbach geleitet und es überregional bekannt gemacht. Zum 150-jährigen Geburtstag der Volksschule Katterbach im Jahr 2021 wurde unter seiner fachmännischen Expertise die Ausstellung multimedial neugestaltet.

Die museale Präsentation der Schulgeschichte mit mehr als 30.000 Exponaten – einzigartig in der Region – deckt jetzt nicht nur den historischen Schulunterricht ab der Kaiserzeit ab. Es wird der Bogen in die Darstellung des digitalen Laptop-Zeitalters geschlagen. Dabei fließen die Erfahrungen der heutigen Grundschule in Katterbach ein. 30 bis 40 Gruppen im Monat nehmen an den Vorführungen teil.

Um die Weiterentwicklung des städtischen Museums zu sichern, ist aus Sicht der Politik eine wissenschaftliche Leitung unbedingt erforderlich. Veranschlagt werden für eine museale Fachkraft 30 000 Euro in dem Umfang von einer halben Stelle. Die Finanzierung soll ab dem Haushaltsjahr 2024 sichergestellt sein, so die Forderung der Politik.

Museum dient auch als Ausbildungsstätte für Referendare

„Der Betrieb wird erst einmal, gegebenenfalls mit Einschränkungen, weitergehen“, sagt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink auf Anfrage. Weiteres bleibe den Beratungen im Zusammenhang mit dem Haushalt und dem Stellenplan vorbehalten. Es könne allerdings schon jetzt resümiert werden, dass nicht nur bei der Politik, sondern auch bei der Verwaltung „ein großes Interesse erkennbar ist, das Schulmuseum in geeigneter Weise fortzuführen“.

An einem Tisch im Museum sitzt das ehrenamtliche Team des Museums. Auf dem Bildschirm eines Computers ist die neue Homepage zu sehen.

2022 gestaltete Daniel Alker (M.) mit seinem Team auf Initiative von Peter Joerißen (l.) den virtuellen Museumsrundgang.

„Es muss jemand kommen, der das professionell macht“, betont Willy Bartz (FDP) in der Ausschusssitzung, „sonst kann die Arbeit nicht in dieser Qualität fortgesetzt werden.“ Er hebt insbesondere die überregionale Bedeutung des Schulmuseums hervor. Die Einrichtung diene auch als Ausbildungsstätte für Lehramts-Referendare.

Für die Stadt ist es ein Geschenk des Himmels, dass wir so lange auf eine qualifizierte Leitung haben setzen können.
Brigit Bischhoff , CDU-Ratsfrau

Die museale Arbeit wird seit der Ausgliederung 2011 aus der städtischen Museumsverwaltung vom Förderverein als Träger der Einrichtung ausschließlich von Ehrenamtlern geleistet. Die engagierten Laien benötigten eine fachliche Anleitung, darin sind sich alle Fraktionen im Ausschuss für Kultur und Bildung einig. Die Stadt zahlt dem Förderverein bisher lediglich einen Betriebskostenzuschuss. Laut Stadtverwaltung beläuft sich die Summe auf 59.920 Euro für das Jahr 2023.

„Die von Peter Joerißen geleistete Arbeit ist beeindruckend. Ohne ihn hätte das Museum nicht die Bedeutung, die es heute hat“, spricht Ute Stauer (SPD) für alle im Saal. Birgit Bischoff (CDU) sagt: „Für die Stadt ist es   ein absoluter Glücksfall und ein Geschenk des Himmels, dass wir so lange auf eine qualifizierte Leitung haben setzen können.“ Für Grundschulklassen sei der Unterricht im historischen Klassenzimmer seit Jahren eine besondere Attraktion.


Die Geschichte des Schulmuseums

Das Schulmuseum hat die Stadt Bergisch Gladbach der Sammlung des Schulamtsdirektors Carl Cüppers (1920 – 2008) anlässlich der Schulreform1968 zu verdanken. Nach der Gründung von Hauptschulen und Schulzentren wurde das Inventar der Volksschulen nicht mehr genutzt. Vom alten System rettete Cüppers, was nicht mehr gebraucht wurde – und bildete so den Grundstock für das Schulmuseum in der ehemaligen Volksschule Katterbach.

Seit 1990 hat das Museum seinen Sitz im Altbau dieser Schule. Der im Jahr 2008 gegründete Förderverein übernahm 2011 die Trägerschaft des Museums.   Im Depot lagern etwa 8000 Schulwandbilder, 4400 Objekte aus dem früheren Handarbeitsunterricht, 1100 historische Schulfotos , 500 Grafiken, 16000 Schul- und Lehrerhandbücher sowie viele bis heute nicht vollständig erfasste Unterrichtsmaterialien – von der Schiefertafel bis zum Füllfederhalter.

Dr. Peter Joerißen konzipierte seine erste Sonderausstellung im Jahr 1984 zum Thema: „Die weite Welt im Klassenzimmer – Schulwandbilder von 1880 bis 1980“. Im Jahr 2000 präsentierte Joerißen die erste Dauerausstellung im Volksschulgebäude. Als Pensionär übernahm er dann 2008 den Vorsitz des Fördervereins sowie die Museumsleitung. (ub)

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