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PCB in der LuftSchule in Bergisch Gladbach ist mit Giftstoffen belastet

Lesezeit 3 Minuten
Man sieht das zweigeschossige Schulgebäude.

Dunkle Wolken über der Nelson-Mandela-Gesamtschule in Bergisch Gladbach. Das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. 

Die PCB-Messwerte an der Nelson-Mandela-Gesamtschule liegen in einigen Klassenzimmern über dem Grenzwert. Der Unterricht kann laut Stadtverwaltung trotzdem weiterlaufen.

Die Hiobsbotschaften bei den Schulen in Bergisch Gladbach reißen nicht ab: In der Nelson-Mandela Gesamtschule dünsten gesundheitsschädliche polychlorierte Biphenyle (PCB) in einige Klassenzimmer und Räume aus. Vereinzelt überschreiten die Messwerte die Schwellenwerte der geltenden Richtwerte, berichtet die Stadtverwaltung. Der Unterricht könne trotzdem weiterlaufen. Wie schwerwiegend die Verunreinigung des Schulgebäudes ist, soll nun eine Probesanierung in einem abgesperrten Gebäudeteil zeigen.

„Wir sind vor den Osterferien informiert worden“, berichtet Schulleiter Dieter Will – er hat seinen Nachnamen Wagner bei seiner Hochzeit geändert. „Wir müssen jetzt abwarten, was auf uns zukommt, sind aber positiv eingestellt“, bewahrt Will die Ruhe. An seiner Schule sei so weit alles gut. Die Schulpflegschaft sei informiert.

Quelle der Kontamination befindet sich in der Fugenmasse

Die erhöhten Messwerte in der Raumluft sind im Rahmen von Bauarbeiten zur Digitalisierung festgestellt worden. Die Quelle der als giftig geltenden Chlorverbindung befindet sich in der Fugenmasse zwischen Fertigbeton-Bauteilen und Beton-Fassadenelemente, heißt es in der Vorlage für den Ausschuss Schule und Gebäudewirtschaft, der am Dienstag, 6. Mai, tagt.

Bei Überschreitung des Vorsorgewertes ist gemäß PCB-Richtlinie NRW eine „mittelfristige“ Beseitigung der Ursache nötig, informiert die Verwaltung. Der für die Probesanierung ausgewählte Gebäudeteil – wo genau das ist, steht laut Will noch nicht fest – soll bis auf die tragende Konstruktion zurückgebaut werden, erläutert die Verwaltung das weitere Vorgehen. Die Erkenntnisse ermöglichten eine „fundierte Planung der weiteren Sanierungs- und Umbauschritte“, so die Hoffnung.

Gelingt die Sanierung nicht, müsste die Gesamtschule abgerissen werden

Dies sei vor allem im Hinblick auf „baubiologische und nutzungsbezogene Anforderungen“ wichtig, um zu klären, welche Arbeitsschutzmaßnahmen bei baulichen Eingriffen erforderlich seien. „Ziel ist die Gewährleistung einer sicheren Nutzung des Gebäudes unter Einhaltung insbesondere baulicher und gesundheitsrelevanter Notwendigkeiten“, heißt es verklausuliert im besten Verwaltungsdeutsch.

Es steht viel auf dem Spiel. Denn sollte es nicht möglich sein, die Konzentration der Kontaminierung zu beseitigen, müsste die Nelson-Mandela-Gesamtschule wie die Integrierte Gesamtschule Paffrath abgerissen und neu gebaut werden. „Angesichts der Kosten wäre das wohl der Super-GAU“, meint Will.

Probesanierung startet jetzt im Sommer

Deshalb hat er nachgefragt, ob denn damals bei der Sanierung des Gebäudekomplexes am Ahornweg vor 20 Jahren nicht gemessen wurde? Er habe die Antwort bekommen, dies sei nicht geschehen. „Das finde ich erstaunlich“, meint der Schulleiter.

Um möglichst realistische PCB-Raumluftwerte zu erhalten, soll die Probesanierung jetzt in den Sommermonaten mit den höchsten Temperaturen im Jahr umgesetzt werden. Die Kostenprognose beläuft sich auf 450.000 Euro.

Erst ein Jahr später könnten dann die Kontrollwerte zum Vergleich erhoben werden. „Für den Schulbetrieb brauchen wir natürlich Ersatz für die wegfallenden Räume“, betont Will. Dies betreffe Klassenzimmer, Aufenthaltsbereiche sowie Freizeitflächen, die für mindestens ein Jahr nicht genutzt werden könnten.

Als Lösung schlägt die Verwaltung vor, eine gebrauchte Container-Mensa anzuschaffen, Kostenpunkt: 98.000 Euro. Damit könne   nicht nur das Platzproblem in der Sanierungsphase gedeckt werden. Danach könne das Modulgebäude das generelle Problem der viel zu kleinen Mensa entschärfen. Immer wieder hat die Gesamtschule in den vergangenen Jahren kritisiert, dass die Mensa viel zu klein sei.

„Aber es ist ja so. Im Prinzip warten wir seit unserer Eröffnung 2013 darauf, dass die Stadt uns endlich mal gemäß der pädagogischen Bedürfnisse einer Gesamtschule ausbaut“, sagt Will.


PCB-Richtlinie regelt Sanierungsdringlichkeit

Die PCB-Richtlinie NRW aus dem Jahr 1996 legt fest, wie eine Belastung bewertet werden soll und definiert einen langfristig tolerablen „Vorsorgewert“ von 300 Nanogramm pro Kubikmeter Luft.

Die kritische Grenze liegt bei 3000 Nanogramm, von da an ist eine akute Gesundheitsgefahr nicht mehr auszuschließen, das heißt, das Gebäude darf nicht mehr genutzt werden.

Bei den Werten zwischen 300 und 3000 Nanogramm soll die Quelle der Verunreinigung in einem überschaubaren Zeitraum (mittelfristig) beseitigt werden. (ub)