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BeschwerdenWie die Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Bergisch Gladbach beschimpft werden

4 min
Ein Mann geht durch eine Pfütze, in der Konfetti liegt.

Nach einer Bürger-Beschwerde: Konfetti wird es bei den Bergisch Gladbacher Karnevalszügen nicht mehr geben.

Die Zahl der Bürger-Beschwerden in Bergisch Gladbach steigt. Die Mitarbeiter der Abteilung sind immer häufiger Beleidigungen ausgesetzt.

Ob illegaler entsorgter Müll, kaputte Straßen oder Parkplatzprobleme – die Zahl der Bürger-Beschwerden in Bergisch Gladbach steigt, darunter sind auch kuriose Eingaben. Dabei sind die Beschäftigten der zentralen Beschwerdestelle immer häufiger Anfeindungen und Beleidigungen ausgesetzt. Inzwischen sei es sehr wichtig geworden, die Belegschaft gegenüber „fadenscheinigen Vorwürfen“ in Schutz zu nehmen, heißt es im Jahresbericht 2023.

Wer sich in Bergisch Gladbach über Probleme beklagt, kann sich an die vier Beschäftigten des Zentralen Beschwerdemanagements wenden. Im Jahr 2023 sind 644 Eingaben eingegangen. Damit ist die Zahl der im Vergleich zu den 568 Beschwerden aus dem Vorjahr um 13 Prozent gestiegen.

Der Sanierungsstau der Straßen ist eins der Top-Aufreger

Die meisten Anfragen betrafen illegale Müllkippen an Altkleider- und Glascontainer, verdreckte Parktaschen und Straßenränder, das Mülltonnenproblem sowie Parkplatzprobleme, verbunden mit der Forderung nach Anlieger-frei-Straßen und mehr Parkverstoßkontrollen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Bearbeitungsdauer als zu lang empfunden wird.

Besonders anschaulich beschreibt ein Mann aus Leverkusen, der oft in die Stadt fahren muss, den desolaten Zustand einiger Straßen im Stadtgebiet: „Die Buchmühlenstraße ist eine reine Kraterlandschaft. Wenn man auf der Straße Am Stadion in Richtung Jakobstraße abbiegen will, komme ich mir vor, wie auf einer Safaritour durchs Gebirge.“ Auf der Kempener Straße, „mit vielen Wellen“, sei er einmal mit dem Motorrad fast umgekippt.

Mitten auf dem Fußweg stehen mehrere Papier-Mülltonnen.

Das Thema, Mülltonnen, die Fußwege und Straßen blockieren, gehört in Bergisch Gladbach zu den Dauerbrennern bei den Beschwerden.

Unter den Anfragen sind immer Eingaben mit beleidigendem Charakter. „Es zeigt sich eine zunehmende Tendenz zu unsachlicher Eskalation gegenüber der Stadtverwaltung“, stellt die Beschwerdestelle in ihrem Jahresbericht fest. Weil etwa die Bearbeitung einer Gewerbeangelegenheit länger gedauert habe, sei eine Kollegin beschimpft worden, sie würde ihre Arbeit nicht machen. Obwohl sie das Problem gar nicht zu verantworten gehabt habe.

In einem anderen Fall habe eine Bürgerin den Vorwurf der Diskriminierung erhoben, nur weil sie mit einer Verwarnung nicht einverstanden gewesen sei. „Weil die Stadtverwaltung nicht das macht, was die Leute wollen, wird mit Dienstaufsichtsbeschwerden, Strafanzeigen und Klagen gedroht“, heißt es im Jahresbericht.

Dass 2023 etwa einem Viertel der Anliegen erfolglos geblieben seien, habe teilweise daran gelegen, dass es nicht in der Macht der Stadtverwaltung gelegen habe, Abhilfe zu schaffen, etwa aus rechtlichen Gründen. Oder aber auch, weil gewünschte Maßnahmen als nicht umsetzbar bewertet worden seien.

Dazu zählt die kuriose Anregung, die eingesammelten Weihnachtsbäume als Elefantenfutter zu verwenden. Sie konnte nicht aufgegriffen werden, mit der Begründung, die Bäume bekämen den Tieren nicht gut. Ebenso abgelehnt wurde der Wunsch, Gullydeckel mit dem Stadtwappen zu versehen, wie es beispielsweise in Köln üblich sei. Lediglich für die neue Fußgängerzone in Bensberg konnte eine Ausnahme gemacht werden. Dort soll außerdem noch der Schriftzug „Bensberg“ eingearbeitet werden.

Bei Karnevalszügen gibt es kein Konfetti mehr

Erfolgreich kritisierte dagegen ein Bürger Plastikkonfetti als Umweltsauerei. Er schlug vor, die Karnevalsvereine zu einem Verzicht zu bewegen. Die Rückstände verschandelten noch Wochen später das Stadtbild. Ein Verbot stufte die Verwaltung jedoch als rechtlich unmöglich ein.

Die Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) bestätigten aber, dass diese Kleinstteile, vor allem wenn es regnet, am Boden festklebten und kaum gelöst werden könnten – egal, ob es sich um Papier- oder Plastikkonfetti handele. In ihrer Besprechung im vergangenen November entschieden die verantwortlichen Karnevalisten: Bei allen Karnevalszügen soll nun auf Konfetti jeglicher Art verzichtet werden.

Immer wieder blockieren Mülltonnen Gehwege und Straßen

Besonders viel Kritik bekam 2023 der AWB ab. Denn nach der Leerung werden die Tonnen oftmals nicht auf den Abholplatz zurückgebracht, sondern so zurückgelassen, dass sie Geh- und Radwege blockieren. Die Beschwerdestelle stellt fest, dass das Mülltonnenproblem vom AWB als geringfügig eingeschätzt worden sei und hofft, dass die für 2024 geplante Organisationsuntersuchung eine Änderung bewirkt.

Denn auch, wenn es sich gemessen an der Vielzahl der Tonnen um Einzelfälle handelt, so sind die Auswirkungen doch gravierend. „Es ist leider immer wieder so, dass wir nicht ungehindert in den Kindergarten kommen, da die entleerten Behälter mitten auf dem Fußgängerweg stehen“, schreibt ein Vater. Eine Frau beklagt, dass sie zum wiederholten Mal jede Tonne entlang der Leverkusener Straße in Schildgen beiseite schaffen musste, um mit dem Kinderwagen vorbeizukommen: „Alle Bürger schaffen es doch am Abend zuvor auch, die Mülltonnen so aufzustellen, sodass man vorbeikommt.“