Antwort auf Kölner BismarckturmGladbacher fordert August-Bebel-Denkmal

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„August-Bebel-Haus der Generationen“  heißt eine  Einrichtung der Awo in Köln-Mülheim. Sie steht aber ebensowenig im öffentlichen Fokus wie eine nach Bebel benannte Grünanlage in Deutz. 

Bergisch Gladbach/Köln – Mit historischem und kunsthistorischem Interesse fing alles an. Der  Gladbacher Autor Engelbert Manfred Müller beschäftigte sich mit Kölner Baudenkmälern – und begegnete immer wieder den Spuren der preußischen Herrschaft in der Rheinprovinz. „Da wurde mir sehr deutlich, wie sehr Köln denkmalmäßig von den Preußen geprägt worden ist“, erzählt er. Er denkt an das Stadtbild prägende Monumente wie das Reiterdenkmal für  König Friedrich Wilhelm III. auf dem Heumarkt oder die ebenfalls zu Pferd sitzenden Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. zu beiden Seiten der Hohenzollernbrücke, wo auch König Friedrich Wilhelm IV. präsent ist.

Oder den Bismarckturm am Bayenthalgürtel, ebenfalls in repräsentativer Lage, nahe am Rheinufer. Das seien  durchweg Monumente für „Machthaber“, stellt Müller fest. Die politische Opposition jener Epoche sei dagegen nicht mit Denkmälern in Köln vertreten, nicht einmal eine so prägende Figur wie August Bebel, Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie, der zudem in Köln-Deutz geboren ist.

Wichtigster Oppositioneller Bismarcks

„Bismarck ist 30 Meter hoch zu sehen und Bebel überhaupt nicht“, sagt  Müller über die ungleiche Verteilung  von Denkmälern. Beide Politiker seien „richtige politische  Gegner“ gewesen, dabei zählt Müller zu den besonderen Verdiensten Bebels, dass er sich nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 dagegen aussprach, Elsass-Lothringen zu annektieren. Damit werde nur Hass gesät, habe er argumentiert. Müller hat weiter festgestellt, dass historische Persönlichkeiten wie Karl Marx, Autor des Kommunistischen Manifests, oder Robert Blum, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung von 1848 und ein Wortführer der gemäßigten Linken, immerhin mit Figuren auf dem Kölner Rathausturm vertreten sind: „Aber der vielleicht wichtigste Oppositionelle seiner Zeit, August Bebel, der hat kein Denkmal.“

Vorhanden ist zwar eine Gedenktafel in der Kasemattenstraße 8 in Deutz, wo Bebel 1840 geboren wurde und aufwuchs. Außerdem gibt es in Deutz eine etwas vernachlässigte Grünanlage, die Bebelplatz heißt, aber abseits des Stadtzentrums liegt, so dass sie kaum bekannt ist. Auch die Awo-Einrichtung „August-Bebel-Haus der Generationen“ in Köln-Mülheim steht nicht im öffentlichen Fokus.

Möglicher Ort für Gewerkschafts-Demos

Damit mag sich Müller nicht abfinden. Das liegt auch an seinem Lebensweg als ehemaliger Lehrer, auch für Geschichte, und seinem gewerkschaftlichen Engagement in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). So denkt er auch, dass ein Bebel-Denkmal ein Anziehungspunkt für gewerkschaftliche Demonstrationen sein könnte. „Die Präsenz von Denkmälern erscheint mir immer wichtiger“, erklärt er.

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Günter Helmig, Engelbert Manfred Müller und Heinz-D. Haun (v.l.) sind ehemalige Lehrer und heute im Verein Wort & Kunst aktiv.

So sah er sich nach Mitstreitern um und fand sie sogleich im Autoren-Verein Wort & Kunst, in dem er selbst Mitglied ist. Günter Helmig, früherer Vorsitzender des Vereins und selbst pensionierter Geschichtslehrer, sagte sofort zu, in einer Initiative mitzumachen. Ebenso Heinz-D. Haun, Mitglied bei Wort & Kunst und vor allem als Theatermacher und Theaterpädagoge bekannt. Dass er ebenfalls ein Lehramtsstudium abgeschlossen hat, bei dem die Geschichte der Arbeiterbewegung zu seinen Schwerpunkten gehörte, weiß dagegen kaum jemand. Wie er berichtet, hat er als Theatermacher auch schon eine Revue zur Deutschen Revolution von 1848/49 gestaltet. So sagt er zu der Initiative zu einem Bebel-Denkmal: „Ich fühlte mich sofort angesprochen.“

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Nun wollen Müller, Helmig und Haun vor allem Kontakte knüpfen. Dabei denken sie  zuallererst an Interessierte aus Politik und Gewerkschaften in Köln, die sich dem Erbe Bebels verpflichtet fühlen. Aber auch an Forschende aus der Geschichtswissenschaft.  Helmig stellt fest, dass Bebel in seiner Zeit „der brillanteste Redner der Arbeiterbewegung“ gewesen sei. Wäre er nicht schon 1913 verstorben, hätte er in der Weimarer Republik in hohe staatliche Ämter gelangen können. Helmig sieht es als „historische Bringschuld“, ihn in seiner Heimatstadt „sichtbar zu ehren“. So hoffen die Gladbacher Aktiven auf eine Diskussion in der Domstadt, wo sich im besten Fall ebenfalls eine Initiative entwickeln könnte.

Wer mitmachen möchte, kann Kontakt zu Engelbert Manfred Müller aufnehmen unter: masi@mamue.net

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