„Himmel und Kölle“Wie zwei Gladbacher Schulfreunde ein kölsches Musical erfanden

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Ihr „Wohnzimmer“ ist die Kölner Volksbühne geworden: Marc Schneider (l.) und Frank Blase.

Bergisch Gladbach – Alles begann an einem sonnigen Tag in Bergisch Gladbach, im Garten von Marc Schneider vor etwa fünf Jahren. Er und sein Schulfreund Frank Blase saßen zusammen, erzählten sich was, und dann war sie plötzlich da, die verrückte Idee: „Was, wenn wir ein Musical machen?“

Wenn sich die beiden heute erinnern, im Foyer der Kölner Volksbühne, können sie es immer noch kaum fassen, dass sie ihn tatsächlich verwirklicht haben, ihren Traum. Weit über 100-Mal ist „Himmel und Kölle“ jetzt schon gespielt worden, trotz Corona-Pausen, und die Vorstellungen laufen gut. Die Produktion ist sogar nominiert worden für das „Kulturereignis des Jahres“, über das die Leser von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Kölnischer Rundschau abgestimmt haben.

Das kölsche Hätz schlägt in den Schulfreunden

Frank Blase kann die Texte aller Songs längst auswendig, gibt sie sogar selbst manchmal zum Besten. „Ich weiß gar nicht, wie oft ich unser Musical schon gesehen habe“, sagt er. „Aber ich bin immer wieder gerührt, und bei manchen Songs kommen mir jedes Mal die Tränen.“ Es ist das kölsche Hätz, das in den beiden Gladbachern schlägt, die gemeinsam das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium besucht haben.

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Frank Blase war vor ungefähr 20 Jahren sogar schon einmal Karnevalsprinz in Bergisch Gladbach. Als Eigner und Geschäftsführer des weltweit agierenden Kunststoffproduzenten Igus ist der 62-Jährige, der in Bärbroich lebt, zwar beruflich weit weg vom Kulturbetrieb, aber die Leidenschaft für Theater und Musical begleitet ihn seit seiner Schülerzeit.

Atmosphäre von Kreativität, Teamgeist und viel Spaß

„Infiziert worden bin ich in der Theater-AG auf dem Gymnasium“, erinnert er sich. „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch haben sie gespielt, nicht gerade das lustigste Stück, aber: „Es war ein ganz intensives Erlebnis, mit anderen Theaterbegeisterten ein solches Projekt auf die Beine zu stellen.“ Diese Atmosphäre von Kreativität, Teamgeist und viel Spaß hat ihn fasziniert und nicht mehr losgelassen.

Marc Schneider dagegen hat die Kultur-Begeisterung schon früh zu seinem Beruf gemacht. Im ehemaligen Privathaus des wohl bekannten Architekten Ludwig Bopp (1869-1930) – er entwarf unter anderem Haus Lerbach, den alten Bergischen Löwen, das Gladbacher Rathaus und Teile der Gronauer Waldsiedlung – betreibt Schneider die Agentur Rights, eine Gesellschaft für elektronische Rechte.

Namenhafte Autoren, Realisatoren und Künstler

Er entwickelt Literaturvorlagen und Themen für die Filmindustrie, für Hörbücher oder Computerspiele, setzt Themen und Finanzierungen für die mediale Verwertung auf die Schiene. Fernsehsender und Verlage gehören zu seinen Kunden, zum Beispiel der ehemals Gladbacher Lübbe-Verlag. Der Profi an Frank Blases Seite wurde zum Produzenten des Traumprojekts.

Marc Schneider ist stolz darauf, dass er namhafte Autoren, Realisatoren und Künstler gewinnen konnte. Allen voran Moritz Netenjakob und Marc Jakobs. Netenjakob war Chefautor der „Wochenshow“, schrieb Drehbücher für Pastewka, „Stromberg“ und ist bekannt für seine satirischen Texte, die er für die „Stunksitzung“ verfasst.

„Das ist ein Dream-Team“

Sein Roman-Debüt „Macho Man“ war in den Top Ten der Spiegel-Liste und wurde mit Christian Ulmen in der Hauptrolle verfilmt. Dietmar Jacobs, mehrfach ausgezeichnet mit Fernsehpreisen, ist bekannt als Autor namhafter Kabarettisten wie Jürgen Becker oder Richard Rogler.

„Das ist ein Dream-Team“, freut sich Schneider. „Und es ist der Wahnsinn, dass sie tatsächlich Lust hatten, ein kölsches Musical zu schreiben.“ Komplettiert wird die Crew vom angesehenen Musical-Regisseur Gil Mehmert und dem Kölner Komponisten Andreas Schnerman, der musikalischer Leiter an diversen deutschen Schauspielbühnen war. „Das war uns wichtig, dass alle Beteiligten wirklich vom Fach sind“, erklärt Marc Schneider. „Und das Tollste ist: Für alle war ein Köln-Musical etwas absolut Neues und sie waren sofort begeistert.“

Nur begeisterte Rezensionen in der Presse

Tatsächlich ist das Format ungewöhnlich. „Es ist nicht karnevalistisch“, betont Frank Blase. „Aber es hat viel mit der kölschen Seele zu tun. Dazu gehören auch kritische Töne, schwarzer Humor und fetzige Musik. Was macht ein gutes Musical aus, haben wir uns gefragt. Dass jeder Song die Geschichte vorantreibt.“

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Beim Deutschen Musicaltheaterpreis ist „Himmel und Kölle“ vierfach ausgezeichnet worden, unter anderem für die Ensembleleistung und die Produktion. In der Presse gab es nur begeisterte Rezensionen. Marc Schneider und Frank Blase träumen weiter: „Wir wünschen uns, dass das Musical langfristig ein Teil von Köln wird. Dass irgendwann im Reiseführer nicht nur der Besuch des Brauhauses empfohlen wird, sondern auch der Besuch in der Volksbühne.“

Gespielt wird in der Volksbühne am Rudolfplatz Montag bis Freitag 19.30 Uhr, Sonntag 18 Uhr, Samstag und Sonntag Matineen um 14 Uhr, Tickets ab 39 Euro.

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