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Bergisch GladbachDas sagt Jürgen Becker über Kapitalismus und Klimaschutz

Lesezeit 3 Minuten

Jürgen Becker plauderte in der Gesamtschule mit der Publizistin Ulrike Herrmann.

Bergisch Gladbach – Bekannt ist Jürgen Becker ja eigentlich für Kabarett und genau deshalb war er am Freitagabend zu Gast bei der Veranstaltungsreihe „Kabarett an der IGP“. Dieses Mal kam er allerdings nicht alleine in die Integrierte Gesamtschule Paffrath, sondern brachte Ulrike Herrmann mit. Gemeinsam führten die beiden ein Zwiegespräch, bei dem sie über die Sinnhaftigkeit des Kapitalismus vor rund 250 Besuchern in der Aula debattierten.

Für Becker ist das „Kabarett an der IGP“ altbekanntes Terrain. Denn vor 20 Jahren, als die Reihe begann, war er der erste Künstler überhaupt, der dort auftreten durfte. Am Freitag lud er dann sein Publikum ein, einen „experimentellen Abend“ zu wagen. Herrmann ist Journalistin und Publizistin und beschäftigt sich gerne mit sozial- und wirtschaftspolitischen Themen. Sie klärte das Publikum darüber auf, wieso Kapitalismus gelebt werden muss. Dafür ist sie Profi, über das Thema hat sie ein Buch geschrieben und Artikel veröffentlicht.

Konsumieren, um Wirtschaft aufrecht zu erhalten

Das Programm für den Abend ist an der Uni Bonn entstanden, wo die beiden genau dieses Zwiegespräch im Hörsaal vor Studenten aufführten und probierten es nun in der IGP aus.

Sie hatten ein aufmerksames Publikum, denn das fand die richtigen Stellen, um auch mal zu lachen. Die Grundfrage war, ob der Kapitalismus Wohlstand oder Unheil bringt und das versuchten Becker und Herrmann während des rund anderthalbstündigen Auftrittes zu klären. Er fragte, sie begründete. Los ging es mit einem kurzen Überblick über die Geschichte des Kapitalismus, bis hin zur These: „In einer endlichen Welt kann es kein unendliches Wachstum geben“ und somit die Herleitung, dass wir alle nicht hauptsächlich deshalb konsumieren, um unsere Bedürfnisse zu stillen, sondern um die Wirtschaft aufrechtzuerhalten, somit sei laut Herrmann ein permanenter Konsum wichtig. Was passiert, wenn wir es nicht tun wie sonst, wissen wir seit Corona alle.

Thema: Ressourcenverschwendung in der Gesellschaft

Herrmann schlug vor, Kapitalismus grün werden zu lassen im Hinblick auf den Klimaschutz, der den Kapitalismus ebenfalls schrumpfen lässt. Ein Glück, dass Becker als Besitzer eines Elektroautos schon seinen Beitrag dazu leistet – dachte er, wurde von Herrmann dann eines Besseren belehrt, denn für sie sind E-Autos eine Sackgasse und argumentierte ihn mit sämtlichen Auswirkungen in Grund und Boden.

Was die beiden ebenfalls beschäftigte war die Tatsache, dass wir sehr verschwenderisch mit Ressourcen umgehen, die über tausende von Jahren erst einmal entstehen mussten. „Das ist so, wie wenn ich an einem Abend einen ganzen Weinkeller leer trinke und mich dann am nächsten Morgen wundere, dass es mir schlecht geht“, verglich Becker das Problem und kam auch zu er Erkenntnis, dass man nicht zwingend nach Australien mit dem Flugzeug fliegen muss, denn Kängurus finden sich auch im Wuppertaler Zoo.

Fragen aus dem Publikum

Zum Ende hin war dann das Publikum dran. Wer noch offene Fragen hatte, durfte diese an Herrmann stellen. Becker ging mit dem Mikrofon durch die Reihen und sammelte die auch nach sehr geistig fordernden eineinhalb Stunden noch sehr gescheiten Denkansätze der Zuschauer.

Die taten mit ihrem Besuch gleichzeitig Gutes, denn wie immer gehen die Erlöse zur einen Hälfte an den Förderverein, die andere Hälfte an das Hilfsprojekt in Segundo Montes in El Salvador.

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Rund 1100 Euro kamen am Freitagabend zusammen, das ist fast doppelt so viel wie bei der letzten Veranstaltung. Gut für alle Beteiligten, die sich über jeden Euro freuen, denn Corona hat durch viele ausgefallene Veranstaltungen ein großes Loch von etwa 15.000 Euro verursacht.