Friedenssymbol aus PartnerstadtMünze aus Panzerschrott für Papst und Bergisch Gladbach

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Vier Menschen enthüllen eine Stele, die ein Gastgeschenk der ukrainischen Stadt Butscha an die Partnerstadt Bergisch Gladbach ist.

An die ermordeten Zivilisten in Butscha erinnert die Münze, die (r.) der Partnerschaftsvereinsvorsitzende Frank Haag, Bürgermeister Frank Stein, Taras Shapravsky aus Butscha und Konvoileiter Jörg Köhler enthüllten.

Solch eine Medaille haben sonst nur Menschen wie US-Präsident Joe Biden, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der Papst.

Der Papst hat eine, ebenso wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz – und jetzt hat auch Bergisch Gladbach als erste Stadt weltweit eine Freundschafts- und Friedensmedaille der Stadt Butscha.

Eine Gedenkmünze an die Ermordeten in der ukrainischen Stadt Butscha ist in einer Halterung einer Stele befestigt.

„In Gedenken an die gefolterten und ermordeten Zivilisten in Butscha 2022“ steht in Englisch auf der Gedenkmünze aus Panzershrott.

Aus dem Stahl zerstörter russischer Panzer hergestellt, erinnert sie an die nach der russischen Besetzung im Frühjahr 2022 gefolterten und ermordeten Zivilisten in der ukrainischen Stadt.

Die Münze ist ein Symbol dafür, dass aus einer Waffe etwas Friedliches entstehen kann.
Taras Shapravsky, Leiter der Delegation aus Bergisch Gladbachs ukrainischer Partnerstadt Butscha

Am Freitagmorgen ist das mahnende Symbol zum Frieden in einer Stele im Foyer des Bürgermeisterzimmers im Rathaus Stadtmitte enthüllt worden. „Die Münze ist ein Symbol dafür, dass aus einer Waffe etwas Friedliches entstehen kann“, sagte Taras Shapravsky von der Stadt Butscha, der am Donnerstag (18.1.) eigens mit einer Delegation aus der Bergisch Gladbacher Partnerstadt ins Bergische gekommen ist. „Sonst geben wir diese Münze nur an hochverehrteste Freunde wie Präsidenten, Premierminister, Kanzler und den Papst in Rom.“

Die ukrainische Delegation und Vertreter der Stadt Bergisch Gladbach sowie der Hilfskonvoifahrer.

Die ukrainische Delegation und Vertreter der Stadt Bergisch Gladbach sowie der Hilfskonvoifahrer.

„Ein Geschenk der Gemeinde Butscha an die Einwohner von Bergisch Gladbach als Zeichen grenzenloser Dankbarkeit und starker Freundschaft“ steht auf einer Plakette an der Stele. „Wir sind sehr dankbar für die Hilfe, die ihr uns von Anfang an und immer weiter bringt – und für eure Freundschaft“, so Taras Shapravsky.

Bild der Kirche, an der ermordete Zivilisten notdürftig bestattet wurden

Auf der Vorderseite zeigt die Münze das Stadtwappen von Butscha, auf der Rückseite jene Kirche in Butscha, an der die ermordeten Zivilisten in Butscha zunächst notdürftig in Massengräbern bestattet worden waren.

„Wir werden jedem Gast im Rathaus diese Münze zeigen und auch von der Geschichte erzählen “, versprach Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein. Er hatte die Delegation aus Butscha zuvor im Ratssaal zusammen mit Hilfstransporteuren aus Bergisch Gladbach unter anderem zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt empfangen.

Die Feuerwehrfahrzeuge und Baumaschinen, die ihr gebracht habt, helfen uns jeden Tag . . . und jedes Kind bei uns weiß heute, wo Bergisch Gladbach liegt.
Taras Shapravsky, Leiter der Delegation aus Bergisch Gladbachs ukrainischer Partnerstadt Butscha

Dabei hatte Stadtsekretär Taras Shapravsky auf die Bedeutung hingewiesen, die die Städtepartnerschaft mit Bergisch Gladbach für die Menschen in Butscha habe: „Die Feuerwehrfahrzeuge und Baumaschinen, die ihr gebracht habt, helfen uns jeden Tag, die Linienbusse von euch haben die Situation in der Stadt deutlich verbessert und jedes Kind bei uns weiß heute, wo Bergisch Gladbach liegt – auch weil einige Schulen Tische, Stühle, Tafeln und Computer haben, die ihr gebracht habt.“

Taras Shapravsky, Domletescherin Tanja Rybakova und Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein stehen vor Publikum im Bergisch Gladbacher Ratssaal.

Taras Shapravsky (M.), Leiter der Delegation aus Bergisch Gladbachs ukrainischer Partnerstadt Butscha, spricht im Gladbacher Ratssaal von der Lage in Butscha.

Die Delegation aus Butscha trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Bergisch Gladbach ein. Bürgermeister Frank Stein steht daneben und freut sich.

Die Delegation aus Butscha trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Bergisch Gladbach ein. Bürgermeister Frank Stein (l.) freut sich.

Dabei liege die Stadt beim Wiederaufbau an der Spitze in der Ukraine und schaffe es vor allem, dass die Bewohner zurückkehrten. Mehr als 95 Prozent der vor den russischen Angreifern geflüchteten Einwohner seien bereits zurückgekehrt, zudem seien 10.000 geflüchtete Menschen aus dem Osten der Ukraine in der Stadt untergekommen.

Die Hilfskonvoifahrer und -organisatoren Timo Stein und Niklas Habers schauen sich das prunkvolle Hufeisen an, das die Delegation aus Butscha der Partnerstadt Bergisch Gladbach mitgebracht hat.

Die Hilfskonvoifahrer und -organisatoren Timo Stein (l.) und Niklas Habers schauen sich das prunkvolle Hufeisen an, das die Delegation aus Butscha der Partnerstadt Bergisch Gladbach mitgebracht hat.

5000 Erstklässler seien in diesem Schuljahr eingeschult worden, das seien sogar mehr als vor dem Krieg, gab Shapravsky Beispiele für den Durchhalte- und Siegeswillen seiner Landsleute in der Ukraine. „Wir hoffen sehr, dass wir uns bald auch mit dem Flugzeug besuchen können – nach dem Krieg“, so Taras Shapravsky.

Siebter Bergisch Gladbacher Hilfskonvoi  hat Stele aus Butscha mitgebracht

Angekommen ist die Stele mit der Münze bereits mit dem jüngsten, siebten Hilfskonvoi aus Bergisch Gladbach, der im November Hilfsgüter, Wiederaufbauhilfe wie Einrichtungen für Schulklassen und Fahrzeuge wie einen Krankenwagen nach Butscha gebracht hatte. „2000 Kilometer ist die Stele unbeschadet nach Bergisch Gladbach gekommen“, sagte Bürgermeister Frank Stein. Nur auf den letzten 500 Metern von der Zwischenstation an der Paffrather Straße ins Rathaus sei dann die Münze aus der Halterung gefallen. „Wir müssen jetzt auch den zweiten Abschnitt der Paffrather Straße sehr schnell sanieren“, schlussfolgerte Stein augenzwinkernd.

Noch bis Montag ist die Delegation aus Butscha, die auch von einer Lehrerin des ersten Schülerbesuchs, Tanja Rybakova, als Dolmetscherin begleitet wird, in Bergisch Gladbach. Dabei wollen die Gäste aus der Ukraine neben der Region auch die Menschen und ihre Besonderheiten kennenlernen – auch im Karneval.

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