Prozess gegen Bergisch GladbacherBeschuldigter soll Ex-Frau getötet haben

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Einem 44-Jährigen aus Bergisch Gladbach wird in Hagen der Prozess gemacht.

Einem 44-Jährigen aus Bergisch Gladbach wird in Hagen der Prozess gemacht.

Bergisch Gladbach/Hagen – Die Auswertung von Videomaterial und Handydaten des Beschuldigten und der beiden Tatopfer standen im Mittelpunkt des dritten Verhandlungstages im Mordprozess gegen den 44-jährigen Slatan K. (Name geändert) aus Bergisch Gladbach. Ihm wird vorgeworfen, am Bahnhof Iserlohn mit Messerstichen seine von ihm getrennt lebende Ehefrau Nafije H. und deren neuen Partner Amir N. getötet zu haben.

Zum Auftakt des Prozesstages wurden die Auswertung der Daten des Navigationsgerätes des Angeklagten präsentiert. Ein Kripobeamter berichtete, dass für den 30. Juli 2019 Geodaten von mehreren Standorten im nahen Umfeld des Frauenhauses Iserlohn – wo Nafije H. seit längerem gelebt hatte – ebenso wie im Bereich des Bahnhofes gespeichert gewesen seien.

Wohnung wurde durchsucht

Im Nachgang zur Tat wurde die Wohnung von Slatan K. in Bergisch Gladbach durchsucht. Der Kripobeamte schildert sie als kleine, aufgeräumte Wohnung. Unterlagen seien untersucht worden, unter anderem sei man auf Kontoauszüge gestoßen, denen zufolge mehrfach Geld in Iserlohn abgebucht worden sei.

Im Schlafzimmer habe es zwei Schlafgelegenheiten gegeben, ein Bett und eine Couch, beides getrennt stehend. Verteidiger Andreas Trode wollte wissen, ob auch Kosmetik oder Frauenkleidung gefunden worden sei. Die Bilder der Durchsuchung lieferten diesbezüglich nur eine spärliche Ausbeute in Gestalt eines Haarfärbemittels und einer zweiten Zahnbürste.

Amir N. hatte keine Feinde

Ein Kripobeamter aus Bergisch Gladbach berichtet auch von der Unterkunft von Amir N., dem männlichen Opfer, in einer Containerunterkunft. Ein Bekannter habe den jungen Mann, der eine Ausbildung absolvierte, als zielstrebig und freundlich bezeichnet. Der habe keine Feinde gehabt. Die Nachricht vom Tod Amir N.’s habe ihn schockiert.

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Die Kripo-Beamten berichteten von zahlreichen Kontakten auf dem Handy von Amir N., zu Nafije H.. Das Kind und die Beziehung seien häufig Thema gewesen. Auch auf Kontaktdaten des mutmaßlichen Täters sei man gestoßen, die seien aber offenbar nicht genutzt worden.

Beschuldigter bedrohte eines der Opfer per Sprachnachrichten

Der Angeklagte suchte offenbar auf den unterschiedlichsten Kanälen Kontakt zu seiner getrennt lebenden Ehefrau. Demnach habe er sie zur Rückkehr aufgefordert.

Es soll Drohungen gegenüber Amir N. gegeben haben, unter anderem in Form von Sprachnachrichten: Bei einer Begegnung werde einer von beiden danach tot sein. Der Angeklagte soll aber auch signalisiert haben, dass er Amir N. in Ruhe lassen würde, sofern er den Kontakt zu Nafije H. abbreche.

Weibliches Opfer wohnte im Frauenhaus

Dass Slatan K. offenbar seit längerem über den Aufenthalt von Nafije H. im Frauenhaus Iserlohn Bescheid wusste, schilderte eine Kripo-Beamtin. So sei auf dem Handy des Angeklagten eine Standortnachfrage über Snapchat gefunden worden.

Markiert gewesen sei exakt der Standort des Frauenhauses. Laut Polizei war die Station in Iserlohn für Nafije H. nicht der erste Aufenthalt in einem Frauenhaus. 2015 habe sie im Frauenhaus in Schweinfurt gelebt, sei aber schließlich zu dem Angeklagten zurückgekehrt.

Keine Schamgrenze 

Der Kripobeamte berichtete auch über Schaulustige am Tatort. Die Leute würden keine Schamgrenze mehr kennen, das sei widerlich. Erst nachdem man Zaunelemente mit einer Plane aufgestellt habe, „konnten wir halbwegs in Ruhe arbeiten“. Slatan K. soll übrigens keinerlei Verletzungen aufgewiesen haben, nur ein paar Hautrötungen seien festgestellt worden.

Übersetzt wurde von der Dolmetscherin ein bei den Ermittlungen im Auto von Slatan K. gefundenes und auf albanisch verfasstes Schriftstück vom April 2019. Darin soll der Angeklagte mitteilt haben, dass er viele Tabletten genommen habe, er möglicherweise sterbe, und: „Möge Allah mich in den Himmel bringen.“ Näher eingeordnet wurde das Schreiben nicht.

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