Längst zieht die Traditionsveranstaltung mit modernen Fahrgeschäften die Besucher aus der ganzen Region an.
LaurentiuskirmesEin Spektakel in Bergisch Gladbach seit 183 Jahren

Das Riesenrad zeigt es unübersehbar an: Die Laurentiuskirmes in Bergisch Gladbach hat geöffnet
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Schon Tage vor dem 9. August beobachteten Kirmesfans voller Vorfreude eine Verwandlung auf dem Konrad-Adenauer-Platz und im Forum-Park. Genaue Markierungen legten die Platzierungen von Fahrgeschäften und Ständen fest. Sonnengelbe Plakate und Werbetafeln an den Einfallstraßen der Stadt hatten das traditionelle Fest im August für Groß und Klein schon länger angekündigt.
Seit 183 Jahren treffen die Schausteller mit ihren bunten Wagen und Attraktionen in Bergisch Gladbach zur Laurentiuskirmes ein, wie erste Aufzeichnungen des Stadtarchivs von 1842 belegen. Nach und nach nahm auch diese Laurentiuskirmes Gestalt an. Das Riesenrad wuchs in die Höhe, der Autoscooter, seit Pfingsten in „neuem Gewand“, nahm genauso seinen gewohnten Platz vor der Kirche ein wie der Miniscooter für kleine Kirmesbesucher an anderer Stelle. An der Schweinchenbahn im Forum-Park wurden die Waggons auf die Schienen gehoben, in „Christal City“ alle Spiegel auf Hochglanz poliert.
Andrang bei der Verteilung von Freifahrtschips
Viele fleißige Hände und ein genauer Zeitplan waren notwendig, damit Bürgermeister Frank Stein am Kirmessamstag pünktlich um zwölf Uhr mit Böllerschuss und Fassanstich verkünden konnte: „Die Laurentiuskirmes ist eröffnet.“ Die alljährliche kostenlose Verteilung von Fahrchips in viele, viele erwartungsvoll ausgestreckte Kinderhände übernahmen neben Burkhardt Unrau unter anderem Landrat Stephan Santelmann und Kreisdechant Norbert Hörter, um dann mit weiteren, zur Eröffnung geladenen Gästen die traditionelle Fahrt im XXL-Riesenrad anzutreten. Natürlich fehlte auch im Anschluss der Rundgang über die Kirmes mit Zwischenstopp an Getränke- und Wurststand nicht, zu dem die Schausteller einluden.

Kirmes-Macher Burkhardt Unrau wird bei der traditionellen Verteilung von Freifahrtchips auch in diesem Jahr umlagert.
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Am Morgen hatte Pastor Hörter bereits die Schaustellermesse in der Kirche St. Laurentius gehalten, zu der er vor 18 Jahren die Idee hatte, um damit den Ursprung der Laurentiuskirmes, das Patronatsfest der Pfarrei St. Laurentius, hervorzuheben. In seiner diesjährigen Predigt betonte er, dass der heilige Laurentius kein „Deal-Maker“ wie Donald Trump gewesen, sondern den Menschen auf Augenhöhe begegne sei, dafür gesorgt habe, dass alle miteinander in Gemeinschaft unterwegs sein konnten, stets ein Herz für die Armen gehabt, und jegliche Deals abgelehnt habe. Die Predigt fand große Zustimmung unter den Zuhörern, denn sie traf einen Kern dessen, was die alljährliche Kirmes in der Innenstadt ausmacht.
Viel Arbeit für die Schaustellerfamilien
Beim anschließenden gemeinsamen Frühstück, getragen von Kirche und Schaustellerverein, nutzten viele die Gelegenheit, mit den Schaustellern ins Gespräch zu kommen und auch ein paar persönliche Worte zu tauschen. Vielleicht erfuhren sie dabei, wie viel Herzblut und Engagement jeder einzelnen Schaustellerfamilie hinter den Kulissen steckt, um das „bunte Spektakel“ auch in der heutigen Zeit Jahr für Jahr lebendig zu halten, wie viel Technik, Kosten und harte Arbeit hinter den glitzernden Fassaden stehen, um Kirmesbesuchern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und sie den Alltag bei Bratapfel und Zuckerwatte, Entchen-Angeln und Runden auf einem Karussell oder Fahrgeschäft für einen Augenblick vergessen zu lassen.
Eine tragende Rolle für die gesamte Kirmes spielt ihr „Motor“ Burkhardt Unrau, der seit 45 Jahren unerschütterlich für ihre Durchführung sorgt und zu jeder Kirmeseröffnung einlädt. Ohne ihn würde „die größte und schönste Innenstadtkirmes weit und breit“ sicher nicht auf so kräftigen Säulen stehen, wie es heute in Bergisch Gladbach als selbstverständlich erscheint.
Letzte Kirmeseröffnung im Amt für Bürgermeister und Landrat
„Die Kirmes ist mein Leben“, stellte der Ehrenschausteller fest und hatte „nach acht Bürgermeistern, sowie sechs Landräten“, die ihn zu den Eröffnungen in den vergangenen Jahrzehnten „begleitet und unterstützt“ haben, zwei Wünsche. Zum einen hoffte er nach der anstehenden Kommunalwahl weiterhin auf eine so gute Zusammenarbeit mit einem neuen Bürgermeister und einem neuen Landrat, wie er sie mit Frank Stein und Stephan Santelmann erlebt habe. Die beiden erhielten „für ihre letzte Kirmeseröffnung“ zum Dank ein großes Lebkuchenherz und ein Plüschtier.
Für dieses Augustwochenende stand jedoch der zweite Wunsch im Vordergrund: „Gutes Wetter, viele Besucher und allen Menschen viel Spaß und Freude“, bevor es am Dienstag beim Höhenfeuerwerk ab 22 Uhr wieder heißt: „Danke an alle Besucher und bis zum nächsten Jahr.“