Kunstmuseum Villa ZandersVirtueller Rundgang durch Kunstausstellung möglich

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Spannende Skulptur: „Der Wächter“ von Hede Bühl kann mit der Lupenfunktion bis ins Detail betrachtet werden.

Spannende Skulptur: „Der Wächter“ von Hede Bühl kann mit der Lupenfunktion bis ins Detail betrachtet werden.

Bergisch Gladbach – Oben am Treppenaufgang empfängt der schwarze „Wächter“ den Besucher der Ausstellung mit Arbeiten von Hede Bühl im Kunstmuseum Villa Zanders. Ganz nah kommt die martialische Polyesterfigur dem Betrachter – näher als in der realen Ausstellung „Imago“ erlaubt. Denn beim virtuellen Rundgang, der auf der Homepage des Museums zu finden ist, können Kunstfreunde dem Wächter mit der Lupe zu Leibe rücken. Sie werden Details entdecken. Die feinen Linien auf den straffen Augenbinden, die zarte Zeichnung der Lippen. Ein blinder Koloss, in sich gekehrt und doch fast demonstrativ nach vorn blickend, verletzlich, aber auch wehrhaft.

Dem Pfeil folgend geht es zur Treppe, vorbei an Kohlezeichnungen, in deren Kopfmotiven man die Vorlage zu den Skulpturen von Hede Bühl erkennen kann. Keine reinen Bildhauerzeichnungen. Aber ihre Motive. Köpfe und Körper, umschlungen wie Mumien oder entblößt wie Skelette. Das Innere nach außen gekehrt, oft erschreckend, manchmal auf brutale Art poetisch. Sie sind von allen Seiten zu betrachten, von nah und fern. Beim Zoom auf das „Gelbauge“ erkennt man den pastosen Strich der Leimfarbe.

Passt perfekt ins Profil

Möglich ist diese Nähe durch die Arbeit von Studenten des bib International College in Bergisch Gladbach, die den virtuellen Gang durch die Ausstellung mit Hilfe ihres Fachdozenten Thorsten Wiegand realisiert haben. „Das Museum hatte Anfang Dezember angefragt, ob wir das Projekt machen können“, sagt Wiegand, der Bildbearbeitung, Fotografie und Medienproduktion unterrichtet. „Wir haben uns sehr gefreut, auch wenn der Zeitpunkt durch unseren Distanzunterricht nicht so günstig war.“ Andererseits passte die Sache perfekt in das Profil des Bildungszentrums für informationsverarbeitende Berufe. Wiegand: „Es vereint wichtige Aspekte unserer Medienarbeit: Neben der technischen Seite die Themen Kundenkontakt und Feedback.“ Nach Gesprächen über die Präsentation der Museumsausstellung ging es im 13-köpfigen Team zunächst an die Erstellung des Rohmaterials.

Jeder Raum des Museums ist in 36 Einzelbildern fotografiert worden.

Jeder Raum des Museums ist in 36 Einzelbildern fotografiert worden.

Von jedem Raum werden 36 Einzelbilder fotografiert, die zusammen jeweils ein „sphärisches Panorama“ ergeben, wie Wiegand es in der Fachsprache nennt. Mittels einer speziellen Software werden die Panoramen miteinander verbunden. So entsteht der Rundgang durch die Ausstellung. In jedem Raum kann sich der Besucher um 360 Grad drehen, nach oben und nach unten schauen und an die Kunstwerke heranzoomen. Bedient wird die Funktion mit der Maus, indem man das Panorama „anfasst“ und bewegt oder mittels Pfeiltasten, die man anklicken kann – das erfordert ein bisschen Fingerspitzengefühl, ein Tipp zu lange oder zu viel, und schon wähnt man sich in einem Karussell. Pfeile auf dem Boden führen die Benutzer durch den virtuellen Rundgang, man kann aber auch jeden Raum auf einem Grundriss einzeln anklicken. In Infopads sind die Titel der Arbeiten hinterlegt. Ja, und dann eben die Lupe, die als neueste Errungenschaft in der soeben aktualisierten Version hinzugekommen ist.

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In dieser Kooperation sieht sich jeder der Beteiligten als Gewinner. Die verhinderten Besucher, die die sehenswerte Schau in aller Ruhe und Ausführlichkeit betrachten können. Die Studenten, die einen praxisnahen Job erproben konnten. Und das Museum, das quasi kostenneutral an eine professionelle Plattform gekommen ist. Gewiss besitzt der virtuelle Rundgang nicht die Authentizität eines realen Ausstellungserlebnisses. Doch Thorsten Wiegand findet: „Ein solches Zusatzangebot auf der Homepage kann für Museen in Zukunft eine Art Ausstellungsarchiv werden.“ Es hat sicher seinen Reiz, attraktive Präsentationen auf diese Art auch später noch anschauen zu können, wenn sie vor Ort nicht mehr zu sehen sind.

Museumsdirektorin Dr. Petra Oelschlägel hofft derweil, dass die bis 8. August verlängerte Werkschau doch wieder Gäste begrüßen kann.

www.villa-zanders.de

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