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Vorübergehend geschlossenKatzenseuche bricht im Tierheim Kürten aus – Besucher verboten

4 min
Das Foto zeigt das Tierheim in Kürten

Besucher dürfen derzeit nicht in das Tierheim nach Kürten kommen

Nach Aufnahme von 19 infizierten Katzen ist das Virus auf 13 weitere Tiere im Kürtener Tierheim übergesprungen.

Die nächste Krise bei den Tierschützern: Das Tierheim in Kürten ist vorübergehend geschlossen, Besucher sollen aus Gründen des Infektionsschutzes die Gebäude in Kürten-Weier derzeit nicht betreten. Die Vermittlung von Tieren gelingt nur eingeschränkt. Neue Tiere dürfen nach Auskunft der Kreisverwaltung derzeit nicht aufgenommen werden.

Was ist geschehen? Die „Katzenseuche“ ist ausgebrochen. Der Rheinisch-Bergische Kreis hatte zuvor, wegen der Unterbringung hochinfizierter Katzen entgegen einer Anordnung der Behörde, eine Ordnungsverfügung erlassen, um Überfüllung und somit eine weitere Ausbreitung der Seuche zu stoppen.

Vorstandsmitglied Harald Rotter, der als Schriftführer agiert, sieht auf Nachfrage durch die aktuellen Vorgänge die Zukunft des Tierheims gefährdet. Nicht zum ersten Mal scheint dem Verein das Aus zu drohen. Dabei schien zuletzt nach der Neubesetzung wichtiger Positionen ein Neustart zu gelingen.

Versorgung in Schutzkleidung

Auslöser der Sperrung sind 19 aufgenommene Katzen, die an der hochansteckenden Viruserkrankung Parvovirose leiden, auch „Katzenseuche“ genannt. Dieses Virus kann sich über Monate und Jahre halten und ist nur mit äußersten Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen zu bekämpfen; die kranken Katzen können nur in Schutzkleidung versorgt werden.

Mittlerweile sind auch 13 weitere Katzen aus dem Tierheim infiziert, so Rotter. Besucher, die wegen einer Hundevermittlung zum Tierheim kommen möchten, dürfen das Haus ebenfalls nicht betreten. Nur auf dem Parkplatz vor dem Gebäude können Tiere vermittelt werden, schildert Rotter die Situation. Ein Betretungsverbot bestehe aber nicht, sagt der Kreis.

Das Veterinäramt stehe aktuell im Dialog mit dem Tierheim. Ziel sei es, gesunde Katzen vor Ansteckungen zu schützen und dafür zu sorgen, dass erkrankte Katzen möglichst schnell genesen. Wenn Tiere erkrankt seien, müssten diese so gepflegt und gehalten werden, dass sie rasch wieder gesund werden ohne bisher nicht erkrankte Tiere anzustecken. Eine Überfüllung sei deshalb immer problematisch.

Aus dem Großmarkt Köln

Die infizierten Katzen hatte das Tierheim vor einigen Wochen aus dem Rettungsprojekt Großmarkt Köln aufgenommen; weil in Köln der Großmarkt zum Jahresende schließt, bemühen sich Tierschützer um eine Aufnahme der zahlreichen Streunerkatzen in Tierheime der Umgebung.

Einige von ihnen nahm auch das Tierheim in Kürten auf, wie Vorstandsmitglied Rotter berichtet, gegen den Willen der damaligen Tierheimleiterin. Die Leiterin wie auch die Geschäftsführerin des Vereins hätten inzwischen gekündigt, sagt Rotter. Die Vorsitzende Karla Brandenburg habe sich hingegen für die Aufnahme der Katzen ausgesprochen.

Es stehe, so Rotter, infrage, ob das Tierheim weiter seiner Verpflichtung überhaupt nachkommen könne, Fundtiere aus den Kreiskommunen aufzunehmen. Falls nicht, seien finanzielle Forderungen an den Verein nicht auszuschließen, betont er in einem Schreiben an die Mitglieder. Mehrere Begehungen mit Mitarbeitern des zuständigen Veterinäramtes des Kreises hat es in den vergangenen Wochen gegeben.

Schreiben des Veterinäramtes

Demnach hätte das Tierheim bis Mitte September nachweisen müssen, wie die infizierten Katzen in Quarantäne versorgt werden sollen. In einem Schreiben des Veterinäramtes wird die Tierheimleiterin zitiert, die gegenüber den Mitarbeitern der Kreisverwaltung ausgeführt habe, dass die Versorgung der Katzen die Kapazität des Tierheims übersteige. Nur mit zusätzlichem Personal sei eine Versorgung überhaupt möglich.

In einem Schreiben des Kreises an die Tierheimleitung liest sich dies so: „Die Aufnahme der Tiere erfolgte entgegen ausdrücklicher Anordnung seitens Frau Dr. Hofmann.“ (eine Mitarbeitende des Veterinäramtes, d.Red.) Es hätte keine Aufnahme der Katzen erfolgen dürfen, ehe das Veterinäramt dies nicht genehmigt habe. In einem Gespräch habe sich die Tierheimleiterin ausdrücklich gegen die Aufnahme ausgesprochen. Nicht nur das: Mitarbeitende, die die infizierten Katzen versorgten, könnten für den restlichen Tag keine weiteren Katzen versorgen. Folge seien Personalengpässe im übrigen Bereich des Tierheims. Das Tierheimpersonal sei aus ihrer Sicht völlig überfordert mit der Versorgung der Tiere.

Fachkundiges Personal

Auf Nachfrage betont die Kreisverwaltung, dass fachkundiges Personal in ausreichender Zahl konsequent die Hygienemaßnahmen umsetzen müsse. Untergebracht sind die Tiere laut Kreis in einem Raum im Durchgangsverkehr des Tierheims, mit einem Vorraum als Schleuse vom Flur getrennt. Im Vorraum würden sich Mitarbeitende Schutzkleidung anziehen. Der Kreis empfehle die Aufnahme der Katzen jedoch in der Quarantänestation. Bei dem genutzten Raum handele es sich offiziell um ein Lager, so der Kreis.

Die Katzenseuche, mit einer Sterblichkeit von 90 Prozent bei den infizierten Katzen, könne auch lange nach Auszug der infizierten Tiere nachgewiesen werden und stelle eine große Gefahr für die im Tierheim untergebrachten Katzen dar. Die Hinweise des Veterinäramtes sollten unbedingt beachtet, rät die Kreisverwaltung, der Kreis kontrolliere die Auflagen zu Hygiene und Unterbringung regelmäßig.

Wenn sich das Geschehen entspanne, werde ein intensives Gespräch zur Aufarbeitung mit dem Tierheim geführt werden. Die Vereinsvorsitzende Karla Brandenburg war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Erst im vergangenen Jahr hatte das Tierheim wegen eines Sanierungsstaus für Schlagzeilen gesorgt. Insbesondere der Hundezwinger muss dringend erneuert werden.

Auch eine Vielzahl an Fundkatzen war aus einer Messiewohnung aufgenommen worden, Tierarztkosten in sechsstelliger Höhe hatte die Gemeinde Kürten zahlen sollen.