MöwenGesellige Vögel an Talsperren und Flüssen

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Rhein-Berg – "Ornithologen machen manchmal einen Bogen um Möwen", sagt Wolfgang Ortmann schmunzelnd. Nein, mit Antipathie habe das nichts zu tun, beteuert der Biologe, der bei Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) engagiert ist. "Aber diese Vögel sind schwer zu bestimmen." Zu ähnlich seien sich die Vertreter der Möwen-Familie.

Lässt sich die häufige Lachmöwe noch gut an der dunklen "Kapuze" - beziehungsweise außerhalb der Fortpflanzungsperiode am dunklen Ohrfleck - erkennen, wird es bei der Silbermöwe (Larus argentatus) schon schwieriger. Weißes Gefieder mit silbergrauem Rücken und Flügeln, rosa Beine und orangeroter Fleck am gelben Schnabel: Das sind die Merkmale des etwa 60 Zentimeter großen Vogels, der auf eine stolze Spannweite von rund 1,40 Metern kommt und so etwa Bussard-Format hat. Doch aus der Ferne sehen auch andere Großmöwen wie die - bei uns weit selteneren - Herings- und Mantelmöwen ähnlich aus, wenngleich deren Flügel dunkler sind. "Besonders schwer wird es bei Jungvögeln. Die tragen nämlich alle ein bräunliches Jugendkleid", erklärt Ortmann, "da sind die feinen Unterschiede kaum zu erkennen." Und bis eine Silbermöwe geschlechtsreif und voll ausgefärbt ist, vergehen mehrere Jahre.

Eigentlich sind Möwen Seevögel. "Sie haben Schwimmhäute zwischen den Zehen und fressen gern Fischiges", sagt der Ornithologe. Aber auch im Binnenland sind sie regelmäßig zu beobachten, zum Beispiel am Rhein oder an großen Teichen und Talsperren. Ortmann vermutet, dass die Vögel entlang der großen Flüsse ins Binnenland wandern. "Auch Mülldeponien ziehen sie an. Und manchmal sieht man sie auf Äckern, wo sie eggenden Bauern folgen und Kerbtiere aufpicken." Die Speisekarte von Silbermöwen umfasst Fische und Krebstiere ebenso wie Regenwürmer, Abfall, Aas und die Eier anderer Vögel.

"Früher traf man bei uns vor allem Lachmöwen an und nur vereinzelt Silbermöwen", erzählt Wolfgang Ortmann. Inzwischen sei deren Zahl gestiegen. Die Vogelschutzwarte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) bestätigt, dass inzwischen auch Brutpaare in NRW bekannt seien, einige davon am Rhein im Raum Köln/Bonn.

Bezogen auf Nord- und Westeuropa ist die Großmöwe die häufigste Art. Gerade an Küsten brütet sie oft in Kolonien. Die Weibchen legen Ende April, Anfang Mai zwei bis drei Eier, die vier Wochen lang von beiden Elternteilen im Wechsel bebrütet werden. "Schon bevor die Jungen ausfliegen, sieht man sie in der Nähe des Nest herumwuseln", erzählt Wolfgang Ortmann. Und auch nach dem Ausfliegen (mit etwa sechs Wochen) werden sie noch ein Weilchen von den Eltern versorgt, manchmal sogar bis zur nächsten Brut. Das Rufrepertoire der geselligen Vögel, die man ab und an auch in lockeren Trupps kreisen sieht, umfasst unterschiedliche Laute, die für Menschenohren mal miauend, mal lachend oder bellend klingen. Ein durchdringendes "Kiu" dient als Warnruf.

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