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Rätsel und KatastrophenSeit 800 Jahren überdauert die Markuskapelle in Altenberg die Zeiten

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Eine Kapelle in einer Wiese, dahinter ein Hotel und ein historischer Küchenhof.

Nach dem Hochwasser von 2021 wurde die Markuskapelle umfassend renoviert und zeigt sich jetzt als Altenberger Kleinod.

Norbert Orthen und Petra Janke haben Geschichte und Forschungsergebnisse über das älteste Bauwerk am Ort in einem Buch zusammengefasst.

Alte Gebäude haben ihre Geheimnisse. Und so liegt auch bei der 800 Jahre alten Markuskapelle auf dem ehemaligen Klostergelände in Altenberg noch manches im Verborgenen. Nur wenig ist gewiss. Das fängt beim genauen Alter des Gemäuers an, dessen 800. Geburtstag zwar nun begangen wird, der aber nur eine Annäherung an die tatsächliche Entstehungszeit sein dürfte. Es setzt sich beim Namen der Kapelle fort, die möglicherweise ursprünglich nicht dem heiligen Markus geweiht war und auch manches Grab, das im Boden gefunden wurde, gibt bis heute Rätsel auf.

Den vielen Fragezeichen gehen Dr. Norbert Orthen und Dr. Petra Janke nicht erst seit gestern nach. Nun legen sie im Jubiläumsjahr, in dem Altenberg an den Bau der Markuskapelle vor 800 Jahren und an die ebenfalls auf 1225 datierte Ermordung des mit dem Ort auf vielerlei Weise verbunden Grafen Engelberg von Berg erinnert, ein Kompendium des ältesten erhaltenen Gebäudes in Altenberg vor.

Ein Handbuch mit dem Wissen über die Markuskapelle

„Wir wollten zusammenfassen, was man über die Markuskapelle weiß, ein Handbuch, wie es das über den Altenberger Dom nicht gibt“, erläutern die Autoren die Zielsetzung. Zudem sei das Buch, finanziert vom Aktionskreis Altenberg e.V., mit Unterstützung der Stiftung St. Mariä Himmelfahrt Altenberg, auch eine Fotodokumentation der Veränderungen der Kapelle im 20. Jahrhundert.

„Der bestehende Bau dürfte um 1220/30, wahrscheinlich erst nach den Zerstörungen durch das Erdbeben von 1222 auf älteren Fundamenten errichtet worden sein“, so der Zisterzienser-Experte Orthen. Auf die Reste sei man bei Grabungen im Jahr 1895 gestoßen, die auch mehrere Sarkophage zutage gefördert hätten, deren Zuordnung nicht mehr gelang.

Die Markuskapelle erlebte in ihrer 800-jährigen Geschichte viele Katastrophe

Überhaupt ist es ein kleines Wunder, dass die Markuskapelle als einzige von ursprünglich mehreren Kapellen des Klosters heute noch erhalten ist. Ein Erdbeben beschädigte im 13. Jahrhundert die Kapelle oder ihren Vorgängerbau. Im 14. Jahrhundert verlor sie ihre Bedeutung als Grablege für die Grafenfamilie von Berg.

Kaputte Wände in einer Kapelle.

Der Innenraum der Markuskapelle vor 1900: Die Nutzung als Schmiede und Lager hatten große Schäden angerichtet.

Nach der Aufhebung des Klosters zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Kapelle als Schmiede und Lager benutzt, ein Zwischendeck wurde eingezogen, Bauteile beschädigt, Fenster zertrümmert, Malereien vernichtet. „Bei der Aufräumung des Schuttes, welcher meterhoch den Boden bedeckte“, so berichtete es Ludwig Schwörbel 1895, „fanden sich vier Grabstätten, die jedoch allem Anscheine nach schon früher geöffnet und durchwühlt waren, so dass für die darin bestatteten Personen keine Anhaltspunkte gewonnen wurden.“

Auch das Dhünnhochwasser 2021 richtete verheerende Schäden an

Die jüngste Katastrophe für das Gebäude ereignete sich im Juli 2021, als das Hochwasser der Dhünn die tiefliegende Kapelle flutete. Die Inneneinrichtung fiel dem schlammigen Wasser zum Opfer, das 1,40 Meter hoch im Gebäude stand. Der Altar schwamm auf der trüben Brühe Richtung Ausgang.

Erst 2024 konnte die Kapelle nach umfangreicher Restaurierung wieder geweiht werden. „Für den neuen Altar stiftete der Patriarch von Venedig eine Markus-Reliquie“, so Orthen. Ob auch der alte Altar über eine derartige Beigabe verfügte, gehört zu den weiter existierenden Fragezeichen. Denn es gebe Zweifel daran, ob die Kapelle in ihren Anfängen schon dem heiligen Markus geweiht gewesen sei, erklärt die Kunsthistorikerin Petra Jahnke.

Die Kapelle war vielleicht nicht immer dem heiligen Markus geweiht

Erst aus der Mitte des 17. Jahrhunderts habe man hierfür Belege. Ein Markuspatrozinium sei für ein Gotteshaus der Zisterzienser eher unüblich. Denkbar sei, „dass man für die erste Kapelle in Altenberg nur ein Marienpatrozinium wählte, denn jede Zisterzienserkirche ist zuallererst der Gottesmutter geweiht“, so Janke. Dafür spräche auch die spätere Wandmalerei mit Marienkrönung. Erst nachträglich sei vielleicht Markus als „Kopatron“ hinzugekommen. Doch die Quellen schweigen bisher darüber.

Da das Buch zum Selbstkostenpreis verkauft werde, würden sich Herausgeber und Domorganist Rolf Müller freuen, wenn ein Teil des Erlöses gestiftet und in die Markuskapelle zurückfließen würde. Hier fehlt seit 2021 die Orgel. Ein Spender habe bereits 20.000 Euro für ein neues Instrument gegeben, etwas Geld für die Anschaffung fehle aber noch.

Norbert Orthen/Petra Janke: Die Markuskapelle in Altenberg. Anmerkungen zu ihrer Geschichte und Ausstattung, Odenthal-Altenberg 2025, 12,50 Euro. Erhältlich im Altenberger Dom-Laden und im Pastoralbüro Altenberg.