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„Das darf nie wieder passieren“91-Jährige Overatherin kämpft gegen das Vergessen

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Katja Röhse-von Cube erhält von Landrat Arne von Boetticher das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Packte stets an und setzt sich für Menschen ein: Katja Röhse-von Cube erhielt von Landrat Arne von Boetticher das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Katja Röhse-von Cube kämpft seit ihrer Kindheit an für die Erinnerung an die NS-Verbrechen und wurde jetzt mit dem Verdienstkreuz am Bande geehrt.

Die Bewahrung der Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus war Katja Röhse-von Cube von klein auf ein besonderes Anliegen. Seitdem sie als Kind mit ansehen musste, wie   Menschen unter dem NS-Regime drangsaliert, wie eine Freundin ins Konzentrationslager abgeführt wurde. „Ich habe mir schon mit zehn Jahren gesagt: Das darf nie wieder passieren“, erinnert sich die heute 91-jährige Overatherin, die am Montag   für ihr Jahrzehntelanges Engagement für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden ist.

Dieses Wirken steht beispielhaft für gelebte Solidarität
Arne von Boetticher, Landrat, über Katja Röhse-von Cube

Mit klarer Haltung und Überzeugungskraft habe sie sich zeitlebens dafür eingesetzt, dass die Zeit des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit gerate, würdigte Landrat Arne von Boetticher (CDU) die frühere Jungsozialistin, die mehr als 70 Jahre Mitglied der SPD ist. „Eigentlich durfte man damals erst mit 21 Jahren in die SPD eintreten, aber mit Genehmigung von Kurt Schumacher, bei dem ich damals im Parteivorstand als Sekretärin gearbeitet habe, durfte ich schon früher“, erinnert sich Katja Röhse-von Cube im Gespräch mit dieser Zeitung.

Katja Röhse-von Cubes Wirken reichte weit über Kommunalpolitik hinaus. „Seit ihrem frühen Jugendalter steht sie für Verantwortungsbewusstsein, Engagement und eine klare demokratische Haltung“, heißt es in der Laudatio auf die 91-Jährige.

Mit zwölf Jahren bereits wurde sie Mitglied der „Roten Falken“

Bereits mit zwölf Jahren fand sie ihren Weg zur sozialdemokratischen Bewegung und engagierte sich bei den „Roten Falken“ in Koblenz. Früh übernahm sie dort Verantwortung, organisierte Gruppen, plante Aktivitäten und schuf „Räume für Gemeinschaft und soziale Wärme“, wie Landrat Arne von Boetticher auch im Namen von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk (SPD) würdigte.

Beruflich arbeitete sie viele Jahre beim Westdeutschen Rundfunk und war darüber hinaus 18 Jahre als Personalrätin und ehrenamtlich für die IG Medien aktiv. „Ich habe nie Angst vor Hierarchien gehabt“, sagt die 91-Jährige. Auch WDR-Intendant Friedrich Nowotny kannte ihre direkte Art. „Mit ausgeprägtem Pflichtgefühl und Beharrlichkeit setzte sie sich für Arbeitnehmerrechte ein“, heißt es in der Laudatio zur Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande.

Seit 1989 gehörte Katja Röhse-von Cube ununterbrochen Overaths Rat an

Seit 1989 gehörte Katja Röhse-von Cube ununterbrochen dem Rat der Gemeinde und späteren Stadt Overath an. Auch hier setzte sie sich für zentrale gesellschaftliche Themen wie Gleichstellung, Inklusion, demokratische Bildung, technologischen Wandel, Seniorenpolitik sowie den Kampf gegen Antisemitismus und Faschismus ein.

„Sie galt über Jahrzehnte als beständige Stimme für Gerechtigkeit, Solidarität und gesellschaftliche Verantwortung“, so Landrat Arne von Boetticher. Von besonderer Bedeutung sei ihre Arbeit innerhalb der AG 60 Plus der SPD gewesen. Viele Jahre war Katja Röhse-von Cube stellvertretende Vorsitzende, später Vorsitzende des Regionalverbandes Mittelrhein.

Ihr Engagement stärkte die politische Teilhabe älterer Menschen nachhaltig und brachte Projekte hervor, die Generationen verbinden und Lebensqualität verbessern
Laudatio auf Katja Röhse-von Cube bei der Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

„Ihr Engagement stärkte die politische Teilhabe älterer Menschen nachhaltig und brachte Projekte hervor, die Generationen verbinden und Lebensqualität verbessern“, heißt es in der Laudatio. Durch gezielte Initiativen integrierte sie zudem junge SPD-Mitglieder und die Jusos in gemeinsame Formate – ein bemerkenswerter Brückenschlag zwischen Altersgruppen. Innerhalb der SPD übernahm sie zahlreiche Funktionen: Ortsvereinsvorsitzende, Frauen- und Seniorenbeauftragte, Vorstandsmitglied im Kreisverband sowie Delegierte auf verschiedenen Ebenen. „Ihre Arbeit war stets geprägt von Integrität, Sachkenntnis und dem festen Glauben, dass Politik den Menschen dienen muss“, so die Würdigung zur Ordensverleihung.

Seit 1950 ist Katja Röhse-von Cube außerdem Gewerkschafterin, seit 1951 ist sie in der Arbeiterwohlfahrt. Sie machte nie „nur“ Politik, sondern packte stets auch mit an, wenn jemand Hilfe benötigte, unterstützte Bedürftige, half Menschen bei der Wohnungssuche und begleitete während der Pandemie ältere Menschen im Alltag. „Dieses Wirken steht beispielhaft für gelebte Solidarität“, so Landrat Arne von Boetticher.

Die 91-jährige Geehrte winkt ab: „Wenn man nichts tut, kann man auch nichts bewegen,“ sagt sie – und lächelt.