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OverathDiese Maßnahmen sind für den Aggerdeich geplant

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Zu sehen ist ein Fluss, daneben ein Schotterweg und ein Pegelhaus aus roten Backsteinen.

Der Aggerdeich in Overath senkt sich auf der Höhe des Pegelhauses.

Spundwand zu teuer, Bürger in Sorge – Hochwasserschutz im Fokus: Politik ringt um den richtigen Weg

Dass Hochwasserschutz ein ernstes Thema ist, zeigte sich bei den Gesprächen zum Aggerdeich im Bau- und Planungsausschuss. Der befasste sich mit dem Deich, weil bei der jährlichen Deichschau mit der Oberen Wasserbehörde der Bezirksregierung Köln festgestellt wurde, dass ein sogenannter „Deichverteidigungsweg“ fehlt. Der ist notwendig, wenn eine Katastrophenlage vorliegt und die Feuerwehr, das THW oder sonstige Einheiten den Deich befahren müssen.

Der Erste Beigeordnete Thorsten Steinwartz erwähnte, dass die Verwaltung eine Petition von Anwohnern erreicht habe, mit der Bitte, den Deich auf seinen ersten 70 Metern, am Aggersteg im Bereich des Pegelhauses, zu erhöhen. Auch aus der Politik habe es Anfragen dazu gegeben. Seit der Flut von 2021 sei dort eine Senkung, die beim nächsten Starkregen vielleicht nicht standhalten könne, sorgten sich die Anwohner.

Deich hält Starkregen stand

Die Deichschau hätte ergeben, dass der Deich auf der gesamten Länge einem sogenannten „Bemessungshochwasser HQ100“ standhält. Gemeint ist damit ein statistisch gesehen einmal in hundert Jahren auftretendes Hochwasser. Wenn man die Senke ausgleichen wolle, ginge das nur mit einer Spundwand, wie Daniel Schnurpheil vom Ingenieurbüro Gewecke Teamplan erklärte, weil man wasserseitig nicht mit Erde aufschütten könne, da der Retentionsraum sonst zu klein wäre und sich ein Fauna-Flora-Schutzgebiet dort befinde. Auf der Landseite stünden Häuser, die vor kurzem gebaut wurden, so dass der Platz dort nicht ausreiche. Eine leichte Erhöhung von einigen Zentimetern werde es aber geben, durch die Maßnahmen für den Verteidigungsweg.

Insofern sei eine Spundwand die einzige Lösung, was rund 500.000 Euro kosten würde, bei einer Förderung läge der Anteil der Stadt bei etwa 80.000 Euro. In Anbetracht des Haushalts riet die Verwaltung also von der Maßnahme ab, zumal sie rechtlich gesehen nicht notwendig ist.

Mobile Schutzwände

Stattdessen würden für den Fall der Fälle mobile Schutzwände angeschafft. Die Feuerwehr oder eine andere zuständige Einheit würde diese dann im Notfall installieren.

Schnurpheil erläuterte, dass für den Verteidigungsweg noch Maßnahmen notwendig sind, wofür bereits Schilder, Poller, Mülleimer und Ähnliches entfernt und Grundstücke gekauft wurden. Das sei erforderlich, damit der Deichbereich auch künftig in städtischer Hand liegt, sollten weitere Maßnahmen erfolgen müssen.

Grundstücke müssen erworben werden

Der katholischen Kirchengemeinde St. Walburga kaufte die Stadt dafür bereits 3.200 Quadratmeter ab, insgesamt müssten weitere 4.540 Quadratmeter von Privatbesitzern und der katholischen Kirche erworben werden.

Bei den Privatgrundstücken sei das nur teilweise möglich, da es sonst zu erheblichen Einschränkungen für die Einwohner führe.

1,7 Millionen für das Projekt

Kosten würde das Projekt rund 1,7 Millionen Euro, ohne die Kosten für Grunderwerb, Planung, Gutachterleistungen und Naturschutz- beziehungsweise Ausgleichsmaßnahmen einzuberechnen. Eine Förderung in Höhe von 80 Prozent sei nicht nur möglich, sondern sogar recht sicher, wie die Verwaltung und Schnurpheil nach ersten Gesprächen mit der Bezirksregierung erläuterten.

Dass keine Aufschüttung an der Senke möglich ist und die Verwaltung von der Spundwand abriet, stieß zunächst auf Irritation im Rat und bei den Besuchern. Eine eingeschobene Bürgerfragerunde konnte allerdings für Aufklärung sorgen.

Was, wenn Agger und Sülz gleichzeitig steigen?

So fragte einer der Anwohner an der Senke, wo die mobilen Elemente hingingen im Zweifelsfall. Schließlich könne es sein, dass Agger und Sülz gleichzeitig steigen.

Wenn Starkregenereignisse vorhergesagt sind, würden die kritischen Punkte der Stadt beobachtet, wie die Verwaltung mitteilte. Auch die Pegeldaten würden über das Pegelhäuschen gemeldet. So könne man die Elemente dorthin bringen, wo sie gebraucht würden. Die Elemente seien auch schnell aufgebaut, schneller als Sandsäcke, was weniger Personal in Anspruch nehme.

Elemente funktionieren auch auf Schotter

Ob die Elemente auch auf Schotterwegen funktionieren, wollte ein anderer Anwohner wissen. Laut Schnurpheil hätten diese Dichtungen an der Unterseite, die durch den Wasserdruck auf die Erde gepresst würden. So bleibe nur ein harmloses Rinnsal übrig.

Die Maßnahmen am Deich sind nicht im Doppelhaushalt 2025/26 vorgesehen, wie Steinwartz erklärte. Erst nach einem Planfeststellungsverfahren könne man also handeln. Bei einer Beteiligung der Stadt von 20 Prozent koste das Projekt 340.000 Euro, ohne Spundwand.

Einstimmig entschlossen sich die Bau- und Planungsausschussmitglieder dem Vorschlag der Verwaltung zu folgen.

Zum Schutz des Deichs hat die Bezirksregierung eine seit dem 1. Januar 2023 gültige Verordnung erlassen, die bestimmte Pflanzungen, Zäune und Bauten im Bereich des Deiches verbietet. Die Verwaltung hat gemeinsam mit der Oberen Wasserbehörde eine Übersichtskarte entwickelt, mit der die unmittelbaren Anwohner für die Deichschutzverordnung sensibilisiert werden sollen. Die ist auf der Website der Stadt Overath zu finden und wird auch in die Briefkästen der Deichanwohner verteilt. Laut Schnurpheil gibt es für diejenigen, die es interessiert, Hochwassergefahrenkarten, die potenzielle Überschwemmungsflächen hinter den Deichen darstellen und frei zugänglich sind auf der Website des Rheinisch-Bergischen Kreises. Auf der Karte könne man gut erkennen, dass der Bereich mit der Senke am Pegelhäuschen nicht von potenziellen Gefahren betroffen ist. (jro)