Im InterviewOverather Beigeordneter: „Die Mensa hat mich geärgert“

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Overaths Erster Beigeordneter Bernd Sassenhof sitzt an einem Tisch und gestikuliert.

Overaths Erster Beigeordneter Bernd Sassenhof geht in den Ruhestand.

Bernd Sassendorf, Erster Beigeordneter von Overath, geht in den Ruhestand. Wir haben ihn zum Interview gesprochen.

Das Büro des Ersten Beigeordneten in Overath, Bernd Sassenhof, sieht bereits nach Abschied aus: Die Schränke leergeräumt, Bilder schon abgehängt und für den Transport verpackt – es sind nur noch wenige Tage, die Sassenhof in seinem Büro gegenüber dem des Bürgermeisters Christoph Nicodemus verbringen wird, das Abschiednehmen hat längst begonnen. Im Interview spricht der 65-Jährige über seine Einstellung zum Beruf, Projekte und Erfolge.

Herr Sassenhof, wie ist Ihr Berufsweg verlaufen?

Bernd Sassenhof: Geboren und aufgewachsen bin ich in Hagen, war nach dem Abitur für zwei Jahre bei der Bundeswehr und habe dann an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung studiert und war gleichzeitig bei der Stadt Ennepetal beschäftigt. Dann ging es zur Stadt Emmerich, zunächst als Sachbearbeiter und nach zwei Jahren als Amtsleiter des Schul-, Kultur- und Sportamtes. Es folgten Stationen als Sozialamtsleiter und Leiter der Stabsstelle Controlling und Berichtswesen. 2000 wollte ich mich beruflich noch einmal verändern und habe am 1. April 2001 als Beigeordneter in Overath angefangen. Seit 2007 bin ich Erster Beigeordneter und wurde 2009 und 2017 wiedergewählt. Nach 45 Berufsjahren ist nun Schluss.

Wie haben Sie im Beruf agiert, was war Ihnen wichtig?

Ganz wichtig war bei aller Souveränität des Stadtrates und des Bürgermeisters immer die Fairness im Job.

Sie haben 2014 als Bürgermeister in Kürten kandidiert, wurden jedoch nicht gewählt. Wie haben Sie das empfunden?

Die FDP hatte gefragt, ob ich kandidieren möchte, aber es war klar, dass das schwierig würde. Willi Heider, mein Kontrahent, war sehr gut vernetzt, saß in allen Vereinen. Dennoch habe ich durch die Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern viel gelernt, die Kandidatur in Kürten war eine super Lebenserfahrung.

Was sehen Sie als Meilensteine in Ihrer Laufbahn in Overath?

Oh, da gibt es einiges für mich schon Besonderes zu nennen. Bei der Regionale 2010 wurde zum Beispiel das Gut Eichthal umgestaltet und Kennen-Lernen-Umwelt ins Leben gerufen, daran hatte ich ebenso Anteil wie am Agger-Sülz-Korridor und den Projekten Kulturrucksack, Kulturstrolche und anderem. Wir haben drei Kindertagesstätten gebaut, das Gewerbegebiet Ginsterfeld vorbereitet und das im Burgholzweg entwickelt. Ich war Initiator und Gründer des Stadtmarketingvereins OVplus, hatte die Organisationsverantwortung für die 950-Jahr-Feier von Overath 2014, war Mitbegründer der Tourismus GmbH Das Bergische. Auch den Text des neuen Overather Logos „Stadt an Agger und Sülz“ konnte ich einbringen. Und klar, ein Herzensprojekt war sicher auch der Umbau des Kulturbahnhofs.

Sie waren ja als Erster Beigeordneter auch für Soziales zuständig, was waren da die wichtigsten Themen?

Sicherlich die Aufnahme von Geflüchteten, dabei bin ich sehr stolz auf die Overather, die sich stark engagiert haben. Wir haben es geschafft, viele Menschen bei uns aufzunehmen, unter anderem   mit dem Aufbau der Erstaufnahmeeinrichtung in der Mehrzweckhalle Untereschbach 2015, der Vermietung sehr vieler Wohnungen, dem Bau des Flüchtlingsheims am Cyriax, dem Neubau mit Tafel und Wohnungen für Flüchtlinge am Gleisdreieck und der vorübergehenden Unterbringung Geflüchteter in Leyenhaus und der ehemaligen Kita Bunter Luftballon. Außerdem haben wir neue Kitas gebaut, die offenen Ganztagsgrundschulen in ersten Schritten ausgebaut – weitere Maßnahmen folgen noch für die Erfüllung des künftigen Rechtsanspruches auf einen OGS-Platz – und zwei neue Turnhallen in Immekeppel und Vilkerath errichtet.

Hat Sie bei den vielen Projekten auch etwas geärgert?

Ja, in die Planung und danach den Bau der Mensa am Schulzentrum haben wir viel Arbeit reingesteckt und vor allem mit den weiterführenden Schulen, Schüler, Lehrer, Eltern, sowie den politischen Gremien durch Beschlüsse von Schulkonferenzen und Stadtrat abgestimmt. Allerdings hat sich durch Veränderung des Schulbetriebes, der teilweisen Abschaffung des Ganztages, zum Beispiel die Umstellung von G8 auf G9 sowie durch die Entwicklung der Schülerzahlen und die Umstellung von G8 auf G9 wird nun der eigentliche Zweck des Gebäudes nicht so erfüllt, soll heißen, dass zwar das Aufenthaltsangebot sehr intensiv in Anspruch genommen wird, nicht aber die ursprünglich angestrebte Verpflegungsmöglichkeit. Es hat mich geärgert, dass wir das eigentliche Ziel nicht erreicht haben und der Betrieb dadurch nicht kostendeckend ist.

Und was war das Positivste an Ihrer Tätigkeit?

Dass ich einem so tollen Team mit so vielen innovativen Ideen angehört habe. Und Overath ist eine Stadt, die noch so viel Power so viel Potenzial hat, sich weiterzuentwickeln, denn es ist ein guter Wohn- und Arbeitsstandort. Dieses Potenzial sollte man künftig noch mehr nutzen.

Wie geht es denn für Sie im Ruhestand weiter?

Ich will mich wieder verstärkt der Rockmusik widmen, Schlagzeug spielen, eine neue Band suchen und mehr tolle Konzerte besuchen. Außerdem will ich wieder mehr joggen, denn in Nümbrecht wohne ich ja unmittelbar am Wald und in der Natur. Und ich möchte reisen, nach Skandinavien, nach Osteuropa – am liebsten mit dem Motorrad.

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