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WirtschaftWie die Unternehmensnachfolge bei den Dienes Werken geglückt ist

5 min
Eine junge Frau, Maja Supe-Dienes, steht lässig mit einer Hand in der Hosentasche vor einer blauen Wand mit Portraitgemälden von alten Menschen.

Maja Supe-Dienes tritt in die Fußstampfen ihrer Vorfahren und leitet das Familienunternehmen der Dienes Werke mit ihrem Bruder Julian weiter.

Maja Supe-Dienes und ihr Burder Julian leiten das Familienunternehmen in der vierten Generation und bringen Veränderungen mit.

Vor zweieinhalb Jahren trat Maja Supe-Dienes ihre Stelle als Strategieberaterin bei den Dienes-Werken in Overath an. Plan war bereits damals, dass ihr Bruder Julian und sie das Unternehmen für Schneid- und Ventiltechnik in der vierten Generation übernehmen. Mittlerweile leitet Maja Supe-Dienes die Messerfabrik Neuenkamp in Hückeswagen und ihr Vater Rudolf zieht sich zum Ende des Jahres, nach fast fünf Jahrzehnten, aus dem Geschäft zurück – die Nachfolge ist also geglückt.

„Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass es so krisenreiche Jahre werden, hätte ich wahrscheinlich eher hinterfragt, ob ich mir das zutraue“, erzählt Supe-Dienes. Die Pandemie, der Ukrainekrieg und die Energiekrise seien alles Faktoren, die den Einstieg ins Familienunternehmen nicht gerade erleichtert hätten. Dennoch scheint die 30-Jährige nicht zum Pessimismus zu neigen. „Unternehmer sein bedeutet flexibel sein. Man muss den Gestaltungsspielraum nutzen, den man hat, und sich an die sich schnell verändernden Rahmenbedingungen anpassen“, fasst sie ihre Arbeitseinstellung zusammen.

Flache Hierarchien

Seit sie und ihr Bruder das Ruder übernommen haben, sei so einiges passiert bei den Dienes-Werken. Innerhalb kürzester Zeit sei alles, was noch in Ordnern sortiert war, digitalisiert worden. Auf dem Firmendach wurden Solarpaneele verlegt, um in energetischer Hinsicht ein Stück weit autonomer zu sein, und die Hierarchien wurden abgeflacht. „Wir wollten, dass sich die Verantwortung auf mehr Schultern verteilt“, erklärt Supe-Dienes.

Auch in neue Maschinen wurde investiert und aktuell sei man dabei, für die personelle Nachfolge zu sorgen. „Wir haben viele Mitarbeiter, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Damit wir deren Fachwissen nicht verlieren, versuchen wir die Nachbesetzung so früh wie möglich anzugehen.“ Das klappe ganz gut. Die Krisen hätten dafür gesorgt, dass einige Firmen in der Umgebung Kurzarbeit anmelden mussten oder insolvent gegangen sind, dadurch sei die Bewerberzahl gestiegen.

Unfaire Wettbewerbsbedingungen

Die Bedingungen bleiben trotzdem hart. Viele Kunden seien aktuell vorsichtig, was Investitionsvorhaben betreffe, und trotzdem – während andere Unternehmen derzeit auf Sparflamme kochen, spricht Supe-Dienes von Investitionen. „Mit Mitbewerbern wie China werden die Wettbewerbsbedingungen ständig verändert und sorgen zum Teil für unfaire Verhältnisse. Viele Industrien werden dadurch ins Aus katapultiert. Das verlangt uns viel ab, aber gerade dann darf man nicht sparen. Wir sehen eine Perspektive in diesem Standort und müssen die Zeit nutzen, uns zukunftsorientiert aufzustellen“, erläutert sie. Schließlich planten sie und ihr Bruder nicht nur für morgen, sondern für die kommenden 30 bis 40 Jahre. Die Unsicherheit sei dennoch da. „Früher wusste man, dass investiert wird, und jetzt hangelt man sich eben von Monat zu Monat. Solange sich weltpolitisch nichts ändert, werden die Herausforderungen bleiben.“

Ein weiterer Punkt, der sich unter der Leitung der Geschwister verändert hat, sei die Beziehung zu den Tochterunternehmen. „Wir möchten wieder näher an unsere Tochterfirmen heranrücken und die internationale Zusammenarbeit stärken. So können wir Synergien schöpfen. Mit Videokonferenzen geht das heute sehr gut“, meint die 30-Jährige. Neun Standorte hat die Unternehmensgruppe insgesamt, die zwei deutschen befinden sich in Overath und Hückeswagen. Darüber hinaus ist Dienes auch in den USA, Russland, China, Polen, Frankreich, Ungarn und Mexiko aktiv. Der Standort in den USA habe sich besonders nach Donald Trumps Wahl zum Präsidenten und den darauf folgenden Zöllen als wichtig erwiesen.

Ich glaube, es geht ihm auch darum, uns mit den Herausforderungen nicht im Stich zu lassen und Probleme mit uns gemeinsam zu lösen.
Maja Supe-Dienes, Unternehmerin

Die Nachfolge selbst, sei relativ schleichend vonstatten gegangen. „Mein Onkel Bernd und mein Vater sind das Thema zum Glück sehr früh angegangen. Dadurch konnte sich mein Vater zunehmend aus dem Tagesgeschäft und jetzt auch aus den Beratungstätigkeiten zurückziehen“, blickt Supe-Dienes zurück. Den Ruhestand zu genießen, so ahnt seine Tochter, werde ihm vermutlich trotzdem schwerfallen. „Ich glaube, das wird schon eine große Umstellung für ihn“, sagt sie und lacht. Dennoch sei er niemand, der das Zepter nicht abgeben könne, und den Geschwistern gebe es auch ein Sicherheitsgefühl, sich mit ihrem erfahrenen Vater austauschen zu können. „Ich glaube, es geht ihm auch darum, uns mit den Herausforderungen nicht im Stich zu lassen und Probleme mit uns gemeinsam zu lösen.“

Und wie ist es so, mit der eigenen Familie ein Unternehmen zu leiten? „Das Gute ist, als Familie hat man ein gemeinsames Wertegerüst. Bei jemand Fremdem muss man erst einmal ausloten.“ Außerdem könne man viel ehrlicher zueinander sein, was gerade bei grundlegenden Entscheidungen wichtig sei. Für sie sei sowieso immer klar gewesen, dass sie nur ins Unternehmen einsteigen würde, wenn ihr Bruder es auch täte. „Ich wusste, dass ich dafür jemanden brauche, dem ich so vertrauen kann, wie ich meinem Bruder vertraue.“ Im Großen und Ganzen seien sie, ihr Bruder und ihr Vater sich aber ohnehin einig.

Vertrauen will verdient sein

Bei den Mitarbeitern hätte sie sich das Vertrauen erst einmal verdienen müssen. „Das ist auch richtig so“, betont sie. So ein Prozess dauere eben ein wenig, aber nun habe sie das Gefühl, gut angenommen worden zu sein.

Eine Sache, die sie dennoch etwas überrascht habe, sei die Bürokratie. „Man hört oft, wie sich andere darüber beschweren, und denkt sich, 'so schlimm kann das doch nicht sein, bis man selbst damit zu tun hat. Da wurden mir schon die Augen geöffnet.“

Auf lange Sicht sei der Plan, dass sich die Dienes-Werke wieder mehr lokal engagieren, momentan sei dafür aber keine Kapazität da. „Allerdings habe ich vor, einen Kindergarten in Overath zu errichten“, deutet Supe-Dienes an. Das Grundstück, momentan noch ein Schotterplatz nahe des Firmenstandorts, sei bereits vorhanden, ebenso wie ein Bebauungsplan und die Zustimmung seitens der Stadt. Nun sei sie auf der Suche nach einem Investor. „Mir fehlt nur noch eine anständige Finanzierung, dann kann es ganz schnell gehen“, kündigt die junge Unternehmerin an.