Mehr Aufgaben, wenig PersonalJugendamt des Rheinisch-Bergischen Kreises ertrinkt in Arbeit

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Eine Familie nimmt in einer Beratungsstelle k an einer Erziehungsberatung mit Psychologin Birgit Höppner teil. Im Vordergrund liegen Plüschfiguren aus der Sesamstraße

Viele Eltern suchen die Hilfe des Jugendamtes, doch die Personalsituation beim Kreis ist sehr schwierig. Nur wenige Fachkräfte interessieren sich für ausgeschriebene Stellen.

Zu viele Aufgaben, zu wenig neues Personal. Das Jugendamt des Rheinisch-Bergischen Kreises steht vor großen Herausforderungen.

Die Kreisverwaltung hatte einige dicke Brocken aufgelistet: Unter dem Titel „Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe“ legte Dezernent Markus Fischer dar, mit welchen Problemen das Amt für Familie und Jugend zu kämpfen hat. Im Rahmen der Jugendhilfe, so stellt es die Vorlage dar, hat es zahlreiche Veränderungen und rechtliche Regelungen gegeben, die die Arbeit des Amtes für Familie und Jugend wesentlich beeinflusst haben.

Umfängliche „Fall- und Aufgabenmehrungen“ zeichneten sich bereits seit längerem ab. Bei der frühkindlichen Bildung hätten sich, so Fischer, die Anforderungen und seit 2014 ein überproportional steigender Bedarf ausgewirkt, bislang habe man dem noch entsprechen können. Es zeige sich jedoch, dass die drei Kreisjugendamtskommunen Burscheid, Kürten und Odenthal intensive Anstrengungen unternähmen, neue Baugebiete auszuweisen oder Nachverdichtungen zu ermöglichen.

Rhein-Berg: Der Zuzug von Familien hält an

Der Zuzug von Familien halte an, so dass weitere zusätzliche Betreuungsplätze zur Erfüllung des Rechtsanspruchs erforderlich seien. Auch seien bei den bestehenden Plätzen Instandhaltungs- und Qualitätsentwicklungsmaßnahmen in immer größerem Umfang notwendig. Das erfordere mehr Personal in der Verwaltung des Jugendamtes.

Doch gerade bei der Personalbeschaffung tun sich große Schwierigkeiten für die Kreisverwaltung auf. Nur wenige Fachkräfte, so Fischer, bewerben sich auf ausgeschriebene Stellen im Jugendamt. Es werde immer wichtiger, mit guten Rahmen- und Arbeitsbedingungen im konkurrierenden Markt der Jugendämter attraktiv zu sein.

Nur wenige Fachkräfte, bewerben sich auf ausgeschriebene Stellen im Jugendamt.
Markus Fischer, Dezernent

Das Recruiting im Feld der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik sei noch schwieriger, da diese Mitarbeitenden nicht vom Kreis ausgebildet werden, sondern mit einem entsprechenden Abschluss als Sozialarbeiter oder -pädagogen angeworben werden. Auch gelte es, die Nachteile für das Amt aufgrund der räumlichen Erreichbarkeit der Dienststellen auszugleichen, mit dem ÖPNV seien die Jugendhilfebüros in den Rathäusern von Burscheid und Kürten nur sehr zeitintensiv zu erreichen.

Daraus ergebe sich die Anforderung, den Einsatz des privaten Pkw für dienstliche Zwecke auskömmlich zu gestalten oder ein attraktives Angebot für die Nutzung von Dienstwagen vorzuhalten. Standort- und Büroausstattung, technische Ausstattung und eine attraktive Bezahlung seien weitere Kriterien, mit denen sich der Kreis für Bewerber attraktiv darstellen müsse.

Generell, so die Kreisverwaltung in ihrem Bericht, sei eine 110-prozentige Stellenbesetzungsquote sinnvoll, um angesichts von hoher Fluktuation, Ausfällen und Überlastungen die 100-prozentige Leistungsfähigkeit zu sichern. Das Amt für Familie und Jugend habe bereits eigenständig Maßnahmen zur Personalbindung wie Mentorenprogramme oder individuelle Fortbildungskonzepte entwickelt und umgesetzt. Diese gelte es auszubauen und zusätzliche Angebote für eine attraktive „work-life-balance“ zu machen.

Ausreichendes und gut ausgebildetes Personal sei grundsätzlich wirtschaftlich, so Fischer in seiner Zusammenfassung, deshalb sei auch im Personalbudget ein Betrag von rund 100 000 Euro zusätzlich veranschlagt. In welcher Höhe allerdings diese Aufwendungen tatsächlich erforderlich würden, hänge vom Zeitpunkt der Stellenbesetzung ab.

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