Ein Jahr nach der WahlMit kommunaler Expertise – Martin Lucke (CDU) aus Rhein-Berg im Landtag

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Abgeordneter Martin Lucke aus Bergisch Gladbach steht im Plenarsaal des Düsseldorfer Landtags.

Seinen Platz im Plenarsaal hat Martin Lucke (CDU) noch etwas weiter hinten, hat aber auch schon zwei Reden ganz vorn gehalten, unter anderem zur Unterbringung von Geflüchteten in den Kommunen.

Ein Jahr im Landtag: Wo Rhein-Bergs Abgeordnete stehen – Heute: Martin Lucke – Jurist und Ratsherr.

Sein Platz im Plenarsaal ist nicht ganz vorne, noch nicht. Dafür hat er einen guten Überblick – und eine Expertise, die sonst in dieser Form kaum einer hat im landespolitischen Düsseldorf. Martin Lucke (CDU), der bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr das Direktmandat im Wahlkreis Bergisch Gladbach/Rösrath holte, hat bewusst auch danach sein Mandat im Bergisch Gladbacher Stadtrat beibehalten.

Es ist ein großer Vorteil, die andere Perspektive der Städte und Gemeinden immer mit einbringen zu können.
Martin Lucke (CDU), direkt gewählter Landtagsabgeordneter in Bergisch Gladbach/Rösrath

„Es ist ein großer Vorteil, die andere Perspektive der Städte und Gemeinden immer mit einbringen zu können“, sagt der 34-jährige Jurist aus Bergisch Gladbach, der froh ist, dass er neben einem Sitz im Rechtsausschuss des Landtags auch Mitglied im Ausschuss für Heimat und Kommunales geworden ist. „Da ist die kommunale Sicht auf die Dinge natürlich besonders gefragt.“ Aber auch sonst habe natürlich ein Gros der Entscheidungen auf Landes- und Bundesebene auch Auswirkungen auf die Städte und Gemeinden.


Zur Person

1988 geboren, wuchs Martin Lucke in Bergisch Gladbach auf, wo er heute mit seiner Frau und den zwei Söhnen der Familie lebt. Er ist Rechtsanwalt und Brandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr sowie seit 2016 Mitglied im Bergisch Gladbacher Stadtrat. Seit 2007 gehört er der CDU an und ist seit 2017 Beisitzer im Kreisvorstand. (wg)


Schnell, freundschaftlich und kollegial sei er als Neuling in seiner Fraktion auch von den „alten Hasen“ aufgenommen worden, freut sich Lucke. Ihm ist es wichtig, an vielen Stellen in vielen kleinen Schritten mitwirken zu können. Dabei sei es eine angenehme Umstellung gewesen, sich nur hauptberuflich und mit noch viel mehr Zeit der Politik widmen zu können, als dies als Berufstätiger im Ehrenamt in einem Stadtrat möglich sei.

Der Landtagsabgeordnete Martin Lucke sitzt am Schreibtisch seines Abgeordnetenbüros im Düsseldorfer Landtag. Durchs Fenster ist der Innenhof des Landtagsgebäudes zu sehen.

Von seinem Abgeordneten-Büro aus schaut Martin Lucke (CDU) ins Landtagsinnere.

Vier Mitarbeitende, wenngleich auch nicht ganz so viele Vollzeitstellen, zählt Lucke nun zu seinem Team, vom wissenschaftlichen Mitarbeiter und Büroleiter in Düsseldorf bis zur Mitarbeiterin vor Ort im Wahlkreis. „Das ist ein ganz neues politisches Arbeiten mit solch einer Unterstützung“, sagt der 34-Jährige, der immer schon ehrenamtlich engagiert war.

Martin Lucke: Neuer Landtagsabgeordneter wurde kurz nach der Wahl zum zweiten Mal Vater

Nicht nur in der Politik, sondern auch im Karneval und in der Bergisch Gladbacher Feuerwehr. Umso mehr hat es ihn gefreut, dass die Heimatförderung von 33 Millionen Euro trotz angespannter Haushaltslage habe fortgeführt werden können. „Denn das ist vor allem Förderung von Ehrenamt – und das verdient Unterstützung“, sagt der Politiker, der kurz nach dem Einzug ins Landesparlament im vergangenen Jahr zum zweiten Mal Vater geworden ist.

Wie er da angesichts der nun nochmal ausgeweiteten politischen Arbeit, die auch mit zahlreichen repräsentativen Terminen an Abenden und Wochenenden verbunden ist, noch alles unter einen Hut bringt? Lucke lächelt: „Das geht nur, wenn die Familie da mit hinter steht“, sagt er und denkt dabei zuvorderst auch an seine Frau. „Und bei manchem Terminen wie beim Besuch der Kirmes am vergangenen Wochenende lässt sich ja sogar noch beides verbinden“, sagt der 34-Jährige.

Auch als Jurist bringt sich Martin Lucke aus Bergisch Gladbach in der Landespolitik ein

Nicht allein die kommunale Perspektive bringt er in Düsseldorf ein, auch seine juristische Expertise ist hilfreich. Etwa beim von ihm mit betriebenen Projekt der flächendeckenden Einführung von „Staatsanwälten vor Ort“. Sie geben der Staatsanwaltschaft „ein Gesicht und einen Ansprechpartner in der Region“ und könnten von lokaler Expertise profitieren, sagt Lucke. Letztlich könne das auch dazu betragen, Verfahren zu beschleunigen.

Seit kurzem ist CDU-Politiker Lucke auch Mitglied im von der Opposition angestrengten Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur gesprengten und neu zu bauenden Rahmedetalbrücke der A45. „Mir geht es natürlich auch darum: Was kann man für die Zukunft bei ähnlichen Projekten besser machen?“, unterscheidet sich Luckes Ansatz natürlich von dem der Opposition, die einen Verantwortlichen für das Verkehrschaos rund um Lüdenscheid ausmachen möchte.

Landtagsabgeordneter Martin Lucke (CDU) aus Bergisch Gladbach steht am Rednerpult des Düsseldorfer Landtags.

Landtagsabgeordneter Martin Lucke (CDU) aus Bergisch Gladbach am Rednerpult des Düsseldorfer Landtags.

Auch wenn der Ukrainekrieg im ersten Jahr des neuen Landtags stark Kapazitäten gebunden habe, von der Energieversorgung bis zur Unterbringung von Geflüchteten, so will Martin Lucke doch nicht Ziele aus dem Blick verlieren, für die er mit angetreten ist.

„Wir müssen klug überlegen, wo wir Prioritäten setzen“, sagt er und lässt keinen Zweifel daran, dass Bildung dabei ganz oben steht. Von der Sprach-Kita, einem eigentlich vom Bund „geerbten“ Thema, über die bessere Bezahlung von Grundschullehrerinnen und -lehrern bis hin zur Meisterprämie sieht er da auch schon eine Reihe guter Erfolge.

Das war schon ein spannendes Jahr.
Martin Lucke (CDU), direkt gewählter Landtagsabgeordneter in Bergisch Gladbach/Rösrath

Und dass er auch als junger Politiker schon beste Kontakte hat, hat Martin Lucke spätestens bewiesen, als er gemeinsam mit Grünen-Kreistagsfraktionsgeschäftsführer Arne Meinhardt möglich machte, was kaum jemand für möglich gehalten hatte: Dass das Land ausrangierte Fahrzeuge seines Landesbetriebs aus der eigentlich undurchbrechbaren regulären Versteigerung herausnahm und als humanitäre Hilfe für die Bergisch Gladbacher Partnerstadt Butscha stiftete.

„Vielleicht ein gutes Beispiel“, sagt Lucke heute bescheiden, „für viele Anliegen, die an einen herangetragen werden und bei denen es schön ist, wenn man helfen kann. Das betrifft den Einzelnen, der ein Problem hat, genauso wie den ehrenamtlichen Hilfskonvoi nach Butscha.“ Viele kleine Schritte in die richtige Richtung – das sei sein persönliches Ziel, bekennt er und staunt im Rückblick selbst ein wenig: „Das war schon ein spannendes Jahr.“

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