Eine Klasse wenigerGesamtschule Rösrath lehnt 25 Schüler ab

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Die Gesamtschule am Freiherr von Stein Schulzentrum in Rösrath.

Die Gesamtschule am Freiherr von Stein Schulzentrum in Rösrath.

Rösrath – Auf viel Unverständnis und teils verärgerte Reaktionen stößt die Entscheidung der Gesamtschule Rösrath, im nächsten Schuljahr nur vier Eingangsklassen zu bilden – statt der zuvor anvisierten fünf Klassen. Das bedeutet, dass für den neuen Jahrgang nur 108 Kinder zugelassen werden – 25 weitere erhalten eine Absage.

Die abgelehnten Kinder haben keine Gymnasialempfehlung: Sie können nicht auf das benachbarte Gymnasium ausweichen, sondern müssen außerhalb Rösraths zur Schule gehen – die besten Chancen bestehen an der Sekundarschule Overath. Die Gesamtschule nennt für ihre Entscheidung vor allem pädagogische Gründe. Bei betroffenen Familien und in der Kommunalpolitik sorgt sie für Aufregung.

Mehrklasse würde pädagogisches Konzept in Frage stellen

Problematisch ist aus Sicht der Schule, dass 81 Jungen und nur 52 Mädchen angemeldet wurden, außerdem zu wenige Kinder mit Gymnasialempfehlung. Das entspricht nicht dem Anspruch einer „gesunden Durchmischung“, wie Schulleiterin Alexandra Mildner erklärt.

Die Schulleitung könne „aus pädagogischer Sicht“ nur die Bildung von vier Klassen „verantworten“, heißt es in einer Stellungnahme der Schule, mit der sie ihre Absage an eine zusätzliche fünfte Klasse begründet. „Durch die Bildung einer Mehrklasse wird das pädagogische Grundkonzept als Gesamtschule in Frage gestellt“, ist weiter zu lesen. „Laut Gründungserlass sind wir eine vierzügige Schule.“

Weitere Probleme

Probleme gebe es auch mit dem Konzept der „inklusiven Schule“: Bei zwei Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf pro Klasse lasse sich die Klassenstärke auf 27 Kinder begrenzen, erklärt Mildner. Es wurden aber nur neun Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf angemeldet – ein Kind zu wenig für fünf Klassen mit nur 27 Kindern. „Wir müssten jede Klasse mit 29 Kindern führen“, sagt Mildner. In ihrer Stellungnahme verweist die Schule auch auf knappe personelle Kapazitäten, wegen der Bauarbeiten am Freiherr-vom-Stein-Schulzentrum seien auch die nötigen Räume „nicht gesichert verfügbar“.

„Es tut im Herzen weh, dass wir ablehnen müssen“, sagt Mildner. Die Schule habe sich aber verpflichtet, „einen Bildungsauftrag zu erfüllen“.Den abgelehnten Schülern – 25 Jungen – empfiehlt Mildner die Sekundarschule in Overath. Das sei „eine gute Schulform“ und Overath „gut erreichbar“.

Kommunalpolitik überrascht von Kehrtwende der Schule

Die Stadtverwaltung reagiert zurückhaltend auf die Entscheidung der Gesamtschule. „Das ist eine schulinterne Angelegenheit“, sagt der Beigeordnete Ulrich Kowalewski (CDU). Die Schule habe ihre Haltung „sehr gut begründet“. Er erwartet, dass „innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre“ mehr Kinder mit Gymnasialempfehlung an der Gesamtschule angemeldet werden. Damit werde das aktuelle Problem entschärft.

Wenig Verständnis für die Entscheidung der Schule zeigen dagegen die Mitglieder im Hauptausschuss des Stadtrats. Die Kommunalpolitik ist überrascht von der Kehrtwendung der Schule, diese hat in Infoveranstaltungen für Eltern eine fünfte Eingangsklasse in Aussicht gestellt – falls erforderlich. „Wir gingen bis vorige Woche davon aus, dass es einen fünften Zug geben wird“, sagte CDU-Fraktionschef Marc Schönberger im Ausschuss. Die Politik sei daher „not amused“ (nicht erfreut).

Politik und Verwaltung wollen Situation beraten

Die von den Absagen betroffenen Eltern seien „wirklich verzweifelt“, stellte Frank D. Albert von der Ohe (Linke) fest. Rösrath müsse seinen Kindern die Möglichkeit bieten, vor Ort zur Schule zu gehen. „Das sind unsere Kinder“, sagte auch FDP-Fraktionschef Erik Pregler, sie müssten daher ein Schulangebot in Rösrath erhalten. Über die Gesamtschule sagte er: „Wenn das so weitergeht, ist das kein verlässlicher Partner für uns.“ Ein pädagogisches Konzept, das zur Ablehnung von Rösrather Kindern führe, sei „verfehlt“, erklärte Fors-Park-Fraktionschef Yannick Steinbach.

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Politik und Verwaltung sollten sich „möglichst kurzfristig zusammensetzen“ und über die Situation beraten, forderte SPD-Fraktionschefin Petra Zinke. Darauf ging Kowalewski ein: Er wolle versuchen, noch in der laufenden Woche eine Videokonferenz einzuberufen – mit Beteiligung der Bezirksregierung.

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