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Trotz geplanter HochzeitIraker mit Abitur und Ausbildungsangebot aus NRW abgeschoben

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Ali AL-Qoshachee aus dem Irak wurde abgeschoben.

Ali AL-Qoshachee aus dem Irak wurde abgeschoben.

Am 12. August wurde Ali Al-Qoshachee mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach Irak abgeschoben. Flüchtlingshelfer zeigen sich „erschüttert“ von dem Fall. 

Bis zuletzt haben der Flüchtlingshilfe-Verein Mosaik und die Anwältin von Ali Al-Qoshachee versucht, seine Abschiebung zu verhindern. Doch am Morgen des 12. August wurde der 31-Jährige vom Flughafen Düsseldorf in den Irak ausgeflogen. Einen Tag zuvor hatte das Amtsgericht Köln einen Eilantrag gegen die Abschiebung abgelehnt. Ein Gerichtssprecher bestätigte die Entscheidung: Demnach liege „kein Grund vor, den Antragsteller hier zu lassen“.

Auch eine geplante Eheschließung, für die ein letztes Dokument fehlte, erkannte das Gericht nicht als Grund an, Al-Qoshachees Abschiebung abzulehnen. Die Anbahnung der Eheführung habe erst nach der Ablehnung des Asylantrags stattgefunden, so der Sprecher. Al-Qoshachees und seiner Partnerin bleibe die Möglichkeit einer Ehezusammenführung, die er vom Irak aus beantragen müsse.

Mehrere Ausbildungs- und Arbeitsangebote

„Wir sind zutiefst erschüttert, betroffen und entsetzt über dieses Vorgehen“, sagt Marianne Arndt vom Flüchtlingshilfe-Verein Mosaik. Am Nachmittag des 7. August hätte Al-Qoshachee einen Termin beim Standesamt gehabt, um die fehlende Unterschrift zur Eheschließung zu leisten. Stattdessen sei er sieben Stunden vorher bei einem Termin beim Sozialamt der Stadt Rösrath festgenommen und zu einem Haftprüfungstermin vorgeladen worden. „Ein junger Mann knapp über 30 mit Kompetenzen, die in unserem Land gebraucht werden, wird wie ein Schwerverbrecher behandelt, und eine junge deutsche Frau, die mit ihm zusammen eine Zukunft aufbauen möchte, wird dadurch ebenfalls psychisch schwer belastet“, so Arndt.

Der Asylantrag Al-Qoshachees war Ende 2024 final abgelehnt worden – es sei nicht nachvollziehbar, dass Al-Qoshachee im Irak politisch verfolgt werde, heißt es im Ablehnungsbescheid. Auch die Härtefallkommission NRW sah keinen Grund, ihm einen Aufenthaltsstatus zu geben. Bereits Ende Juli berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über seinen Fall.

Stephanie Linke, Ehrenamtlerin vom Flüchtlingshilfe-Verein Mosaik, sagte über den Fall, in zehn Jahren ehrenamtlicher Arbeit für Geflüchtete habe sie noch nicht erlebt, dass „ein Mensch mit diesen Fähigkeiten und diesem Willen zur Integration abgeschoben werden soll.“ Sie habe den Eindruck, dass „Integration mit der Ankündigung der Bundesregierung, strikter abzuschieben, komplett ausgetrocknet werden soll“.

Al-Qoshachees sprach nach drei Jahren im Land fließend Deutsch. Er ist Informatiker mit Abschluss, der in Deutschland nicht anerkannt wurde, anerkannt wurde aber sein Abitur. Er hatte mehrere Ausbildungs- und Arbeitsangebote, zuletzt ein Ausbildungsvertrag für eine Lehre zum Außenhandelskaufmann bei Edeka, die er wegen fehlender Arbeitserlaubnis nicht antreten konnte.