Das Land NRW verstärkt die Unterstützung für die Greifvogelstation in Rösrath. Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) informierte dort über die Förderung einer Vollzeitstelle.
Greifvogelstation in RösrathLand NRW fördert hauptamtliche Hilfe für Greifvögel in Not

Waldkäuze gehören zu den zurzeit betreuten Tieren in der Greifvogelstation am Turmhof in Rösrath.
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Seine Unterstützung für die Greifvogelstation am Turmhof in Rösrath verstärkt das Landesministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr. Minister Oliver Krischer (Grüne) informierte darüber bei einem Besuch der Station der Bergischen Greifvogelhilfe, die bisher von einem komplett ehrenamtlichen Team unter dem Dach des Bergischen Naturschutzvereins (RBN) betrieben wird. Jährlich rund 500 verletzte Greifvögel und Eulen versorgt die Bergische Greifvogelhilfe. Der Aufwand dafür ist beträchtlich: Circa 6,5 Stunden täglich benötige das Ehrenamtler-Team – zurzeit circa fünf Aktive – für die praktische Arbeit mit den Tieren, erklärt Dirk Sindhu von der Greifvogelstation. Doch das Engagement kommt inzwischen an Grenzen.
„Es gibt irgendwo einen Kipppunkt, wo sich das mit Ehrenamt allein nicht mehr regeln lässt“, sagt Rainer Polke, stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister des RBN. Auf diesen Bedarf haben die Beteiligten gegenüber dem Umweltministerium hingewiesen – und dieses geht nun mit verstärkter Förderung darauf ein: Neben der bisherigen Unterstützung für Sachausgaben ermöglicht es jetzt auch personelle Unterstützung, es finanziert künftig eine Vollzeitstelle für die Greifvogelstation. Damit soll eine Person hauptamtlich für die Versorgung der Tiere und für Fahrten zum Tierarzt zuständig sein, um das Ehrenamtler-Team zu entlasten.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (l.) informierte vor Ort über die verstärkte Landesförderung für die Rösrather Greifvogelstation - zur Freude von Dirk Sindhu von der Bergischen Greifvogelhilfe.
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Einen Eindruck vom Alltag der Greifvogelhilfe gibt Sindhu, der sich neben seiner beruflichen Vollzeittätigkeit engagiert: „Mein Telefon klingelt 120 mal am Tag“, berichtet er – sehr viele Menschen, die Wildtiere finden, wenden sich demnach an die Rösrather Greifvogelstation. Nach Gesprächen mit den Anrufern kämen „vielleicht 20“ von 120 Tieren nach Rösrath.
Dabei ist die Station am Turmhof eine von landesweit drei – weitere Greifvogelstationen gibt es in Wesel am Niederrhein und in Marsberg im Norden des Sauerlands. „Wir stellen fest, dass es schwieriger wird“, sagte auch Minister Krischer über die zu leistende Arbeit. Daher fördere das Land NRW bei den drei Greifvogelstationen jeweils eine Vollzeitkraft. Das sei „notwendig, damit die Stationen weiterarbeiten können“, so Krischer. Das ermögliche auch einen Generationswechsel bei den ehrenamtlich Aktiven.
Bisher Fördergeld für Sachausgaben
Schon die bisherige Unterstützung für Sachausgaben ist beträchtlich: So bekommt die Bergische Greifvogelhilfe im Jahr 2025 laut Bezirksregierung Köln rund 45.000 Euro für Futtermittel, circa 26.000 Euro für die tierärztliche Versorgung und über 7000 Euro für Fahrkosten – insgesamt fast 79.000 Euro. Damit ist aber längst nicht alles Notwendige bezahlt: So baut das Team der Greifvogelstation zurzeit neue Volieren, weil es in den vorhandenen zunehmend eng wird, das nötige Geld für die Materialien kommt nicht zuletzt aus Spenden.
Dass er auch persönlich hinter der Unterstützung für die ehrenamtliche Arbeit in den Greifvogelstationen steht, machte der Umweltminister vor Ort deutlich. „Die Vogelwelt, insbesondere Greifvögel, interessiert mich seit Jahrzehnten“, sagte Krischer. „Greifvögel und Eulen sind faszinierende Tiere“. Er selbst habe sich bei seinem Zivildienst in den 90er Jahren mit der Auswilderung von Uhus beschäftigt. In Rösrath konnte er nun daran anknüpfen, das Team um Sindhu vertraute Krischer einen Rotmilan an: Der Minister stieg mit dem Greifvogel auf den Turm des Turmhofs und ließ ihn fliegen. Vor dem Hintergrund seines früheren eigenen Engagements zollte Krischer der ehrenamtlichen Arbeit für die Greifvogelhilfe seine Anerkennung: „Das ist praktizierter, aktiver Naturschutz.“
Teichschutznetze als Gefahr für Wildvögel
Auf eine unterschätzte Gefahr für Wildvögel machen der Bergische Naturschutzverein (RBN) und die Bergische Greifvogelhilfe zusammen mit anderen Umwelt- und Tierschutzverbänden aufmerksam: Jedes Jahr verfangen sich ungezählte Vögel in Netzen, die der Mensch installiert hat. Neben Kunststoffnetzen, die über Obstbäume oder -sträucher gespannt werden, geht es insbesondere um Netze über Fisch- und Zierteichen, die Fraßschäden durch Kormorane und Graureiher vermeiden sollen.
Doch diese Netze bedeuten eine große Gefahr für zahlreiche andere Vögel, die sich darin verheddern, schwer verletzen und oft qualvoll sterben. Am häufigsten betroffen sind fischfressende Vogelarten wie Fischadler, Reiher und Störche, daneben aber auch Habichte, Uhus oder Mäusebussarde. Bei Vögeln, die rechtzeitig gefunden werden, ist nach Angaben der Verbände und Tierschutzorganisationen meist eine aufwendige tierärztliche Behandlung nötig. Sie fordern daher ein gesetzliches Verbot von Vogelabwehrnetzen an privaten und nebengewerblichen Teichanlagen.