Weihnachten früherIn Rhein-Berg wurde auch in mageren Jahren nicht auf das Fest verzichtet

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Marktplatz in Bergisch Gladbach, Dezember 1945. Das Rathaus mit dem ersten Weihnachtsbaum nach dem Zweiten Weltkrieg. Rechts das Hotel Am Bock

Marktplatz in Bergisch Gladbach, Dezember 1945. Das Rathaus mit dem ersten Weihnachtsbaum nach dem Zweiten Weltkrieg. Rechts das Hotel Am Bock.

Historische Fotografien aus dem Stadtarchiv Bergisch Gladbach zeigen Weihnachten im Bergischen im Wechsel der Zeiten.

Wir feiern Weihnachten in schwierigen Zeiten. Früher war mehr Lametta, mag da mancher denken und damit unbeschwertere Jahre meinen, fernab von Kriegen und Pandemien.

Doch Weihnachten im Bergischen, das zeigt ein Blick in die Vergangenheit, das waren nicht immer nur Feste mit Zuckerguss und Kerzenschein. Das Stadtarchiv bewahrt alte Fotos, die zeigen, dass Weihnachten oft in Krisen, mit wenig Luxus, aber umso mehr Hoffnung gefeiert wurde.

Der erste Weihnachtsbaum nach dem Krieg leuchtet in Gladbach 1945

Dazu gehört eine Aufnahme des verschneiten Gladbacher Marktplatzes, die nach Angaben des Archivs Weihnachten 1945 entstand. Die Romantik, die das Foto ausstrahlt, dürfte damals begrenzt gewesen sein: Der Krieg ist gerade erst ein paar Monate vorbei, viele Menschen hungern und frieren, sind ohne Wohnung oder warten auf die Heimkehr vermisster Soldaten. Doch vor dem Rathaus, das offensichtlich schon wieder mit Strom versorgt ist, da leuchtet wie zum Trotz ein großer Tannenbaum.

Vier kleine Mädchen freuen sich Weihnachten 1955 über ein Puppenhaus.

Der Tanzsaal der Gaststätte Drechsler in Immekeppel wurde seit Frühjahr 1953 als Flüchtlingsaufnahmelager benutzt.1955 feiern hier vier Mädchen Weihnachten und freuen sich über ein Puppenhaus.

Auch die Lage von vielen Flüchtlingen und Vertriebenen ist bis in die 1950er Jahre hinein bedrückend. Trotzdem wird auch in der Flüchtlingsunterkunft Immekeppel Weihnachten gefeiert, so gut es eben geht. Drei Mädchen bestaunen bei der Bescherung ein Puppenhaus.

Auch unter Tage wird ein Tannenbaum geschmückt

Selbst im Stollen der Grube Lüderich wollen zwei italienische Bergleute, die als „Gastarbeiter“ im Bergwerk beschäftigt sind, nicht auf ein kleines Weihnachtsfest unter Tage verzichten und schmücken ein kleines Bäumchen.

Italienische Arbeiter der Grube Lüderich in Untereschbach feiern im Bergwerk Weihnachten mit einem kleinen Christbaum.

Italienische Arbeiter feiern in der Grube Lüderich in Untereschbach Weihnachten mit einem kleinen Christbaum.

Mit den Jahren geht es aufwärts, das Wirtschaftswunder sorgt auch in Rhein-Berg für üppigere Feste, teurere Geschenke und schönere Weihnachtsbäume - und wieder mehr Lametta.

1959 auf dem Marktplatz in Bergisch Gladbach: Drei Männer begutachten an einem Verkaufsstand einen kleinen Weihnachtsbaum.

1959 auf dem Marktplatz von Bergisch Gladbach: Kunden prüfen die Weihnachtsbäume

Und ganz selten, so wie Mitte der 1990er Jahre, da wird sogar der Traum von der weißen Weihnacht im Bergischen wahr. (spe)

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