Auf SchnäppchenjagdDie Black Week macht nicht alle Läden im Kreis glücklich

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Mehr Zulauf als üblich verzeichnet das Möbelhaus Hausmann in Bergheim. In der „Black Week“ gibt es besondere Aktionen.

Mehr Zulauf als üblich verzeichnet das Möbelhaus Hausmann in Bergheim. In der „Black Week“ gibt es besondere Aktionen.

Rhein-Erft-Kreis – Black Friday – seit einigen Jahren lassen diese englischen Worte die Kassen auch in den deutschen Konsumtempeln klingeln. Aus dem Freitag ist inzwischen eine ganze Woche geworden, die „Black Week“, in der die Händler besonders großzügige Rabatte einräumen, um das Geschäft anzukurbeln. Mehr Zulauf als üblich verzeichnet etwa das Möbelhaus Hausmann in Bergheim schon seit Anfang der Woche.

„Der Freitag und der Samstag werden wohl die stärksten Tage, weil zum Möbelkauf normalerweise beide Partner dabei sind“, sagt Hauschef Reiner Wirtz. Die schwarzen Tage sind aus seiner Sicht „ein guter Aufhänger im Rahmen unserer Rabatt-Aktionen, die wir das ganze Jahr betreiben und auch brauchen“. Nach vier Wochen Schließung im Frühjahr „haben wir schließlich einiges aufzuholen“.

Stabile Umsätze

Viele würden das Geld, das für den wegen Corona ausgefallenen Urlaub gedacht war, nun in neue Möbel investieren, ist sein Eindruck. Auch verbrächten die Menschen mehr Zeit zuhause und kämen so eher auf die Idee, Räume neu einzurichten.

Dennoch sei es trotz stabiler Umsätze merklich ruhiger in den zurückliegenden Wochen, „auch weil wir keine Veranstaltungen zur weiteren Steigerung des Einkaufserlebnisses durchführen können“, so Wirtz. Ein Schwerpunkt des Jahres sei die Black Week nicht, auch an den Adventswochenenden steige der Zulauf deutlich. „Darauf hoffen wir auch in diesem Jahr.“

Einkaufsbummel am Brückentag

Die Rabattaktionen zum Black Friday stammen aus den Vereinigten Staaten. Dort fällt der Thanksgiving-Feiertag auf den vierten Donnerstag im November, der Freitag ist für viele Brückentag und so eine gute Gelegenheit für einen Einkaufsbummel. Im Jahr 2013 schwappte der merkantile Brauch nach Europa herüber. 3,1 Milliarden Euro wurde in der schwarzen Phase 2019 in Deutschland umgesetzt, berichtet der Handelsverband HDE. Davon profitieren in vor allem Geschäfte mit größeren Artikeln wie Möbelhäuser.

Die Farbe Schwarz steht mit dem Tag oder der Woche in Verbindung wegen der schwarzen Zahlen, die die Händler schreiben, aber auch wegen der schwarzen Finger, die sie früher vom Geldzählen bekamen. Schwarz vor Menschen sind in normalen Jahren auch die Einkaufsmeilen. Der Online-Handel hatte die Menge allerdings bereits etwas gelichtet. (red)

Das Frechener Porta-Möbelhaus biete am Freitag eine Sonderöffnung bis 21 Uhr, kündigt Holger Wetzel an, Pressesprecher der Porta-Unternehmensgruppe. Alle Stammkunden seien angeschrieben worden. „Wir sind froh, dass der Black Friday aus den USA herübergeschwappt ist“, sagt er.

In diesem Jahr steht der Aktionstag wegen der Corona-Pandemie unter besonderen Vorzeichen. Porta habe ein Sicherheits- und Hygienekonzept entwickelt, das der Tüv Rheinland zertifiziert habe, mit einem Wegeleit-System und einem Zählsystem, das per App anzeigt, wann die Zahl der Kunden im Möbelhaus zu groß zu werden droht. Bislang sei es in der Frechener Filiale aber noch nicht vorgekommen, dass Kunden vor der Tür warten mussten. „Bei der Größenordnung von 35 000 bis 40 000 Quadratmetern wie in Frechen ist auch an Tagen wie dem Black Friday genug Platz“, versichert Wetzel.

Günstige Preise auch bei Segmüller

Einen Black Friday wird es im Möbelhaus Segmüller im Gewerbegebiet Pulheim nicht geben. Der Begriff sei geschützt, erklärt Christof Gerpheide, Sprecher der Geschäftsleitung. Das Familienunternehmen setze wie in den vergangenen Jahren auf eine Black Week. Beworben werde sie mit einem etwas schriller gestalteten Prospekt. „Damit können wir noch einmal verstärkt die Aufmerksamkeit der Kunden auf das Thema Möbel lenken“, so Gerpheide. Mit Rabatten werbe Segmüller nicht, davon habe man sich vor eineinhalb Jahren verabschiedet, sondern mit Möbeln zu günstigen Preisen.

Der bei den Kunden beliebteste Tag der Black Week sei der Samstag. Mit einem Kundenansturm rechnet Christof Gerpheide in diesem Jahr aber nicht. „Die Kunden sind zurückhaltender und vorsichtiger. Sie gehen bewusster einkaufen.“ Wegen der Corona-Pandemie seien die Gastronomie und das Kinderland geschlossen, es gebe keine Kochvorführungen. Alles in allem sei die Kundenfrequenz geringer als sonst. „Aber der Möbelbranche geht es dennoch ganz ordentlich. Wir sind mit den Umsätzen zufrieden.“

Kleine Geschäfte im Nachteil

Andere Sparten des Einzelhandels profitieren kaum von den schwarzen Tagen, denn die Rabattaktionen ziehen tendenziell noch mehr Geschäft ins Internet. „Den stationären Einzelhändlern macht das zu schaffen“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer der Kölner Geschäftsstelle des Handelsverbandes NRW für die Region Aachen, Düren, Köln. Der Black Friday finde überwiegend online statt.

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Gerade im Corona-Jahr, in dem es vielen Händlern in der zweiten Welle nicht gut gehe, sei so eine Aktion für kleinere Händler ein massives Problem. „Wir erwarten dieses Jahr sowieso ein extrem schlechtes Weihnachtsgeschäft.“ Hamel fürchtet, dass die Kunden sich noch stärker ans Online-Shopping gewöhnen. „Das Einkaufsverhalten wird sich ändern.“ Da die Menschen sich wegen Corona weniger nach draußen trauten, werde es weiter zurückgehen. Zwar gebe es auch kleinere Händler, die ihre Ware online zum Verkauf anböten, aber sie könnten „den Großen nicht Paroli bieten“, analysiert Jörg Hamel die Lage.

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