Die Stadt Bedburg kauft das Grundstück des Sportschuh- und Sportmodeunternehmens wieder zurück.
Stadt zieht ReißleineKölner Unternehmen Snipes kommt doch nicht nach Bedburg

Die Vorbereitungen für den Bau des Rechenzentrums von Microsoft im Gewerbegebiet BEB 61 laufen, die ebenfalls geplante Ansiedlung der Handelskette Snipes hingegen ist gescheitert.
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Snipes kommt anders als angekündigt nicht nach Bedburg. Die im Februar 2023 bekanntgegebene Ansiedlung des Sportschuh- und Sportmodefilialisten ist gescheitert, teilte die Stadt in einer Pressemitteilung am Donnerstag (11. September) mit. Die Stadt Bedburg hatte auf 650 Arbeitsplätze gehofft, die am neuen Standort entstehen sollten.
„Die Stadt Bedburg hat sich entschlossen, den Teil der Gewerbefläche, der für das neue Logistikzentrum der Firma Snipes vorgehalten war, zurückzukaufen“, heißt es vonseiten der Stadt. Auf der rund 15 Hektar großen Fläche, die gemeinsam mit den Städten Bergheim und Elsdorf betrieben wird, wollte sich neben dem Hyperscaler der Firma Microsoft das Streatwear- und Sportartikelunternehmen Snipes mit einem modernen Logistikzentrum niederlassen.
Bedburg: Snipes wollte Planung für die Schlossstadt auf Eis legen
Während der Bauantrag von Microsoft jetzt plangemäß eingegangen sei, heißt es in der Mitteilung, „wollte die Firma Snipes aus wirtschaftlichen Gründen ihre weitere Planung auf unbestimmte Zeit verschieben“. Da diese Fläche jedoch für die drei Kommunen im Strukturwandel von großer wirtschaftlicher Bedeutung sei, hätten sich die Stadt Bedburg und Snipes, in Absprache mit Bergheim und Elsdorf, auf eine Rückabwicklung geeinigt.
„Natürlich ist das sehr schade und ärgerlich, wir haben auf Snipes und die damit verbundene Kooperation in der Stadt gesetzt“, sagt Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach (SPD). „Aber wir haben im Vertrag weitreichende Rücktrittsrechte vereinbart, die in einem Fall, wie er jetzt leider eingetreten ist, die Stadt vor Schaden und vor allem vor Kosten schützt.“ Er wolle nun die Reißleine ziehen, da er das Gefühl habe, „dass wir als Stadt besser einen anderen Weg gehen sollten“.
Man gehe „sauber“ auseinander, betont Solbach. Das Unternehmen Snipes sei auch in der Zukunft in Bedburg immer wieder willkommen. „Die Ansiedlung von Microsoft hat uns jedoch hochinteressante globale Firmen als Interessenten eingebracht, und mit einem Unternehmen sind wir jetzt intensiv im Gespräch“, sagt er. Dabei handele es sich um einen Investor aus Bereich Data Center.
Geplant waren ein Dienstleistungs- und Logistikzentrum im neuen Gewerbegebiet an der Autobahn 61 in direkter Nachbarschaft zum Rechenzentrum von Microsoft. Vorgesehen waren in Bedburg auch ein Engagement von Snipes, das zur Deichmann-Gruppe gehört, in den Bereichen Sport und Kultur sowie die Öffnung eines Outletstores, möglichst in der Innenstadt. Die Stadt hatte sich davon versprochen, für Jugendliche attraktiver zu werden.
Neuer Standort in Bedburg hätte nächstes Jahr eröffnet werden sollen
Das Kölner Unternehmen Snipes hat nach eigenen Angaben mehr als 750 Filialen in Europa und den USA und verkauft Schuhe und Kleidung zum Beispiel von angesagten Marken wie Nike, Adidas, Reebok oder Vans. Der Logistik-Hauptstandort von Snipes ist in Wesseling, ebenfalls im Rhein-Erft-Kreis. Vom geplanten Standort in Bedburg aus, dem gemeinsamen Gewerbegebiet der Städte Bedburg, Bergheim und Elsdorf, wollte Snipes ursprünglich alle Niederlassungen in Europa beliefern und sein Onlinegeschäft abwickeln.
Für Snipes, das 1998 mit einem Geschäft in Essen gegründet wurde, hätte die Ansiedlung in Bedburg nach eigenen Angaben „die größte jemals getätigte Logistikinvestition“ sein sollen. Eine Summe wurde allerdings nie genannt. Der neue Standort in Bedburg sollte anderthalbmal so groß werden wie der Standort in Wesseling. Snipes und Stadt waren zunächst von einer Eröffnung der Dienstleistungs- und Logistikzentrums im Jahr 2026 ausgegangen. Snipes beschäftigt rund 2300 Mitarbeiter, der Jahresumsatz wird mit 675 Millionen Euro angegeben.

In Wesseling hat Snipes im Gewerbegebiet in Eichholz gebaut.
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Das sei „ein echter Rückschlag für Bedburg“, sagt Michael Stupp, CDU-Fraktionsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat. „Zum einen wurden die erwarteten Einnahmen ja bereits im Haushalt der nächsten Jahre veranschlagt und als mögliche Grundlage für das eine oder andere Wahlversprechen angepriesen. Zum anderen werden einige versprochene Vorhaben wie ein Outletstore in der Innenstadt, Basketballcourts oder der Support der Musikmeile platzen.“ Jetzt gelte es, zeitnah die Fläche so neu zu vermarkten, damit Bedburg die versprochenen rund 600 Arbeitsplätze zumindest anderweitig erhalten könne.