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InterviewMentalist Luca Schulze aus Bedburg: „Hypnose ist Vertrauenssache“

6 min
Zu sehen ist ein junger Mann, der vor einer Wand steht.

Mentalist Luca Schulze. 

Luca Schulze ist einer der jüngsten Mentalisten Deutschlands. Im Interview spricht er auch darüber, wie der Trance-Effekt funktioniert.  

Der Bedburger Luca Schulze ist Experte für Mentalmagie. Als einer der jüngsten Mentalisten Deutschlands versetzt der 25-Jährige auf der Bühne Menschen in Hypnose oder liest ihre Gedanken. Dafür ist vor allem viel Vertrauen notwendig, sagt der gelernte Bankkaufmann und Student im Gespräch mit Markus Peters.

Herr Schulze, wie sind Sie zur Magie gekommen?

Luca Schulze: Begonnen hat alles 2018 nach meinem Abitur. Damals hat einer meiner Freunde mit Spielkarten einen simplen Zaubertrick gezeigt, den er auf YouTube gesehen hatte. Davon war ich so fasziniert, dass ich mir am nächsten Tag selbst Karten besorgte und Tutorials des Zauber-Influencers Matthias Berger anschaute. So habe ich mir Kartentricks beigebracht, die mit der Zeit immer besser geworden sind. Auf diese Weise bin ich auch 2021 zum Gentle Hypnosis Club gekommen, wo ich zum Hypnotiseur ausgebildet wurde. Hier habe ich viele Mentalisten kennengelernt und bin schrittweise in die Szene hineingewachsen. Inzwischen mache ich kaum noch klassische Zauberkunst, sondern fast ausschließlich Mentalismus und Hypnose.

Muss man für Mentalismus begabt sein, oder kann man es lernen?

Man kann es auf jeden Fall lernen. Eine besondere Begabung braucht man dafür nicht, aber Empathie hilft sehr. Wer sich gut in Menschen hineinversetzen und sie ein bisschen „lesen“ kann, hat es leichter. Wichtig ist auch Disziplin.

Wie läuft die Ausbildung zum Hypnotiseur ab?

Sie dauert zwei Tage. Am ersten Tag lernt man die Grundlagen und Techniken, den zweiten Tag kann man später buchen, um sein Wissen zu vertiefen. Als Clubmitglied ist man Teil einer Gemeinschaft, man kann Coaches kontaktieren und sich mit anderen austauschen. Das eigentliche Können entsteht dann durch ständiges Üben.

Sie unterscheiden zwischen Zauberkunst und Mentalismus. Was ist der Unterschied?

Zauberkunst arbeitet mit optischen Illusionen, um magische Erfahrungen zu erzeugen. Mentalismus dagegen ist interaktiver und hängt immer von den Zuschauern ab. Jede Show läuft anders, weil jeder Mensch anders denkt. Ich selbst mache nur Mentalismus und Hypnose. Dabei unterscheidet man zwischen Close-up-Mentalismus am Tisch, Parlour auf kleiner Bühne und großen Bühnenshows. Die Effekte sind ähnlich – Gedankenlesen, Gedanken beeinflussen und voraussagen, nur die Dimension variiert.

Worauf kommt es bei Hypnose besonders an?

Vor allem auf das Vertrauen. Die Person muss glauben, dass ich fähig bin, sie zu hypnotisieren, und sicher sein, dass ich nichts Peinliches mit ihr mache. Außerdem muss sie Lust darauf haben. Wenn jemand sich sperrt, dann funktioniert es nicht. Ich hypnotisiere am liebsten Gruppen von zehn bis fünfzehn Personen. Mit bestimmten Suggestionstests erkenne ich, wer dafür besonders empfänglich ist. Diese Personen wähle ich dann für eine tiefere Hypnose aus. Das heißt nicht, dass die anderen nicht hypnotisierbar wären, aber manchmal funktioniert es nicht so einfach; etwa, wenn sich jemand unwohl fühlt.

Können Sie etwas zu den Grundtechniken der Hypnose sagen?

Das Vorgespräch ist extrem wichtig, weil dort das entscheidende Vertrauen aufgebaut wird. Dann gibt es drei Haupttechniken: Suggestion, Induktion und Vertiefung. Suggestion bedeutet, dem Unterbewusstsein eine Aufgabe oder Idee zu geben. Viele Suggestionen funktionieren auch ohne tiefe Hypnose, etwa wenn die Hände „zusammenkleben“ sollen und sich nicht mehr lösen lassen. Wenn ich merke, dass jemand für so eine „Blitzinduktion“ geeignet ist, setze ich diese ein, um die Person schnell in Trance zu bringen. Danach folgt die Vertiefung, die diesen Zustand noch intensiver macht. Es ist ein Kreislauf aus Induktion, Suggestion und Vertiefung.

Wie entsteht der Trance-Effekt bei der Hypnose?

Trance ist nichts anderes als eine tiefe Entspannung. Die Person schläft nicht und ist bei Bewusstsein. Es bleibt auch nichts dauerhaft hängen. In diesem Zustand kann ich mit bestimmten Effekten den „Türsteher“ des Unterbewusstseins umgehen und direkt mit ihm kommunizieren. Was ich dem Unterbewusstsein dann sage, wird für die Person in diesem Moment real. Wenn ich beispielsweise erkläre, dass sich in einem Arm Beton ausbreitet, der mit jedem Atemzug fester wird, dann spannt das Unterbewusstsein diesen Arm so stark an, dass er sich tatsächlich nicht mehr bewegen lässt, obwohl man ihn bewusst lockerlässt. Das funktioniert aber nur mit großem Vertrauen. Nach jeder Hypnose hole ich die Menschen vollständig zurück, damit sie fit sind, den Abend genießen und sicher nach Hause fahren können.

Sie verwenden den Begriff „Mind Maze“. Was hat es damit auf sich?

„Mind Maze“ ist der Titel meines Bühnenprogramms, das im April dieses Jahres in Elsdorf Premiere hatte. Der Name entstand aus dem Gedanken, dass jede Show wie ein Labyrinth im Kopf ist – voller Überraschungen, Wendungen und Rätsel, die das Publikum gemeinsam mit mir erlebt.

Was umfasst dieses Programm?

Es dauert etwa anderthalb Stunden und zeigt die ganze Bandbreite der Mentalmagie: Gedankenlesen, Vorhersagen, Manipulationen und auch telepathische Effekte. Dabei stehe nicht immer ich im Mittelpunkt. Wichtig ist mir, auch persönliche Geschichten einzubringen und den Zuschauern eine Botschaft mitzugeben – wie stark das Unterbewusstsein ist und was man daraus für das eigene Leben mitnehmen kann.

Gedankenlesen und Manipulation sind ja etwas anderes als Hypnose. Ist dabei etwas abgesprochen?

Nein, niemals. Es gibt keine Absprachen. Mentalmagie arbeitet mit Psychologie, Menschenkenntnis, Gestik und Mimik. Natürlich steckt auch immer ein Trick dahinter. Das unterscheidet Mentalismus von klassischer Zauberkunst, die unabhängig vom Publikum funktioniert. Hingegen hängt beim Mentalismus alles vom Zusammenspiel mit den Zuschauern ab.

Im Gespräch wirken Sie eher zurückhaltend. Auf der Bühne müssen Sie aber sehr aktiv sein und schnell reagieren. Sind das zwei Seiten Ihrer Persönlichkeit?

Ich habe oft das Feedback bekommen, dass ich ruhig und introvertiert wirke, aber aufmerksam zuhöre und meine Worte bedacht wähle. Mentalmagie und Hypnose haben mir geholfen, offener zu werden. Durch die vielen Auftritte fällt es mir heute leichter, auf Menschen zuzugehen, auch wenn ich im Kern eher zurückhaltend bleibe.

Ihre Show ist ein abendfüllendes Bühnenprogramm. Aber im Alltag treten Sie auch bei Firmenveranstaltungen, Hochzeiten und Familienfeiern auf?

Genau, das ist mittlerweile mein Hauptfeld – vor allem Hochzeiten und Firmenfeiern.

Sie betonen sehr den ethischen Aspekt ihre Auftritte. Manche Hypnotiseure führen Menschen bewusst vor. Ist das für Sie tabu?

Absolut. Beim Gentle Hypnosis Club ist Respekt das oberste Prinzip. Wir wollen das Bild korrigieren, das man oft aus dem Fernsehen oder dem Internet kennt, wo Hypnose als gruselig dargestellt wird. Wir nutzen sanfte Techniken, die angenehm für die Zuschauer sind. Bei uns soll es unterhaltsam sein, aber niemand wird bloßgestellt. Am Ende sollen die Menschen sagen: Das war cool, das möchte ich nochmal erleben.

Wie lange arbeiten Sie schon auf professionellem Niveau?

2020 habe ich meine erste Internetseite veröffentlicht, aber durch Corona passierte lange nichts. 2021 hatte ich meine erste bezahlte Buchung bei einer Hochzeit in Stuttgart. Danach folgten kleinere Auftritte, etwa Kindergeburtstage. In den letzten zwei Jahren hat es richtig Fahrt aufgenommen.

Helfen Ihnen die Bühnentechniken auch im Alltag?

Hypnose direkt nicht, weil sich der Hypnotisierte ja darauf einlassen muss. Aber meine Kommunikationsfähigkeit und Menschenkenntnis haben sich deutlich verbessert. Ich kann mich besser auf andere einstellen und offener auf Menschen zugehen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ich möchte meine Show häufiger spielen und zusätzlich eine Hypnoseshow auf die Bühne bringen. Am liebsten würde ich in ganz Nordrhein-Westfalen auf Tour gehen, nicht nur im Rhein-Erft-Kreis.

Und in zehn Jahren dann in Las Vegas?

Das muss nicht unbedingt sein. Mir ist wichtiger, hier meine Shows zu entwickeln und Menschen zu erreichen. Hypnose als Hauptberuf, das ist schon ein Traum.


Bühnenshow

Am 25. April 2026 zeigt Luca Schulze die neue Ausgabe seiner „Mind Maze“-Bühnenshow in Elsdorf. Weitere Informationen erhalten Interessierte online.

www.lucaschulze.de