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Letztmals zwei Abende„Jeck sin, lache, Musik mache“ findet künftig nur  am Samstag statt

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Das Foto zeigt die Bläck Fööss im Einsatz auf der Bühne.

Ihre Hits kennen die Fans natürlich auswendig: die Bläck Fööss bei „Jeck sin, lache, Musik mache“ am Samstagabend in Mechernich.

Weil die Nachfrage nach Karten sinkt, wird es die Veranstaltung „Jeck sin, lache, Musik mache“ ab dem kommenden Jahr nur noch am Samstagabend geben.

Nach 28 Jahren im Doppelpack wird es „Jeck sin, lache, Musik mache“ im kommenden Jahr nur noch am Samstagabend geben. Der Freitagabend wird gestrichen. Grund dafür ist die sinkende Kartennachfrage.

Das teilten Guido Meyer und Rudi Kaiser vom veranstaltenden Junggesellenverein Satzvey (JGV) am Samstagabend am Rande der Veranstaltung auf Anfrage mit. Damit haben sich Gerüchte aus den vergangenen Wochen bestätigt. „Wer am Freitagabend in der Halle war, der kann das vielleicht nachvollziehen“, wirbt Meyer um Verständnis.

Seit der Corona-Pandemie kommen weniger Besucher

Während im Saal gerade um die 1200 Besucher feiern, waren es tags zuvor knapp die Hälfte: 650. Das sei deutlich unter der Wirtschaftlichkeitsgrenze von 1000, so Meyer. Und das nicht zum ersten Mal. Da ein Verein hinter der Veranstaltung steht, müssen er und die Kumpels eventuell Defizite selber ausgleichen.

Frauen in Kostümen mit beleuchteten Röckchen feiern an einem Tisch.

Die Zwölfer-Clique aus dem Sauerland wollte Alkoholisches darstellen: Aperol die Damen, ein gutes heimisches Pils die Herren.

Das Paar tanzt zusammen. Die Frau hat einem Reifen mit Blumen im Haar.

Jenny und Micha tanzten Disco-Fox zu Bläck-Fööss-Klängen.

„Seit Corona ist der Freitag schwierig geworden“, fasst Rudi Kaiser den Negativtrend zusammen. Und dann habe man auch noch 2021, weil die Dreifachturnhalle nach den verheerenden Starkregenfällen überflutet war, nach Kuchenheim ausweichen müssen. Dorthin seien längst nicht alle „Jeck sin...“-Fans gefolgt. Doch es kommt noch mehr dazu.

Kosten für Sicherheit und Strom steigen weiter

So hat der Kreis Euskirchen nach Angaben von Guido Meyer den Veranstaltern zur Auflage gemacht, pro 100 Besucher eine professionelle Security-Kraft bereitzustellen. Macht für die Mechernicher Kölsch-Band-Sause am Samstagabend zwölf. Das lässt, ebenso wie die steigenden Abgaben etwa für Strom, die Kosten weiter steigen. Bisher habe man den Sicherheitsdienst „aus unseren eigenen Leuten bestücken können“, so Guido Meyer. Also kostenlos. Die Gagen der Musiker sind dagegen – vielleicht auch aus jahrelanger Verbundenheit – nicht das Problem. „Die sind weitestgehend stabil“, so Rudi Kaiser.

Stefan Brings steht auf der Bühne und spielt auf seiner großen Bass-Balalaika.

Stefan Brings mit seiner großen Bass-Balalaika.

Sechs Männer, zum Teil in Trikots der 1. FC Köln, feiern.

Treue „Jeck sin“-Gänger: ein Teil der Clique der KG „Gemütlichkeit“ aus Dom-Esch.

Dennoch: „Die Grenze ist erreicht“, bedauert Guido Meyer, zumal die Gründergeneration der Konzert-Doppelsause sich mittlerweile dem Rentneralter nähert. Immerhin: Der Generationenwechsel beim Veranstalter ist in vollem Gang. So sind etwa die Kinder von Meyer und Kaiser mit dabei.

Riesenhalle war am Freitagabend nur zur Hälfte gefüllt

Wenn dann nur wie am Freitagabend 650 die 44 Euro für den Eintritt bezahlt haben, ist der optische Eindruck einer halbleeren Riesenhalle für alle Beteiligten auf, vor und hinter der Bühne eher traurig. An diesem Abend passte das Konzept nicht mehr. Auftritte der bekanntesten Kölsch-Bands wie Höhner, Brings, Bläck Fööss, Paveier, Kasalla, Cat Ballou, Räuber hin oder her: Mit „Jeck sin, lache, Musik mache“ waren sie erstmals in dieser Fülle zu zwei Abenden in die Eifel gekommen. Werden sie das auch für einen statt für zwei Auftritte?

Leon, mit Sonnenbrille, trägt eine kleine Puppe im Rucksack vor der Brust.

Leon aus Kommern kam als Filmfigur Allen Garner aus „The Hangover“.

Bläck-Fööss-Sänger Mirko Bäumer singend auf der Bühne.

Bläck Fööss-Sänger Mirko Bäumer hatte das Publikum sofort im Griff.

Frage an Sven Welter von den Paveiern, die seit dem ersten „Jeck sin...“-Jahr 1997 dabei und damit so etwas wie die Hausband sind: „Wir kommen auf jeden Fall auch 2026! Das ist eine Traditionsveranstaltung, so was macht den Karneval aus. Das muss weitergehen!“ Brings sind 2026 zum „Jeck sin…“-Termin Ende November in Berlin verpflichtet, so Peter Brings: „Aber 2027 sind wir sicher wieder hier.“ Er sieht es ähnlich wie Sven Welter.

Auch über den Ticketpreis wurde diskutiert

Bei vielen Fans in der Halle hatte sich das Gerücht vom Ende des Freitagabendkonzertes schon rumgesprochen. Kann es womöglich sein, dass 44 Euro Eintritt einfach zu viel sind, selbst wenn das Ticket damit genauso teuer war wie vor einem Jahr? Ronny Pöthmann von der KG „Gemütlichkeit“ Dom-Esch, der mit neun Kumpels angereist ist, stimmt dem zu: „Bei 44 Euro überlegt man sich, ob man das macht. Wir waren immer an die 30, die gekommen sind, heute sind es nur noch zehn.“

Detlef Vorholt, Sven Welter und Bodo Schulz stehen singend auf der Bühne.

Stimmgewaltige Paveier (von links): Detlef Vorholt, Sven Welter und Bodo Schulz.

Rudi Kaiser (v.l.), Carlo Dederichs und Guido Meyer stehen nebeneinander.

Rudi Kaiser (von links), Carlo Dederichs und Guido Meyer vom Junggesellenverein Satzvey, der „Jeck sin...“ seit 28 Jahren veranstaltet.

Jenny aus Blens und Micha aus Euskirchen haben gerade einen munteren Disco-Fox zu einer der Kölsch-Hymnen der Bläck Fööss getanzt und sind anderer Meinung: „Ich finde die Preise okay. So oft gönnt man sich das ja nicht“, meint Jenny. Micha betont: „Die 44 Euro sind gerechtfertigt. Wir wollen doch alle Geld verdienen, auch die Veranstalter, und denen ist das auch zu gönnen.“ Er habe Arbeitskollegen in Köln, dort würden ganz andere Preise aufgerufen: „Die zahlen 60 Euro und haben einen Bruchteil der Bands, die hier sind.“

Mia und Luisa aus Kuchenheim hatten sich als an Seebären erinnernde humanoide Musicalfigur „Lorax“ verkleidet.

Mia (l.) und Luisa aus Kuchenheim gingen als „Lorax“-Zwillinge. Die an einen Seebären erinnernde humanoide Musicalfigur stellten sie mit einem orangefarbenen Ganzkörperanzug dar – der dicke gelbe „Lorax“- Schnäuzer inklusive.

Und ob dann die Stimmung so gut ist wie in Mechernichs Dreifachturnhalle am vergangenen Samstagabend? „Schon beim ersten Ton steht das Publikum auf und bleibt bis zum Konzertende stehen“, wundert sich Moderator und JGV-Mitglied Carlo Dederichs auch nach vielen „Jeck sin…“-Jahren immer noch. Er sieht mehr als 1000 mehr oder weniger kostümierte Fans, die zu den Balladen der Paveier oder Bläck Fööss beseelt schunkeln, die die Texte der Hits von Brings komplett mitsingen, wenn Peter Brings nur kurz darum bittet. „Das ist eben Eifel pur“, ist Carlo Dederichs von der Stimmung in der Halle begeistert.

Mit einem kaum zu spürenden Anflug von Neid gibt Martina aus Arnsberg zu, dass die Jecken in Mechernich es eben einfach können. Eine Zwölfer-Clique ist ja auch deshalb aus dem Sauerland angereist. Sie und die anderen Frauen als „Aperol“-Getränke in Schwarz-Rot, die Männer als „Pilsgläser“. Den fehlenden „Bierschaum“ müsse man sich dazu denken, meint Martina, zu den aus biertechnischer Sicht abgestanden wirkenden „Pilsgläsern“. Es zähle der Wille.