Kasterer SeeSportfischerverein Erft-Gillbach versorgt Gewässer mit Sauerstoff

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Der künstliche Regen aus den Schläuchen soll den See mit Sauerstoff anreichern.

Der künstliche Regen aus den Schläuchen soll den See mit Sauerstoff anreichern.

Bedburg-Kaster – Robin Knop hat sich auf ein langes Wochenende eingestellt. Beim nahe gelegenen Supermarkt hat er noch schnell ein wenig Verpflegung besorgt. Damit die Jungs nicht verhungern, wie er sagt. Die „Jungs“, zu denen auch Michaela Krumbach gehört, sind vom Sportfischerverein Erft-Gillbach und vom Technischen Hilfswerk Bergheim. Für dieses Wochenende haben sie sich das Ziel gesetzt, die Fische im Kasterer See zu retten.

Etwa 27 Grad sind es am See. Auf Knops Stirn bilden sich ein paar Schweißtropfen wegen der schwülen Hitze. Die sei das Problem, erklärt er. Auf den ersten Blick wirkt das Gewässer wie immer. Nur dort, wo der See flacher ist, ist das Wasser grünlich. Abgestorbene Wasserpflanzen sind die Ursache. „Die Pflanzen kriegen zu wenig Sauerstoff“, sagt der 30-Jährige. „Weil es viel zu lange so heiß war, droht der See jetzt umzukippen“.

Das ist aber noch nicht alles. Die toten Pflanzen werden von Mikroorganismen zersetzt, die ebenfalls Sauerstoff verbrauchen. Und das wirkt sich auf die Fische aus: Drei bis vier tote Exemplare hätten sie bereits gefunden, sagt Knop. „Einer davon war ein richtig dicker Karpfen. 20 Kilo schwer“. Der Fund habe ihn entsetzt. Messungen des Erftverbands bestätigten dann, was die Angler vermuteten: Der Sauerstoffgehalt in dem künstlichen Gewässer bei Altkaster war gefährlich niedrig.

Breiter Konsens

Michaela Krumbach, Vorsitzende des Sportfischervereins, entschied sich umgehend für ein Angelverbot. „Es fiel mir nicht schwer, das Verbot auszusprechen. Alle Mitglieder standen sofort hinter mir. Die Natur geht einfach vor“, sagt Krumbach. Auch Knop, der seit 2012 Mitglied des Vereins ist, steht hinter seiner Vorsitzenden. „Das mit dem Angeln ist leider so, aber es kommt ja den Fischen zugute“. Normalerweise werfen die Angler Fische, die zu klein sind, zurück ins Wasser. Weil die Tiere durch den Kampf mit der Angel aber viel Sauerstoff verbrauchen, bedeutet das bei der derzeitigen Sauerstoffsättigung des Sees ihren sicheren Tod.

Robin Knop und die übrigen Angler vom Sportfischerverein Erft-Gillbach wollen ein Fischsterben im Kasterer See verhindern.

Robin Knop und die übrigen Angler vom Sportfischerverein Erft-Gillbach wollen ein Fischsterben im Kasterer See verhindern.

Momentan sind die Angler mit fünf Leuten vor Ort, das THW mit zwei. Von Freitagabend bis Sonntagmittag werden es insgesamt sechs Schichten sein, in denen man versucht, den Sauerstoffgehalt des Gewässers zu erhöhen. Knop gehört zur zweiten Schicht, die seit dem frühen Samstagmorgen die rund zwei Tonnen schwere Hannibal-Kreiselpumpe des THW überwacht. Das Gerät saugt das Wasser des Sees ab und befördert es durch zwei Schläuche mit jeweils drei Ventilen wieder nach draußen. So entsteht ein künstlicher Regen auf der Wasseroberfläche, der den See mit Sauerstoff anreichert. „Normalerweise wird das Wasser durch Wind und Regen umgewälzt. Was wir jetzt machen, ist nichts anderes“, erklärt Marcel Schlangen, Gruppenführer des THW. 5000 Liter Wasser pro Minute führt die Pumpe. Eine durchschnittliche Badewanne hätte sie in zwei Sekunden entwässert. Der Energiebedarf ist daher enorm: Pro Schicht verbraucht die Pumpe etwa 100 Liter Diesel.

Ein Mitglied des THW Bergheim justiert die Hannibal-Kreiselpumpe. An das Gerät angeschlossen sind große Schläuche.

Ein Mitglied des THW Bergheim justiert die Hannibal-Kreiselpumpe. An das Gerät angeschlossen sind große Schläuche.

Knop und die anderen können derzeit nur warten. Sie vertreiben sich die Zeit mit Kaffee und Zigaretten bis sie von der nächsten Schicht abgelöst werden. Er hoffe auf ein wenig Regen, sagt Knop. Am Samstagmorgen fallen hin und wieder ein paar Tropfen vom Himmel. Zu wenig aber, um die Fische zu retten. Die Angler und das THW nehmen das lieber selbst in die Hand.

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