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Uneinigkeit über WasserführungGutachten soll die Geschichte des Gillbach in Bergheim klären

Lesezeit 2 Minuten
Das Bild zeigt den Gillbach und rechts am Horizont einen Kühlturm des Kraftwerks.

Ein Gutachten soll klären, ob der Gillbach, hier bei Rheidt-Hüchelhoven, auch vor der Einleitung von Kraftwerks-Kühlwasser ständig Wasser geführt hat. 

Bisher kursieren unterschiedliche Ansichten darüber, ob der Gillbach vor Abgrabung seiner Quelle ständig Wasser geführt hat oder nicht.

Hat der Gillbach vor der Abgrabung der Quelle Mitte des vergangenen Jahrhunderts ständig Wasser geführt oder nicht? Das soll ein Gutachten klären, das der Kreisausschuss des Rhein-Kreises-Neuss jetzt einstimmig bei einer Enthaltung in Auftrag gegeben hat.

Geklärt werden soll die „hydrologische und historische“ Beschaffenheit des Bachs, der schon vor Jahrzehnten sein Quellgebiet im Bethlehemer Wald verloren hat und zurzeit vom Kraftwerkskühlwasser fließend gehalten wird.

Bergheim: Gillbach soll ganzjährig Wasser geführt haben

Doch was geschieht, wenn das Kühlwasser nach 2030 ausbleibt? Mit dem Gutachten soll der Prozess, um den sich eine Fach-Arbeitsgruppe aus Anrainerkommunen, -Kreisen, Erftverband und RWE kümmert, intensiviert werden. Der Erftverband und RWE vertreten, so die Begründung des von allen demokratischen Kreistagsfraktionen gestellten Antrags, die Auffassung, der Gillbach habe in seinem historischen Verlauf im Ober- und Mittellauf, im Abschnitt zwischen Auenheim und Widdeshoven, nicht ganzjährig Wasser geführt.

Die Antragsteller halten dagegen: „Die Durchsicht zahlreicher kommunaler Archivdokumente zur historischen Beschaffenheit und Bedeutung des Gillbachs ergibt ein anderes Bild. Daraus wird ersichtlich, dass der Gillbach auch im Bereich des Ober- und Mittellaufs eine historisch wertvolle Funktion für die Gemeindeentwicklung und die Trink- und Nutzwasserversorgung eingenommen hat.“ Das deute nicht auf ein „ephemeres“ Gewässer hin, das nur ab und zu Wasser geführt haben soll, sondern auf einen Bach, der seit Jahrtausenden die Landschaft präge und die Lebensgrundlage für Generationen von Menschen liefere.

Fluss soll auch nach dem Kohleausstieg erhalten bleiben

Mit dem Gutachten werde eine jahrelange Bemühung durch die Umweltausschussvorsitzenden Katharina Janetta (Rommerskirchen) und Helmut Paul (Bergheim) anerkannt, kommentiert Paul den Beschluss. Zu der vereinbarten historischen Betrachtung sei es „bisher nicht gekommen“, betont Paul, der fordert, dass der Gillbach „als Gewässer mit ständiger Wasserführung auch nach Beendigung der Kraftwerks-Kühlwasser-Einleitung zu erhalten ist“. Das will Paul jetzt auch im Rhein-Erft-Kreis und der Stadt Bergheim wieder politisch diskutiert wissen.

Bürgermeister Martin Mertens (Rommerskirchen) hofft darauf, dass Niederaußem nach der Kohle Kraftwerksstandort bleibt, etwa mit Gas und Wasserstoff. „Dann ist wieder Kühlung erforderlich und damit fällt weiterhin Abwasser an“, sagt Mertens. Die Verursacherfrage, auf die das Gutachten abzielt, sei dann „unerheblich, weil die Wasserführung dadurch gesichert“ sei, wenn ausbleibendes Wasser bei Kraftwerksstillständen durch „geschickte Kaskadierung“ überbrückt werde. Er gibt zu bedenken, dass RWE für das Abbaggern des Quellgebiets eine Genehmigung gehabt habe, demnach nicht juristisch haftbar für die Sicherung des künftigen Gillbach-Wasserstandes sei. „Das Gutachten soll ein Zeichen setzen“, begrüßt er den Antrag der Neusser Kreistagsfraktionen. Der Erftverband sieht die geschickte Einleitung von Regenwasser als weitere Chance für den dauerhaft vitalen Bachlauf.