Das Maria-Hilf-Krankenhaus zieht zur Krebserkennung bei Darmspiegelungen auch die Hilfe von Künstlicher Intelligenz hinzu.
Krebs erkennenKrankenhaus in Bergheim setzt auf KI bei Darmspiegelungen

Dr. Oliver Lerschmacher hat über zwanzig Jahre Erfahrung als Gastroenterologe und über 10.000 Koloskopien durchgeführt.
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Künstliche Intelligenz findet in der Medizin vermehrt Anwendung. Die Forschung macht sich dabei gerade ihre Stärke bei der Erkennung von Mustern und der Verarbeitung großer Datenmengen zu Nutze.
Seit Anfang September arbeitet auch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) am Cellitinnen-Krankenhaus Maria-Hilf mit Künstlicher Intelligenz bei Darmspiegelungen. Wie die Pressestelle des MVZ berichtet, verbessere das die Diagnostik.
Bergheim: KI als zweites Auge bei Darmspiegelungen
„Im Bereich der Darmspiegelung macht der Einsatz der KI durchaus Sinn, da sie die Leistung des Arztes, also meine, sinnvoll ergänzen kann“, so Dr. Oliver Lerschmacher, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie sowie ärztlicher Leiter des MVZ.
KI werde dabei für ein bildanalysierendes Verfahren eingesetzt, um potenzielle Krebsvorstufen noch besser zu erkennen. Auf Wunsch der Patienten setze das Krankenhaus bei der Darmspiegelung das computergestützte, „GI Genius“ genannte System der Firma Medtronic ein. Das System gleiche die während der Untersuchung mit dem Koloskop entstehenden Live-Bilder mit einer Datenbank ab, um Auffälligkeiten in der Darmschleimhaut auszumachen.

Die KI markiert eine auffällige Stelle im Darm während der Koloskopie.
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Erkennt die KI eine Stelle, bei der es sich um einen Polypen oder Tumor handeln könnte, markiert sie die Stelle mit einem grünen Kästchen. Der Arzt könne dann die markierte Stelle überprüfen und entscheiden, ob es sich um eine Darmwucherung handle, die entfernt werden müsse. KI nehme also eine Rolle als zweiter Beobachter ein, die medizinische Beurteilung liegt weiterhin allein beim Arzt.
Frühzeitige Erkennung verringert das Darmkrebsrisiko
Eine Hilfe biete die KI dabei besonders für Polypen in ihrem Anfangsstadium, an dem diese noch sehr flach und daher selbst für erfahrene Ärzte manchmal schwierig zu erkennen sind. „Dank der KI können wir die Vorsorge für unsere Patienten noch effektiver und zuverlässiger anbieten, denn eine frühzeitige Erkennung von Polypen verringert das Darmkrebsrisiko enorm“, sagt Lerschmacher.
Laut der Pressestelle der MVZ ist dabei höchster Datenschutz gewährleistet. Das KI-System werde lokal und ohne Verbindung zum Internet betrieben, es werden keine Patientendaten weitergegeben. Gesetzliche Krankenkassen würden noch keine Abrechnungsmöglichkeit für die computergestützte Koloskopie vorsehen. Patienten, die sich für diese Behandlungsmethode entscheiden, müssen die Kosten von aktuell 46,63 Euro selbst tragen. Private Krankenkassen und Beihilfen würden den Betrag in der Regel erstatten.
Großes Potential für Künstliche Intelligenz in der Medizin
Dr. Arno Theilmeier, Gastroenterologe aus Mönchengladbach und Vorsitzender der Qualitätssicherungskommission Koloskopie in der KV Nordrhein, erklärte auf Anfrage, dass er das Verfahren bereits in seiner Praxis erfolgreich nutze. Eine Revolution sei es allerdings nicht. „Es ist so ähnlich einzustufen, wie eine Parkdistanz-Kontrolle beziehungsweise ein Totwinkelassistent im Auto“, sagt Arno Theilmeier. Das System zeige, wo man eventuell nochmal hinsehen sollte.
Das Potential für KI in der Medizin ist allerdings groß. Für Schlagzeilen hatte etwa ein KI-Modell der Berliner Charité gesorgt, das Hirntumore sehr präzise erkennen kann, dazu auch über 170 Tumorarten aus allen Organen. Und auch ChatBots finden Anwendung: Der UroBot, den Forschende des Deutschen Krebsforschungszentrum entwickelt haben, unterstützt Urologen in der Weiterbildung.
Weitere Informationen zur Darmspielung und anderen Leistungen des MVZ finden sich auf der Webseite des Krankenhauses. www.mvz-marien-koeln.de/gastroenterologie-bergheim