Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Nach Günter Grass benanntLebenserhaltende Maßnahmen für berühmte Kastanie in Bergheim

3 min
Aktuell zeigt sich der berühmte Baum mit rotbraunen Blättern. Im Hintergrund ist die Kirchturmspitze zu sehen.

Die Stadt setzt sich mit vielen Maßnahmen für die Grass-Kastanie ein.

Die Grass-Kastanie macht es vermutlich nicht mehr allzu lange. Die Stadt Bergheim setzt sich mit Maßnahmen für ihren Erhalt ein.

Wer heute auf die Anhöhe des Oberaußemer Friedhofs steigt, sieht dort die Grass-Kastanie im dünner werdenden Herbstkleid. Der Blick vom Aussichtspunkt zeigt, dass der berühmte Baum da etwas schneller war als viele seiner Artgenossen, auch wenn zwischen dem Grün schon der eine oder andere rote oder gelbe Farbtupfer zu sehen ist.

Dass schon der Autor Günter Grass von hier in die Ferne geschaut hat, darauf weist nicht nur der Name des Baums hin, sondern auch eine Bronzetafel mit dem entsprechenden Zitat aus der „Blechtrommel.“

Die Bronzene Tafel ist mit „Welche eine Aussicht!“ überschrieben und beschreibt, wie Grass auf das Braunkohlerevier des Erftlandes schaut.

Eine Plakette weist auf einen Text aus „Die Blechtrommel“ hin, in der Günter Grass die Aussicht in Oberaußem beschreibt.

Was Grass damals aufgeschrieben hat, also die Sicht auf das Braunkohlerevier des Erftlands und die dampfenden Kamine des Werkes Fortuna, ist heute nicht mehr zu sehen. Und wie die fallenden Blätter das Ende des Jahres ankündigen, kündigt auch die Grass-Kastanie bereits seit längerem an, dass sie es nicht mehr allzu lange macht. Die Pressestelle der Stadt schätzte ihr Alter auf 180 bis 200 Jahren, und damit dürfte sie sich schon an ihrem Lebensabend befinden.

„Tatsache ist, wir wissen, dass der Baum nicht zu retten ist“, sagt Ortsbürgermeister Hans-Josef Weck im Gespräch mit der Redaktion. „Aber er wird mich, obwohl ich 100 Jahre alt werden will, überleben.“

Bergheim: Lebenserhaltende Maßnahmen für die Grass-Kastanie

Damit die Oberaußemer noch etwas von einem ihrer Wahrzeichen haben, sind eine ganze Reihe von Maßnahmen geplant. So soll nun die am Baum grenzende Treppe in ihrer Breite reduziert werden, um den Wurzeln der Kastanie zusätzlichen Raum zu schaffen.

Das Bild zeigt die Nachbarschaft der Wurzeln mit Treppe und Stein.

Das Wurzelwerk des Baumes soll mehr Platz bekommen.

Laut Weck werde das noch im Oktober oder im November angegangen. Zu diesem Zweck werde auch bald die Linde unterhalb der Kastanie gefällt. In der Vergangenheit wurde bereits das Podest, das sich direkt am Stamm der Kastanie befand, demontiert. „Diese Betonarbeiten haben dem Wurzelwerk nicht gutgetan“, sagt Hans-Josef Weck. 

Erdboden soll mit Nährstoffen aufgewertet werden

Außerdem werden Fachleute den Boden mit Nährstoffen aufwerten. Das werde bereits in Kürze geschehen, erzählt Weck, sei aber kein leichtes Verfahren. Um die Wurzeln nicht zu beschädigen, werde eine Fachfirma dabei ein Substrat von unten an die Wurzeln bringen. 

„Der Substrateintrag in den Wurzelbereich der Kastanie erfolgt mit einer speziellen Injektionslanze im Druckverfahren“, erklärt die Pressestelle der Stadt auf Anfrage. „Auf diese Weise wird das Material gezielt in den Boden eingebracht und steht den Wurzeln unmittelbar zur Verfügung.“

Unter besonderer Beobachtung steht auch ein großer Ast, der sich direkt über den Treppeneingang des Friedhofs erstreckt. Es gab die Überlegung, ihn für den Fall der Fälle abzustützen, aber das scheint aktuell nicht nötig zu sein. „Der betreffende Ast wird derzeit regelmäßig kontrolliert und im Rahmen einer engmaschigen Risikobewertung überwacht“, heißt es von der Pressestelle. Es werde fortlaufend geprüft, ob eine Abstützung nötig ist. „Sollte sich ein Handlungsbedarf ergeben, werden umgehend die erforderlichen Maßnahmen umgesetzt.“

Das Bild zeigt einen abgeschnittenen Ast, der in seiner Breite schon wie ein kleiner Stumpf aussieht.

Einige der größeren Äste wurden bereits in der Vergangenheit gestutzt.

Der Baum hat bereits einige Rückschnitte hinter sich, hier und da ragen dickere Äste als Stümpfe in die Höhe. Solche Pflegeschnitte seien in der Vergangenheit nicht immer so früh angesetzt worden, wie es vielleicht gut gewesen wäre, meint Weck: „Aber heute weiß man ja auch viel mehr als vor 50, 60 oder 100 Jahren.“