Kommentar zum Hochhaus-AbrissDie Stadt Bergheim betreibt Sozialpolitik mit der Abrissbirne

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Das Hochhaus an der Frenser Straße in Quadrath-Ichendorf.

Mit den Baggern sind die sozialen Probleme der Menschen nicht gelöst.

Ist der Abriss der Hochhäuser in Bergheim nur „Sozialkosmetik“? Unser Autor kommentiert. 

Die Stadt Bergheim betreibt Sozialpolitik mit der Abrissbirne. Wieder einmal. Drei Hochhäuser niederzulegen ist eine Mammutaufgabe, immens teuer und zeitintensiv. Aber ja, von Erfolg gekrönt.

Mit den maroden Hochhäusern, Bausünden der 1970er-Jahre, sind auch die sozialen Brennpunkte aus dem Stadtbild verschwunden. Ein Gewinn für die schwierigen Quartiere in Bergheim-Südwest und bald auch für Quadrath-Ichendorf.

Sozialprobleme werden bloß auf die Fläche verteilt

Aber das sind Punktsiege und streng genommen nur Sozialkosmetik. Denn mit den Baggern sind die sozialen Probleme der Menschen nicht gelöst, sondern nur – mit neuen Wohnungen – auf die Fläche verteilt worden. Und: Man kann nicht jedes Hochhaus abreißen, um schwierige Ecken verschwinden zu lassen. Präventive und tiefgründige Sozialarbeit tut Not, um solche Brennpunkte gar nicht erst entstehen zu lassen.

Bergheim ist da nach den Erfahrungen mit problematischen Quartieren in Zieverich, Ahe und Quadrath-Ichendorf schon weit, aber es fehlen noch viele Instrumente, wie Professor Sebastian Kurtenbach von der FH Münster in einem Gutachten für die Stadt dargelegt hat.

Eines davon, das in direktem Zusammenhang mit Hochhäusern in sozialer Schieflage steht: eine eigene Wohnungsbaugesellschaft, mit der man direkten und gezielten Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen kann. Die muss Bergheim endlich einrichten.

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