Viele Skelette, kaum GrabbeigabenGräber bei Bergheim-Thorr waren schon geplündert

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Bei einer Grabung bei Thorr entdeckten Archäologen ein fränkisches Gräberfeld.

Bergheim-Thorr – Wenn in Thorr größere Bauprojekte geplant sind, stehen die Archäologen bereit. Denn schon zu römischer Zeit gab es hier eine Siedlung, am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Straßen und an einem befestigten Erft-Übergang. Noch heute zeigt die Römerstraße in Thorr den Verlauf der alten Via Belgica an, die von Köln durch das damalige Tiberiacum bis nach Boulogne-sur-Mer in Frankreich verlief. „Hier wird dann sehr genau hingeschaut“, sagt Alexandra Schubert.

Acker unter der Lupe

Die Archäologin war im vorigen Sommer Leiterin einer Grabung am Ortsrand von Thorr. Bevor das Gebiet zwischen dem Ort und der L276 bebaut werden konnte, nahmen die Wissenschaftler den Acker unter die Lupe. Schon bei der Prospektion, also der ersten Untersuchung, fanden sich laut Schubert Hinweise auf eine vorrömische Besiedlung.

Römische und vorrömische Funde gab es aber kaum, wohl aber entdeckten die Archäologen ein fränkisches Gräberfeld und damit den Nachweis, dass Thorr auch im Anschluss an die Römerzeit weiterhin besiedelt war. „Wir haben 75 Gräber aus dem sechsten und siebten Jahrhundert nach Christus gefunden“, erläutert Alexandra Schubert.

Fast alle Gräber ausgeraubt

Grabbeigaben konnten die Archäologen der Firma archaeologie.de allerdings kaum noch bergen – fast alle Gräber sind ausgeraubt worden. „Das geschah üblicherweise schon recht bald nach der Beisetzung“, berichtet Alexandra Schubert. „Vor allem Metallgegenstände bekommen schnell Füße.“

Die Löcher, die die Räuber gruben, seien teils noch zu erkennen gewesen und sehr zielgerichtet angesetzt worden. „Die wussten genau, wo sie graben mussten. Die Gräber müssen noch zu erkennen gewesen sein.“ Allerdings seien die Knochen oftmals verschoben gewesen – die Körper zu diesem Zeitpunkt also bereits verwest. Für heutige Grabräuber lägen die Grabstätten unrentabel tief, etwa bei 2,50 Metern.

Hochgestellte Persönlichkeit

Bei den meisten Gräbern seien Särge zum Einsatz gekommen, rund 15 von ihnen hätten hölzerne Kammern gehabt, und bei einem sei zudem ein Kreisgraben entdeckt worden, berichtet Alexandra Schubert. „Das spricht dafür, dass es sich um eine höhergestellte Persönlichkeit gehandelt haben muss.“

Gegraben haben die Archäologen nur dort, wo die Bagger für das Neubaugebiet ohnehin tiefer in die Erde greifen sollten. Also dort, wo Straßen und Kanäle verlaufen, und an einer Stelle, an der ein Regenrückhaltebecken eingeplant ist. „Da die meisten neuen Häuser heutzutage keinen Keller mehr haben, können die Bodendenkmäler dort unberührt unter der Erde bleiben“, erklärt Alexandra Schubert.

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Alle Knochen- und Keramikfunde haben die Archäologen gereinigt und beschriftet. Sie sind derzeit genauso vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen wie vor ihrer Entdeckung vergangenes Jahr: Sie lagern im Magazin des Landesmuseums Bonn.

Die Ergebnisse der Grabung wird Alexandra Schubert in einem Vortrag für den Bergheimer Geschichtsverein vorstellen. Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch, 12. Oktober, um 18 Uhr im Pfarrheim St. Vinzentius, Friedensstraße 24, in Bergheim-Oberaußem.

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