Brühl – Komponieren, experimentieren, üben. Das bestimmt derzeit den Lebensrhythmus von Rainer Berger. Dabei schöpft der 61-Jährige aus seiner improvisatorischen Erfahrung. Als freiberuflicher Musiker spielt er Querflöte, Saxofon und EWI (ein elektronisches Blasinstrument) und arbeitet mit verschiedenen Künstlern zusammen. Ihn reizt die zeitgenössische Musik.

Dazu erweitert er sein Spiel mit Beatboxing, der Kunst, komplizierte Rhythmen mit dem Mund zu kreieren. Auf die Querflöte übertragen, erzeugt er damit groovige Beats und abgefahrene Sounds. „In der Musik kann ich meine Beobachtungen, meine Empfindungen verarbeiten“, erzählt er.

Ein musikalischer Bogen von der Antike bis zur Gegenwart

Die Pandemie bringt ihn in eine intensive Phase des Komponierens. Verschiedene Stipendien ermöglichen ihm, neue Werke für die Familie der Querflöten zu schreiben, eines davon in Zusammenarbeit mit dem bulgarischen Beatboxerweltmeister von 2012, Alexander Deyanov.

Den Bogen spannt Berger von der Antike bis in die Gegenwart, immer auf der Suche nach einer Erweiterung des Spektrums der Flöte. Unter dem Titel „Pirouetten“ komponiert er Stücke für drei Querflöten, die von experimenteller Krautrock-Musik der 60er Jahre und tanzbaren Stilen wie House Musik angeregt sind. Weitere Teile enthalten Beatbox-Elemente.

Neu arrangierte klassische Werke für die Querflöte

Als Kontrapunkt dazu hat Berger klassische Werke neu arrangiert. So zwei Orgelwerke für Trio, unter anderem die berühmte Toccata und Fuge d-Moll von Bach. Für ein Trio sucht und findet er über das Netz internationale Partnerinnen, zum Beispiel die Querflötistin Daniela Mars. Sie wurde in Japan geboren, ist in Brasilien aufgewachsen und lebt in Paris.

Dr. Eftihia Arkoudis hat ihre Wurzeln in Athen und derzeit in den USA eine Professur an der Frostburg Universität inne. Per Videoschalten tauschen die drei sich aus, schaffen es aber auch, sich in der Eifel zu treffen und zu proben. Nun gehen sie in der Region auf Sommertournee und sind in Brühl am Dienstag, 26. Juli, 19.30 Uhr, in der Buchhandlung Brockmann zu Gast.

Literatur inspiriert Rainer Berger zu neuen Kompositionen

„Zeitgleich arbeite ich weiter an Solowerken für Querflöte, die auf Tonsysteme und rhythmische Strukturen antiker griechischer Musik zurückgehen“, erzählt Berger. Angeregt wurde er dazu durch das jüngste literarische Werk „Mutabor“ des preisgekrönten Autors Norbert Scheuer aus der Eifel. Beide kennen sich und wollen zusammen Lesungen gestalten.

„Das Buch führt auch in die griechische Mythologie, daher bin ich auf die Antike gestoßen“, sagt Berger. Variationsreiche Duette für Querflöte und Harfe stammen aus seiner Feder. Als er von Ewa Matejewska, Dozentin für Harfe an der Kunst und Musikschule Brühl, nach einem Zusammenspiel gefragt worden sei, „wollte ich sofort eigene Stücke dafür schreiben“, berichtet er.