Weil die Immobilie in der Brühler Innenstadt verkauft wird, sorgen sich Mitarbeiter und Stammgäste um die Zukunft der Kneipe.
Angst vor dem AusGenossenschaft soll Kult-Kneipe „5 Sterne Oslo“ in Brühl retten

Helene Meyer und Andreas Richartz wollen die Brühler Kult-Gaststätte Oslo retten.
Copyright: Wolfram Kämpf
Die Lösung heißt Gemeinschaft. Davon sind Helene Meyer und Andreas Richartz überzeugt. „Nur zusammen kann es gelingen, das Oslo zu retten“, sagt Richartz. Gemeint ist die Kneipe „5 Sterne Oslo“, die vor inzwischen 41 Jahren unter dem Namen Café Mühlenstraße in Brühl eröffnet wurde und sich seither nicht nur als Treffpunkt eines überwiegend jungen Publikums etabliert hat, sondern längst „mehr als eine Kneipe ist“, wie Richartz betont.
Das Oslo oder Ökocafé, wie ältere Brühler die kleine Gaststätte nennen, sei ein kulturelles Kleinod, ein Ort der Begegnung, der sich im Laufe der Jahre immer wieder neu erfunden habe, ist er überzeugt.

In einem schmalen Gebäude mit spitzem Giebel an der Brühler Mühlenstraße ist das Oslo untergebracht.
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Nun stehen die Zeichen wieder auf Wandel – und der muss glücken. Andernfalls könnten mit Jahresende wenige Meter vom Stern entfernt die Lichter für immer ausgehen. Inhaber Gregor Weyand kann aus privaten Gründen nicht in gewohnter Form weitermachen, außerdem will der Besitzer des Gebäudes sich von der Immobilie trennen.
Ehe ein Käufer auf den Plan tritt und mit einer Luxussanierung und Kneipenschließung Fakten schaffe, wolle man handeln, sagen die beiden. „Wir möchten eine Genossenschaft gründen, das Haus kaufen und das Oslo weiterbetreiben“, sagt Meyer.
Brühl: Vereinsgründung als erster Schritt zur Rettung
Ein erster Schritt ist schon gemacht. Im August wurde ein Verein aus der Taufe gehoben, der die Idee vorantreiben soll. Die Mitgliederzahl ist seither von 14 auf mehr als 50 angewachsen „und es gibt sicherlich noch viele Leute, denen das Oslo am Herzen liegt, weil sie gerne hierherkommen oder mit der Kneipe besondere Erinnerungen verbinden“, ist Richartz überzeugt.
Konzerte, Kicker- und Dartturniere, Lesungen, Fußballübertragungen und Quizabende – frische Ideen habe es immer reichlich gegeben, sagen die beiden. Nun gibt es eine weitere. Und die soll den Fortbestand sichern: Über den Verkauf von Genossenschaftsanteilen will man so viel Geld erlösen, dass das vom Besitzer versprochene Vorkaufsrecht ergriffen und die Kneipe erhalten werden kann. „Dann würden wir die Mietwohnungen in den oberen Etagen renovieren, dort bezahlbaren Wohnraum erhalten, und die Geschäftsführung neu besetzen“, erklärt Meyer.
Derzeit führt sie das Lokal. Eine Dauerlösung sei das aufgrund ihrer anderen beruflichen Verpflichtungen aber nicht. „Das ist gefühlt unser aller Laden, den wir alle seit der Kindheit kennen. Er muss erhalten werden“, sagt Richartz. Bei der Kneipe Lotta in der Kölner Südstadt sei eine gemeinschaftliche Rettung gelungen. Das Vorbild liegt also nur ein paar Kilometer entfernt.

Die Kneipe Oslo wurde in den vergangenen Jahren immer wieder mit vielen kreativen Ideen umgestaltet.
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In Brühl besteht der nächste Schritt darin, die Stadtgesellschaft zu aktivieren. Dafür lassen Meyer, Richartz und ihre Mitstreiter ihre Kontakte spielen, Flyer drucken und eine Homepage freischalten. „Je mehr Mitglieder der Verein hat und je mehr Menschen sich für die Genossenschaft interessieren“, desto eher, sagt Meyer, klappe es dann auch mit der gemeinschaftlichen Rettung.
Daher kommt der Name „5 Sterne Oslo“
Das Gebäude an der Mühlenstraße 7 in der Brühler Innenstadt wurde vor rund 100 Jahren erbaut. Es beherbergte in seiner Geschichte schon eine Metzgerei, einen Frisör und eine Galerie, ehe 1984 das Café Mühlenstraße im Erdgeschoss eröffnet wurde. Seitdem gab es immer wieder Besitzerwechsel. Vor 26 Jahren übernahm ein Quintett junger Brühler die Gaststätte und nannte sie „5 Sterne Oslo“. Der Name spielt auch auf die Nähe zur wenige Meter entfernten Kreuzung von Uhl-, Mühlen-, Clemens-August- und Bonnstraße an, die im Volksmund Stern genannt wird. (wok)