Covid-19So bereitet sich das Brühler Marienhospital auf den Patienten-Anstieg vor

Lesezeit 5 Minuten
Noch ist die Zahl der an Covid-19 erkrankten Patienten im Brühler Marienhospital überschaubar.

Noch ist die Zahl der an Covid-19 erkrankten Patienten im Brühler Marienhospital überschaubar.

  • Die zweite Corona-Welle hat auch den Rhein-Erft-Kreis erfasst und sorgt aktuell für stark steigende Infektionszahlen.
  • Im Brühler Marienhospital geht es angesichts dieser Zahlen aktuell noch vergleichsweise entspannt zu.
  • So ruhig wird es jedoch nicht bleiben. Das Krankenhaus spricht über die Vorbereitungen auf die kommenden Wochen.
  • So sieht es in den anderen Kliniken im Rhein-Erft-Kreis aus.

Brühl – Die Statistiken verheißen wenig Gutes. Die zweite Welle der Corona-Pandemie hat auch den Rhein-Erft-Kreis erfasst und sorgt für steigende Infektionszahlen. Hinter der roten Backsteinfassade des Brühler Marienhospitals ist davon noch wenig zu spüren.

Auf der eigens eingerichteten Isolierstation werden lediglich vier Patienten behandelt, die möglicherweise an Covid-19 erkrankt sind, bei denen der Nachweis des Erregers aber noch aussteht. Intensivmedizinisch betreut wird ein Covid-19-Patient, der nicht künstlich beatmet werden muss. Auf der Intensivstation liegen zwei weitere Patienten, bei denen noch kein Testergebnis vorliegt, so das Krankenhaus am Dienstag.

Rhein-Erft: Krankenhäuser haben aus dem Frühjahr gelernt

Doch so ruhig wird es nicht bleiben. Davon ist Dr. Thomas Kaufmann überzeugt. „Wir werden in den kommenden Tagen deutlich mehr Covid-19-Patienten bekommen“, sagt der Chefarzt der Inneren Medizin. Diese Prognose ist mehr als bloßes Bauchgefühl. Sie ist eine der Lehren des Frühjahrs, der ersten Welle der Pandemie. Einer wachsenden Zahl von Infektionen folgen erst mit einiger Verzögerung mehr Erkrankungen und letztlich auch eine höhere Zahl von Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Die Isolierstation, die im Brühler Krankenhaus eigens eingerichtet wurde, hat noch große Kapazität.

Die Isolierstation, die im Brühler Krankenhaus eigens eingerichtet wurde, hat noch große Kapazität.

In Kaufmanns Blick in die nahe Zukunft steckt allerdings deutlich mehr Erwartung als Befürchtung. „Ich sehe der Entwicklung insgesamt gelassener entgegen als im Frühling“, sagt der Mediziner. Zwar wisse er um den herausfordernden Winter, der seinem Haus bevorstehe, doch man sei gut vorbereitet. Die Ausstattung mit Masken, Schutzbekleidung, Einweghandschuhen und sonstigem Equipment stimme nun.

Marienhospital Brühl: Angestellte sind motiviert

Die bisherige Behandlung von rund 50 Covid-19-Patienten in Brühl, der Austausch mit den Kollegen anderer Häuser und interne Trainings hätten das Know-how im Umgang mit den unterschiedlichen Erkrankungen, die der Erreger auslösen kann, gestärkt. Außerdem könne man auf die Expertise eines Lungenfacharztes vertrauen.

Das sind gewissermaßen die harten Faktoren, auf die man sich in Brühl verlässt. Hinzu kommen weiche. Darunter die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – von der Reinigungskraft über die Beschäftigten in der Verwaltung, die Pfleger bis hin zu den Ärzten. „Man spürt, dass alle diese Herausforderung gemeinsam stemmen wollen“, sagt Pressesprecherin Britta Ellerkamp. Dieser Teamgeist bewege sie emotional – und einiges in der täglichen Arbeit. Selbstverständlich erschöpfe der Umgang mit der Pandemie, aber das gehe in unterschiedlicher Form der gesamten Bevölkerung so.

Marienhospital: „Wir sind aufnahmebereit“

Auch Kaufmann sieht kein Nachlassen. „Hier herrscht der gleiche Geist wie im Frühjahr“, sagt er. Dazu trügen auch Erfolgserlebnisse bei. „Wenn Patienten nach mehreren Wochen Beatmung die Intensivstation verlassen, können sie nur die Hände und den Kopf bewegen. Da tut es den Schwestern unheimlich gut, diese Patienten irgendwann wieder auf ihren eigenen Füßen laufen zu sehen“, sagt der 63-Jährige.

Lediglich für das Foto haben Marienhospital-Geschäftsführer Andreas Heuser (l.) und Dr. Thomas Kaufmann, Chefarzt der Inneren Medizin, ihre Masken abgenommen.

Lediglich für das Foto haben Marienhospital-Geschäftsführer Andreas Heuser (l.) und Dr. Thomas Kaufmann, Chefarzt der Inneren Medizin, ihre Masken abgenommen.

Für den Marienhospital-Geschäftsführer Andreas Heuser ist eine gute Kommunikation und ein gelungenes Zusammenspiel der rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein entscheidender Faktor in diesen anspruchsvollen Zeiten. „Wir bemühen uns um Anerkennung und gute Information“, sagt er.

Außerdem könne man inzwischen auf Routinen in der Organisation und Konzepte zurückgreifen, um die Situation zu beherrschen. So sei derzeit gewährleistet, dass der gewohnte Krankenhausbetrieb ohne Einschränkungen ablaufe. „Wir trennen gewissermaßen zwei Welten: Die zur Behandlung der Covid-19-Patienten und die zur Behandlung der übrigen“, erläutert Heuser. Niemand müsse und dürfe aus Furcht, sich im Krankenhaus mit dem Virus anzustecken, auf eine Behandlung verzichten. „Wir sind aufnahmebereit“, stellt Heuser klar.

„Bilder wie in Italien wird es in Deutschland nicht geben“

Chefarzt Kaufmann ist davon überzeugt, dass sich dies vorerst nicht ändern wird. Der jüngst beschlossene Lockdown werde Wirkung zeigen und die Zahl der Covid-19-Patienten auf einem Niveau halten, das zu bewältigen sei, ohne das Arbeiten in der anderen Krankenhauswelt zu beeinträchtigen. Bilder überlasteter Hospitäler, die im März von Norditalien aus um die Welt gingen, werde es in Deutschland nicht geben, so der 63-Jährige.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Frühjahr habe man in Brühl einmal drei Patienten gleichzeitig beatmen müssen. Insgesamt seien es fünf gewesen, von denen zwei den Kampf mit dem Virus verloren hätten. Angesichts von zehn Betten mit entsprechender Technik und ausreichenden Personals sei man stets Herr der Lage gewesen.

Doch Zahlen und Kapazitäten sind nur die eine Seite der Geschichte. Es geht um jeden einzelnen Patienten, um jedes Schicksal. Dessen ist man sich bewusst hinter der roten Backsteinfassade des Brühler Marienhospitals.

Infobox: So sieht es in den Krankenhäusern des Rhein-Erft-Kreises aus

Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser ist die Lage noch entspannt. „Es gibt noch genügend Kapazitäten“, berichtet Jakob Schall. Er ist als Geschäftsführer für die Krankenhäuser in Frechen, Erftstadt und Bedburg zuständig. „Wir sind auch routinierter im Umgang mit der Erkrankung als noch im Frühjahr“, sagt Schall. Die steigenden Infektionszahlen machen ihm dennoch Sorgen. Damit die Versorgung der Covid-Patienten weiterhin problemlos möglich sei, müsse die Infektionswelle gebrochen werden.

Im Bedburger St.-Hubertus-Stift ist eine spezielle Station für Covid-Patienten geschaffen worden. Dort werden derzeit neun Infizierte betreut, zwei weitere liegen auf der Intensivstation. Im Frechener St.-Katharinen-Hospital gibt es sechs mit dem Virus infizierte Patienten und sechs weitere, bei denen die Diagnose noch abgeklärt werden muss. Ein Corona-Patient liegt in Frechen auf der Intensivstation. Im Erftstädter Marien-Hospital werden sieben Betroffene behandelt, zwei weitere auf der Intensivstation kommen hinzu.

„Aktuell versorgen wir zwölf Covid-19-Patienten, davon acht auf der Intensivstation, die zwölf Betten hat, und vier auf der Isolierstation“, berichtet Unternehmenssprecherin Katharina Stratos von der Lage im Hürther Sana-Krankenhaus. „Es stehen acht Beatmungsplätze bereit, vier davon sind belegt.“ Im Bergheimer Maria-Hilf-Krankenhaus liegen zurzeit acht Covid-19-Patienten, davon nach Angaben des Kreises einer auf der Intensivstation. In Wesseling sind es laut Kreis neun (fünf davon auf der Intensivstation).

KStA abonnieren