Duldung bis OktoberPflegerin aus Nigeria weiß nicht, ob sie in Brühl bleiben darf

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Bru-Pflegerin-Wetterstein

Olamide Ridwan aus Nigeria kämpft darum, als Pflegehelferin im Haus Wetterstein bleiben zu dürfen. 

Brühl – Olamide Ridwan ist 29 Jahre alt, arbeitet beim ambulanten Dienst im Seniorenwohnheim Haus Wetterstein und fühlt sich in Brühl wohl. Die Frau aus Nigeria hat es geschafft, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Doch sie sorgt sich um die Zukunft. Ridwan bangt darum, ob sie, ihr Mann und die fünf und drei Jahre alten Söhne in Deutschland bleiben dürfen.

Hinter der jungen Frau liegen schmerzhafte Jahre. „Heute arbeite ich gern als Pflegehelferin im Wetterstein“, sagt sie. Die Wertschätzung, die sie hier erfährt, lässt sie auf eine Perspektive hoffen.

Ihr Vater drohte, sie umzubringen, wenn sie nicht abtreibt

Sie erzählt ihre Geschichte in flüssigem Deutsch. Streng christlich wuchs sie in Ikirun, einer Stadt im Bundesstaat Osun in Nigeria auf. Sie verliebte sich aber in einen muslimischen Mann und wurde von ihm schwanger. „Für meinem Vater war das untragbar“, blickt Ridwan zurück. Er drängte sie zu einer Abtreibung, drohte ihr, sie andernfalls umzubringen und machte ihr klar, dass er sie überall im Land finden werde.

Das junge Paar lebte seitdem in ständiger Angst und beschloss, nach Europa zu fliehen. Es folgte eine lebensgefährliche Bootsfahrt über das Mittelmeer. In Italien kam das Paar in einem Flüchtlingscamp unter, wo Ridwan ihren ersten Sohn bekam. 2018 gelangten sie über Bochum, Essen und Ratingen nach Brühl.

Das Paar fand Arbeit in Brühl

Die Familie wohnte zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft, fand dann mit Hilfe des Sozialamtes eine Wohnung in Brühl-Ost. Olamide Ridwan und ihr Mann lernen kontinuierlich Deutsch. Sie wissen, dass nur das die Chance auf Integration bietet.

Während ihr Mann bei der Post einen Job fand, absolvierte sie am Pflegekolleg Brühl im Seniorenwohnheim Wetterstein eine Basisqualifizierung zur Pflegehelferin und eine Weiterbildung über Behandlungspflege und machte zwei Praktika im Wetterstein.

Leiterin des Pflegekollegs: „Sie ist für uns unverzichtbar“

Nun arbeitet sie im ambulanten Dienst, wo sie gebraucht wird. „Wir haben ihren Weg immer unterstützt, weil zu merken war, mit welchem Engagement sie dabei ist“, sagt die Leiterin des Pflegekollegs, Silke Lanius. „Beim derzeitigen Personalmangel ist sie für uns unverzichtbar, da zeitnahe Stellenbesetzungen schlicht unmöglich sind“, ergänzt Pflegedienstleiterin Hildegard Schäfer.

Lanius und Schäfer unterstützen die junge Pflegekraft in ihrem Bemühen, in Deutschland bleiben zu können. Für ihren Aufenthaltsstatus steht Ridwan mit den entsprechenden Behörden in Kontakt. Ihre Duldung läuft Anfang Oktober aus. Menschen aus Nigeria haben wenig Chancen auf Asyl. Die deutschen Behörden gehen davon aus, dass die meisten Nigerianer innerhalb ihres Landes Schutz finden können.

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Lanius, Schäfer und Ridwan hoffen darauf, dass die Bundesregierung, die zurzeit Flüchtlingen aus der Ukraine flexibel und unbürokratisch hilft, auch anderen geflüchteten Menschen eine Zukunft ermöglicht. Zumal wenn sie fest integriert sind, einen Job haben und ihren gesellschaftlichen Beitrag leisten. Die Frauen hoffen, dass der nun beschlossene Gesetzentwurf zum Chancen-Bleiberecht nicht zu spät kommt.

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