Max-Ernst-MuseumWill Deutsche Bank Millionenkunstwerk aus Brühl verkaufen?

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Das Bild zeigt die Leiterin des Max-Ernst-Museums, Madeleine Frey, vor Capricorn.

Die Leiterin des Max-Ernst-Museums, Madeleine Frey, vor Capricorn.

So ganz ohne Widerstand will man eine der wichtigsten Skulpturen des Künstlers Max Ernst aus dem gleichnamigen Museum nicht ziehen lassen.

Die Ankündigung, dass die Deutsche Bank die große Plastik von Max Ernst verkaufen will, sorgt bei vielen, denen das Max-Ernst-Museum am Herzen liegt, für Empörung. „Das ist ein Schlag für Brühl“, sagt Michael Kreuzberg, der als damaliger Brühler Bürgermeister maßgeblich an der Gründung des Museums, das 2005 eröffnet wurde, beteiligt war. Die Deutsche Bank hatte das Werk als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Jetzt hat sie den Leihvertrag mit der Stiftung Max Ernst zum 1. September gekündigt.

Noch liegt die Kündigung nicht schriftlich vor

Allerdings liege diese Kündigung ihm noch nicht schriftlich vor, sagt Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender des Vorstands der Max Ernst Stiftung. Er werde mit Christian Sewing, dem Chef der Deutschen Bank, reden: „Und dabei kritisch hinterfragen, ob es bei den ebenso überraschenden wie erfreulichen Milliardengewinnen wirklich notwendig ist, ein solches Schlüsselwerk für 20 bis 25 Millionen zu verkaufen.“ Immerhin gibt es das Angebot, Capricorne nicht in eine Auktion zu geben, sondern über einen Verkauf zu verhandeln. Jürgen Wilhelm kann sich vorstellen, dass mehrere öffentliche und private Beteiligte es schaffen, die benötigte Summe zusammenzubekommen.

Ich bin gedämpft optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird, wenn beide Seiten sich sehr anstrengen
Landrat Frank Rock

„Ich bin gedämpft optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird, wenn beide Seiten sich sehr anstrengen“, sagt er. Und weiter: „Wir haben die Kündigung noch nicht akzeptiert.“

Auch Landrat Frank Rock (CDU) will sich mit der Entscheidung der Deutschen Bank nicht einfach abfinden. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass Capricorne im Max-Ernst-Museum bleibt, und werde Stiftungen und andere Interessengruppen kontaktieren, um eine Beteiligung am Kaufpreis zu erreichen“, sagt Rock. „Es ist wichtig, dass bedeutende Kunstwerke wie dieses für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben und nicht nur für Privatsammler oder Investmentzwecke genutzt werden.“

Es droht der Verlust eines Hauptwerks für das Brühler Museum

Es drohe nicht nur der „Verlust eines Hauptwerks für das Max-Ernst-Museum in Brühl, sondern auch für die Kulturlandschaft des Kreises und des Landes Nordrhein-Westfalen insgesamt“, sagt Rock. Dass die Deutsche Bank sich von solchen Kunstwerken trenne und die Region dadurch so schwäche, lasse ihn sehr an der Seriosität dieser Bank zweifeln.

Sein Amtsvorgänger Kreuzberg appelliert ebenfalls an die kulturelle Verantwortung der Bank. Vor drei Jahren stand der Verkauf des Werks schon einmal im Raum, dem Vernehmen nach soll die Deutsche Bank damals zwölf Millionen Euro als Kaufpreis aufgerufen haben. Damals habe der Verkauf abgewendet werden können, erinnert sich der damalige Leiter des vom Landschaftsverband Rheinland betriebenen Museums, Dr. Achim Sommer.

Capricorne ist das Herzstück des Museums

Capricorne sei nicht nur Max Ernsts größte, sondern auch bedeutendste Skulptur, das „Herzstück“ des Museums: „Da gehört es einfach hin.“ Dieter Gerhards, Vorsitzender der Max-Ernst-Gesellschaft, geht in seinem Urteil noch weiter: „Der Verlust geht an die Substanz des Museums, der Verlust ist nicht mit zwei oder drei Ölgemälden auszugleichen.“ Brühls Bürgermeister Dieter Freytag spricht von einem Verlust nicht nur für Brühl, sondern für die nationale Museumslandschaft.

Madeleine Frey, Sommers Nachfolgerin in der Museumsleitung, verspricht, sich mit aller Kraft dafür einzusetzen, dass die Bronzeplastik – sie nennt sie ikonisch – in der Heimatstadt des Künstlers bleibt. Sie erinnert daran, dass sie im Max-Ernst-Museum in einem sehr persönlichen Umfeld präsentiert werde: „Max Ernst tanzte selbst in dem Saal, wo Capricorne heute steht.“

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