Die Kommunen Wesseling und Bergheim versuchen mit verschiedenen Maßnahmen, die eigene Population an Tauben zu verringern.
Zu hohe PopulationTauben belagern das Rathaus in Brühl - Füttern in Wesseling verboten

Tauben haben das Rathaus in Brühl besetzt.
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Sie sitzen auf Dächern, auf Mauern und in den Nischen größerer Bauwerke: Tauben. Für einige sind sie eine Plage, „Ratten der Lüfte“, denen nur mit Tricks und List beizukommen ist. Daneben gibt es aber auch „Premium-Exemplare“ – Brieftauben zum Beispiel, die „Rennpferde des kleinen Mannes“, für die Züchter gerne auch mal viele Hundert Euro zahlen.
„Doch hier wollen wir die Tauben nicht haben“, sagt Diplom-Ingenieur Hans-Werner Seul von der Autobahn GmbH. Die Rede ist von den Autobahnbrücken. Zwar weiß Seul auch, dass viele der Tauben, die dort schlafen, ausgewilderte Brieftauben sind, doch auch das ist für ihn kein Grund, sie zu dulden.
Tauben verschmutzen Trägern der Autobahnbrücke bei Wesseling
Sein Blick fällt unter die Decke des neugebauten Teils der Brücke der A555 in Wesseling am Kronenweg. Kaum, dass dort die Träger eingebaut waren, hatte sich direkt eine ganze Kolonie von Tauben darauf niedergelassen. Ihr Kot könne über Jahre hinweg dem Stahl und dem Beton einer Brücke so zusetzen, dass sichtbare Schäden entstehen.

Tauben haben unter den Autobahnbrücken eigentlich nichts zu suchen - speziellen Spikes-Leisten verhindern wie hier in Wesseling, dass die Tauben sich ansiedeln können.
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„Außerdem verschmutzt der Kot der Tauben die Straße und die Gehwege – sogar Passanten könnten getroffen werden“, berichtet der Ingenieur. Im Auftrag der Autobahn GmbH wurden deswegen unter seiner Regie die Träger mit Spikes-Leisten nachgerüstet. „Sie verhindern, dass sich die Tauben auf die Träger setzen und dort womöglich auch brüten können“, erklärt Seul.
Um die Brückenbauwerke vor Taubendreck zu schützen, seien in Nordrhein-Westfalen schon einige Brücken mit solchen Spikes-Leisten aus Edelstahl nachgerüstet worden. „Bei den Rheinbrücken ist das Taubenproblem ganz besonders groß“, erklärt der Fachmann. Knietief hätten seine Kollegen dort bereits in den begehbaren Widerlagern und Überbauten unter den Brückenträgern im Taubenkot gestanden.
Brühl hat am Rathausdach Spikes gegen Tauben angebracht
Um die Tauben in den Innenstädten loszuwerden, setzen längst auch einige Städte und Kommunen auf ähnliche Vergrämungsmaßnahmen. Auch die Stadt Brühl hat beim Bau ihres neuen Rathauses Taubenspikes am Rathausdach angebracht. Dann jedoch musste am Rathaus wegen einiger Baumaßnahmen erneut ein Baugerüst aufgestellt und die Spikes abgebaut werden.
Es dauerte nicht lange, und die Tauben waren alle wieder da. „Die Situation ist dem Baugerüst geschuldet“, beschreibt die Mitarbeiterin der Pressestelle der Stadt Brühl die Lage. Zeitweise halten tatsächlich Hunderte Tauben das Rathausdach besetzt. Durch bauliche Veränderungen am Gerüst werde versucht, die Verschmutzungen im Griff zu behalten. „Explizite bauliche Schäden durch Tauben an den Rathäusern gibt es nicht“, so die Sprecherin.
In Wesseling ist das Füttern von Tauben verboten
In der Fußgängerzone in Wesseling hat man im Sommer 2023 den „Kampf“ gegen die Tauben aufgenommen. Damals wirkten einige Exemplare bereits so zahm, dass sie den Gästen in den Straßencafés die Eiswaffeln sogar vom Teller stibitzten. Andere lauerten in nächster Nähe der Gastronomie, um sich über liegengebliebene Krümel herzumachen. Und trotzdem gab es in Wesseling auch Menschen, die sich einen Spaß daraus gemacht haben, die Tauben zu füttern.

Mit einem Fütterungsverbot konnte in Wesseling die Population von Stadttauben deutlich reduziert werden.
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Das hat zu einem stadtweiten Taubenfütterungsverbot geführt, dass auch aktuell noch gilt und streng kontrolliert wird. Dazu wurden sogar Schilder aufgestellt, die auf das Fütterungsverbot hinweisen. „Wer in Wesseling Tauben füttert, muss auch jetzt noch mit einem Bußgeld von bis zu 40 Euro rechnen“, erklärt eine Sprecherin der Stadt.
Population der Tauben hat sich verringert
Das Konzept fruchtet. Schon im Sommer 2024 konnte man einen Rückgang der Stadttauben-Population feststellen. „Inzwischen sind die wilden Stadttauben hier kein Problem mehr“, so die Sprecherin. Die Population sei weiter rückläufig – auch wenn für Oktober noch keine neuen Zahlen vorlägen.

Gerade geschlüpft - zwei kleine Tauben. Sie wachsen im Hexenturm in Walberberg heran. Ehrenamtler haben dort Nistkästen zur Ansiedlung von Schleiereulen und Falken gebaut.
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Mit Tauben kennen sich auch die beiden Vogelexperten Peter Leyendecker und Wolfgang Werner aus der Nachbarkommune Bornheim bestens aus. Hoch im Hexenturm in Walberberg haben sie mit einigen Kollegen für die Ansiedlung von Schleiereulen und Falken Nistkästen gebaut und auch aufgestellt.
Doch nicht nur die Raubvögel haben Gefallen an den Nistboxen gefunden, sondern auch Tauben. Zeitweise lebten so im Hexenturm bis zu 20 Tauben. Knöcheltief lag dann der Kot auf dem „Dachboden“, den die ehrenamtlichen Falken- und Eulenbeauftragten händisch auffegen und alle 60 Stufen heruntertragen mussten – bis Leyendecker auf die Idee kam, einen Teil der Taubeneier kurz nach dem Legen gegen Kunststoffeier auszutauschen. „Seitdem ist die Population deutlich zurückgegangen“, berichtet Leyendecker. „Aktuell haben wir sechs Tauben im Turm“, sagt er. Und das sei für ihn und seine Kollegen völlig in Ordnung.