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Drastische Regeln für Wassersportler am Liblarer SeeNur im Einer auf den See

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Geschlossen ist das Gelände des Segel-Clubs Ville am Liblarer See. Der Verein hofft auf eine Änderung der Schutzverordnung.

Geschlossen ist das Gelände des Segel-Clubs Ville am Liblarer See. Der Verein hofft auf eine Änderung der Schutzverordnung.

Rhein-Erft-Kreis – Gespenstische Stille herrscht auf den Vereinsanlagen des Segel-Clubs Ville (SCV) und der benachbarten Wassersportfreunde am Liblarer See in Erftstadt. Sportliche Aktivitäten würden sie gern anbieten – doch sie dürfen nicht. Stephan Weiser, Vorsitzender des knapp 400 Mitglieder zählenden SCV hat kein Verständnis für die Untersagung des Sportbetriebs.

„Segeln, Rudern, Kanu, Tennis und Golf stellen auch im Verein kein Risiko dar“, betont Weiser. Für die Clubs sei es überhaupt kein Problem, die erforderliche Mindestabstände der Sporttreibenden einzuhalten. „Es ist doch völlig abstrus, auf dem See den Sport zu verbieten.“ Die Sporttreibenden suchten sich dann andere Gewässer, etwa den Rhein. „Dort aber ist das Risiko für Unfälle ungleich höher“, warnt der SCV-Aktive.

Alle sprechen über die Bundesliga, nur wenige über den anderen Sport

Die Stimmung kippe, wenn landauf, landab nach nunmehr sechs Wochen immer nur über die Fußball-Bundesliga gesprochen werde, andererseits aber bestehende „unsinnige Verbote“ in der übrigen Sportwelt nicht endlich aufgehoben würden. „Gerade Wassersport ist immer gesund und in Corona-Zeiten risikolos auszuüben.“

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Das Ordnungsamt betont, dass mit Inkrafttreten der Einschränkungen aufgrund des Coronavirus alle Vereine informiert worden seien, dass jeglicher Sportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen untersagt sei. Gegen das Segeln allein oder zu zweit spreche nichts – sofern die Vereinsanlage nicht genutzt werde. Und so gibt es tatsächlich auf den Seen in der Region lebhafte Aktivitäten zu beobachten.

Türschloss von Vereinsheim ausgewechselt

Beim SCV habe sich aber bei einer Kontrolle der Vereinsanlage am Liblarer See gezeigt, dass das Gelände zu einem Ausflugsort für viele geworden sei – unabhängig davon, ob gesegelt werde oder nicht, berichtet das Ordnungsamt. Von einer Genehmigung für einen Regelbetrieb sei in der Verfügung aber nie die Rede gewesen. Die Stadtverwaltung untersagte daher die weitere Nutzung des Geländes und damit auch das Segeln. SCV-Vorsitzender Weiser bestätigt, dass ein Mitglied gegen die Regeln verstoßen habe. Es sei sehr deutlich auf sein Fehlverhalten hingewiesen worden. Das Türschloss zum Vereinsheim sei ausgewechselt worden.

Hoffnung auf eine Lockerung der Verordnung setzen Stephan Weiser und andere Sportfreunde auf die für heute geplante Video-Konferenz der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten, bei der es um weitere Lockerungen gehen soll.

Im Einer auf dem Otto-Maigler-See

Unterdessen darf auf dem Otto-Maigler-See in Hürth seit Anfang der Woche wieder gerudert werden – aber nur allein im Einer-Boot. „Das hat uns das Ordnungsamt jetzt bestätigt“, sagt Rolf Marquardt, Vorstandsmitglied der Hürther Rudergesellschaft. Zuvor sei ein Ruderkamerad im Einer noch von Mitarbeitern des kommunalen Ordnungsdienstes „vom See geholt“ worden.

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Marquardt und seine 150 Vereinskameraden, darunter 30 Wettkampfruderer, haben dafür wenig Verständnis, denn eine Ansteckungsgefahr sei im Einer praktisch ausgeschlossen. Die Abstandsregeln könnten leicht eingehalten werden, sagt der Kassenwart der Rudergesellschaft: „Das Boot ist acht Meter lang, die Skulls haben eine Reichweite von drei Metern. Wir können uns also auf dem Wasser nicht wirklich nah kommen.“ Auf dem 2,5 Kilometer langen See, der an der schmalsten Stelle immer noch 500 Meter breit ist, sei Platz genug, um auf Distanz zu bleiben. „Wenn man um den See herum joggt, kommt man sich unweigerlich näher.“ Auch auf dem Vereinsgelände könne man sich problemlos aus dem Weg gehen. Wann der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden kann, ist aber weiterhin offen. „Wir drehen einsam unsere Runden“, sagt Marquardt, „reguläres Training findet nicht statt.“ Mannschaftsboote dürfen nach wie vor nicht auf den See, auch die Motorboote für die Trainer bleiben im Bootshaus. Das Ruderheim mit Kraft- und Gymnastikraum, Dusche und Toiletten bleibt gesperrt. „Uns ist offiziell der Zutritt zu dem Haus verboten worden“, berichtet Marquardt. Einige Wettkampfsportler aus dem Verein hätten sich Trainingsgeräte mit nach Hause genommen, um sich fit zu halten. „Aber es ist etwas anderes, jetzt wieder auf dem Wasser zu sein“, weiß Marquardt.

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