Gedächtnis wird digitalStadt Elsdorf bekommt einen neuen Archivar

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Alte Karten und Dokumente des Stadtarchivs sichten Archivar Christoph Hoischen (r.) und sein Nachfolger Thomas Kreft.

Alte Karten und Dokumente des Stadtarchivs sichten Archivar Christoph Hoischen (r.) und sein Nachfolger Thomas Kreft.

Elsdorf – Mehr als 33 Jahre lang war er der Herr über die Stadtarchivalien, betrieb Kulturarbeit und kümmerte sich um die Städtepartnerschaft. Jetzt geht Christoph Hoischen in den Fast-Ruhestand. Nachfolger Dr. Thomas Kreft soll sich verstärkt um die Digitalisierung des weitgehend analogen Archivs kümmern.

Gemeindedirektor Peter Tirlam hatte den jungen Historiker Hoischen 1987 in die Verwaltung geholt, um die Stadtgeschichte niederzuschreiben. Aus dem Projektvertrag wurde bald eine feste Anstellung. „Es gab noch keinen Computer in der Verwaltung. Und da ich mich ein wenig damit auskannte, war ich beim Einzug der EDV ins Rathaus bei den Kollegen sehr gefragt“, erinnert sich der 65-Jährige.

Hoischen gestaltet städtische Website

1990 wurde ihm die Pflege der neuen Städtepartnerschaft mit Bully-les-Mines und Aix-Noulette übertragen, „weil ich die französische Sprache beherrsche“. Als Dietmar Kinder in den Vorruhestand ging, übernahm er von ihm als Archivar das Gedächtnis der Stadt. In jüngerer Zeit kümmerte sich Hoischen zudem um die Gestaltung der städtischen Website.

„Als ich anfing, galt Elsdorf geschichtlich als weißer Fleck, der die Stadt aber nicht ist“, schildert Hoischen. Die Stadtgeschichte sei ihm in der Zeit ans Herz gewachsen, ebenso wie die Städtepartnerschaft. „Er ist das lebende Geschichtsbuch der Stadt“, sagte der Vorsitzende Peter Ruhnke in der für Hoischen letzten Sitzung des Kulturausschuss.

Weiterhin will der in Herzogenrath lebende Neu-Ruheständler geschichtliche Radtouren durch die Stadt anbieten und auch das Jubiläum der Städtepartnerschaft, das im Sommer ausfällt und 2021 nachgeholt werden soll, mit organisieren.

Pendlerkarten aus dem vorigen Jahrhundert

Die Hauptaufgabe seines Nachfolgers wird die elektronische Aufbereitung wichtiger und interessanter Dokumente sein. Sukzessive sollen Geschichtsdaten, Karten, Standesbücher und bedeutende Rats- und Verwaltungsakten gescannt und über ein digitales Findbuch leicht zugänglich gemacht werden.

Thomas Kreft steht dazu eine 25-Stunden-Woche zur Verfügung, „ausschließlich für das Archiv“, wie er betont. Der 53 Jahre alte gebürtiger Sauerländer ist gelernter Werkzeugmacher. Nachdem er auf dem zweiten Bildungsweg Abitur gemacht hatte, studierte er wie sein Vorgänger Geschichte in Aachen, dazu Geografie. Nach seiner Promotion arbeitete er als Journalist und in Forschungsprojekten der Aachener Hochschule.

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Im Zuge seiner Einarbeitung durch Hoischen fand Kreft interessante Altertümchen in den Regalen und Schränken im Rathauskeller vor. Etwa eine Flurbereinigungskarte von 1900 und eine Pendlerkarte von 1955, die aussagt, dass deutlich mehr Berufspendler nach Bergheim als nach Köln unterwegs waren.

„Wenn es brennt oder der Keller absäuft, sind die Schätze unwiederbringlich verloren“, sagt Kreft. Um dieses Risiko zu bannen und für die bessere Nutzung der Archivalien sei die Digitalisierung wichtig, die er jetzt konsequent betreiben wolle.

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