„Alleingelassen“Nachbarn des asbestbelasteten Ville-Express schreiben an Verwaltung

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Mittlerweile ist der Waggon, in dem Asbest gefunden wurde, unter Zeltplanen verschwunden.

Mittlerweile ist der Waggon, in dem Asbest gefunden wurde, unter Zeltplanen verschwunden.

Erftstadt-Liblar – Die schönen Sommerabende im Garten bekommen im Nachhinein einen schalen Beigeschmack. Hans Rudi Preiter wohnt gleich neben dem ehemaligen Ville-Express, der mittlerweile ein Asbest-Sanierungsfall ist. Seit einigen Wochen ist der ausgediente Eisenbahnwaggon in einem luftdichten Zelt verschwunden. Aber vorher lag der Spritzasbest, der im Wagendach verbaut war, zeitweilig frei.

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„Zum Glück herrscht hier meistens Westwind.“ Preiter übt sich in Optimismus. Er selbst war nicht zu Hause, als der Bagger anrückte. Doch er erinnert sich, dass seine Frau ihm erzählt habe, es fühle sich an wie ein Erdbeben. Mit einer riesigen Schere habe das Baugerät den Wagen hochgehoben und wieder zu Boden fallen lassen, um ihn zu zertrümmern. Spritzasbest ist nur leicht gebunden, Fachleute gehen davon aus, dass bei dieser Aktion hochgiftige Fasern freigesetzt worden sind.

Anwohner in Liblar wenden sich an Verwaltung

Mit Nachbarn, die auf der anderen Seite des Ville-Express-Geländes wohnen, hat das Ehepaar Preiter dann an die Stadtverwaltung geschrieben. „Ist sichergestellt, dass Anwohner und Passanten keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung ausgesetzt wurden und immer noch werden?“, lautet eine der Fragen in dem Brief. Die wird im Antwortschreiben von Dr. Ludger Risthaus, damals noch Leiter des städtischen Eigenbetriebs Immobilienwirtschaft, nicht beantwortet. „Es gab keinerlei Warnung“, beklagt Preiter. „Man fühlt sich schon alleingelassen.“

Mittlerweile hat ein anderes Unternehmen die Arbeiten an dem Waggon übernommen. Die Frage, ob die ursprünglich beauftragte Firma überhaupt befugt war, Asbestsanierungen durchzuführen, beantwortet die Bezirksregierung nicht: „Dazu dürfen wir leider aufgrund der geltenden Geheimhaltungsvorschriften keine Auskunft erteilen“, schreibt die Behörde auf Anfrage dieser Zeitung. In Risthaus’ Brief an die Anwohner heißt es: „Um erneute Unregelmäßigkeiten bei der Entsorgung zu vermeiden, werden der Arbeitsplan und die Anmeldung insbesondere bezüglich der Zulassung des letztendlich ausführenden Unternehmens besonders intensiv geprüft.“

Es werde davon ausgegangen, dass der Boden nahe dem Waggon so stark mit Asbest verseucht sei, dass er abgetragen werden müsse. Wenn auch der Schrott und die Gleise weggeräumt seien, werde nochmal eine Bodenprobe genommen, um eine Schadstoffbelastung auszuschließen.

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