Apfelpresstag an der Gymnicher MühleBiologische Station hatte Presse gemietet

Lesezeit 3 Minuten
erftstadt_apfelsaft_gymnich

Janina Brucker (l.), Sofia Doer (2.v.l) und Paul Schroder absolvieren ein freiwilliges soziales Jahr bei der Biologischen Station. Genau wie Mitarbeiterin Tarja Richter packten sie am Apfelpresstag mit an. 

Erftstadt-Gymnich – Das ist ja eine reiche Ausbeute“, sagte Margot Denfeld aus Hürth-Gleuel am Samstagmittag zufrieden. Mit ihrem Mann Christian hatte sie am Morgen rund 50 Kilogramm Äpfel zur Gymnicher Mühle gefahren und daraus 40 Liter Saft gewonnen.

Die mobile Apfelpresse von Diplom-Ingenieur Klaus Schulte aus dem Sauerland wusch, häckselte und presste den Saft. „Die Äpfel sind alle aus unserem Garten“, berichtete Margot Denfeld. Allerdings habe sie nur die kleinen Äpfel hergebracht. „Die große lagere ich im Keller“, sagte sie. Dort hielten sie sich mitunter bis in den März hinein.

Gastgeber der außergewöhnlichen Aktion war die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft. Um das eigene Obst zu verarbeiten, aber auch, um privaten Gartenbesitzern die Möglichkeit zu bieten, ihr Obst pressen zu lassen hatte sie die Apfelpresse gebucht.

Bei Freunden heiß begehrt

Der Zulauf war groß. Acht gut gefüllte Kisten voller Äpfel aus dem eigenen Garten brachten zum Beispiel Hubert und Margareta Heinen aus Altstädten-Burbach nach Gymnich. „Diese Aktion ist einfach klasse“, sagte Hubert Heinen.

Bisher habe er die Äpfel mit seiner kleinen Küchenmaschine zu Hause gepresst. „Da hatte ich immer tagelang zu tun“, berichtete er. „Unser Apfelsaft ist nämlich in der Familie, aber auch bei unseren Nachbarn und Freunden heiß begehrt“, sagte Heinen. 

erftstadt_apfelsaft_gymnich2

Auch die Früchte von Hubert Heinen wurden zu Saft verarbeitet.

Schnell türmten sich bereits am Vormittag die prall gefüllten Apfelkisten und -tonnen im Innenhof des Mühlengeländes, rund 1,3 Tonnen Äpfel kamen zusammen. Die Biologische Station hatte einen Stand mit Informationen über alte Apfelsorten und ihr Projekt „Obstwiesenrenaissance rund um die Ville“ aufgestellt.

Das Hauptaugenmerk der Besucher lag jedoch auf der mobilen Apfelpresse. Weil ein Teil der Maschine am Morgen defekt war, musste zunächst gewartet werden, bis ein Ersatzteil aus dem Sauerland eingetroffen war. „Die verlorene Zeit müssen wir wohl dranhängen“, sagte Klaus Schulte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Vor etwa 15 Jahren habe er sich die mobile Apfelpresse angeschafft, auch um die Früchte der eigenen Obstbäume zu Saft zu verarbeiten. Die Saftpresse sei bei seinen Kunden dann aber so gut angenommen worden, dass er inzwischen kaum mehr Zeit mehr habe, sich um sein eigenes Obst zu kümmern.

„Ich habe deswegen meine Obstflächen schon ganz ordentlich reduzieren müssen“, sagte er. In der Saison sei er mit seiner mobilen Presse nämlich ständig in der Region unterwegs. 

Fleißig packten auch Janina Brucker, Sofia Doerr und Paul Schroder mit an. Sie absolvieren ein freiwilliges soziales Jahr bei der Biologischen Station. Zu dritt schütteten sie die Äpfel auf das Förderband. „Die faulen müssen raus“, erklärte ihnen Willi Schieferdecker.

600 Kilogramm Äpfel pro Stunde

Er arbeitet seit sieben Jahren bei Klaus Schulte und kennt den Ablauf in- und auswendig. „Die Maschine schafft bis zu 600 Kilogramm in der Stunde“, berichtete er.

erftstadt_apfelsaft_gymnich3_

Viele Hände, rasches Ende. Bis zu 100 Kilogramm Äpfel häckselt die mobile Apfelpresse in zehn Minuten.

Liegen die Äpfel erst einmal auf dem Förderband, dauert es nur wenige Minuten, bis sie gewaschen im Häcksler landen und als Maische in die bereitliegenden Tücher fallen, wo sie von Schieferdecker gestapelt und in Tücher verpackt unter die Presse gelegt werden.

Der Saft gelangt in den Wärmeaustauscher und wird auf 80 Grad erhitzt. „Dadurch werden die Hefen ausgeschaltet, so kann der Saft nicht mehr gären“, erklärte Schieferdecker. Abschließend werde der Saft in fünf Literschläuche vakuumverpackt und halte sich so bis zu einem Jahr.

KStA abonnieren