500 Meter mitgerissenSo erlebte ein Taxifahrer die Flut auf der B 265 bei Erftstadt

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Gerade noch rechtzeitig konnte der Fahrer seine Passagiere absetzen und sich später selbst in Sicherheit bringen.

Gerade noch rechtzeitig konnte der Fahrer seine Passagiere absetzen und sich später selbst in Sicherheit bringen.

Erftstadt – „Das war ein Tag, so einen brauchst du nicht.“ Johannes F. ist der Schock noch anzuhören. Der rüstige Rentner, der nebenbei für das Taxiunternehmen Naurath in Kerpen arbeitet, war gerade auf der Luxemburger Straße unterwegs, als dort in Höhe Liblar am Donnerstagmorgen mehr als 70 Autos und Lastwagen in den Hochwasserfluten versanken.

Taxi Naurath ist auf Rollstuhlfahrten spezialisiert und verfügt über besondere, mit einer Rampe ausgestattete Fahrzeuge. Johannes F. fährt seit vielen Jahren Taxi und hat gerade seinen Personenbeförderungsschein verlängert. Mit seinem Taxi fuhr er eine ältere Rollstuhlfahrerin, die von ihrer Tochter begleitet wurde. Er sollte sie vom Awo-Heim in Lechenich zu einer radiologischen Untersuchung am Krankenhaus in Erftstadt-Frauenthal und wieder zurück bringen. Dafür musste der Fahrer jedes Mal über die Luxemburger Straße (B 265).

„Dann merkte ich, dass es da vorne unruhig wurde“

„Ich habe meine Fahrgäste gegen 9.30 Uhr abgeholt und zum Krankenhaus rübergebracht. Da war nur ein wenig Wasser auf den Straßen.“ Sperrungen gab es nicht. Am Krankenhaus angekommen stellte sich heraus, dass hier schon geräumt wurde und die Untersuchung nicht stattfinden konnte. Also sollte Johannes F. seine Fahrgäste wieder zurück nach Lechenich bringen.

„Auf der Luxemburger Straße ging es auf der linken Spur nur langsam voran, während auf der rechten Spur schon etwas Wasser lief.“ Doch das schien kein Problem zu sein. „Dann merkte ich, dass es da vorne unruhig wurde. Die ersten Autofahrer vor mir fingen an, zu drehen. Ich konnte aber nicht richtig erkennen, warum. Dann ging die Welt unter.“ Eine Flutwelle, die von vorne kam, erfasste sein Auto und schob es zurück.

B 265 bei Erftstadt: „Der Rollstuhl schwamm später da rum“

„Das Wasser war stärker. Ich bin mitsamt meinen Fahrgästen etwa 500 Meter in meinem Auto zurückgetrieben worden in Richtung Brühl. Dann war ich fast wieder da, wo ich auf die Straße gefahren bin.“ Dabei habe er es noch geschafft, anderen Fahrzeugen auszuweichen. Am Ende der Strecke stand die Polizei. „Sie müssen raus“, riefen die Beamten. Der Wagen befand sich wieder mehr oder weniger auf dem Trockenen. „Er fuhr aber nicht mehr. Ich konnte keinen Gang einlegen, irgendwie muss die Elektronik beschädigt worden sein.“

Da das Wasser an dieser Stelle in diesem Moment nur etwa fünf Zentimeter hoch stand, konnten seine Fahrgäste noch aussteigen. Für die Rollstuhlfahrerin wurde die Rampe ausgefahren. Glücklicherweise sei ein Autofahrer aufgetaucht und habe ihm seine Fahrgäste abgenommen. „Wie er die Mutter in sein Auto hineingekriegt hat, weiß ich nicht. Der Rollstuhl jedenfalls ist übrig geblieben und schwamm später da rum.“

Taxifahrer aus Kerpen: „Ich war machtlos“

Johannes F. blieb bei seinem Fahrzeug und stand bald hüfthoch im Wasser. „Hier lief die Senke voll. Um mich hat sich keiner gekümmert.“ Er watete über die Straße in Richtung Brühl und kletterte an einer Brücke in den Hang, um sich in Sicherheit zu bringen. Mehr als fünf Kilometer sei er dann bis Kierdorf gelaufen, wo ihn sein Chef abgeholt habe.

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Sein Fahrzeug ist mittlerweile gefunden worden und steht bei einem Abschleppdienst auf dem Hof. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich habe mir nur meine Blase erkältet“, erzählt F.. Er hoffe, dass es auch seinen Fahrgästen gut gehe. „Ich bin tief getroffen, dass ich die beiden Frauen nicht selbst sicher nach Hause bringen konnte. Aber ich war machtlos.“

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